Silvaner im Fokus: Goldene Rebscheren vergeben

06.08.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Veitshöchheim) - Als 1998 das Silvaner-Forum mit Winzern und Funktionären vor allem aus Franken und Rheinhessen gegründet wurde, ging es zunächst in erster Linie darum, den starken Rückgang der Sorte (die einst in den sechziger Jahren die Nummer eins in Deutschland war) zu bremsen. Später wurde mit einem Wettbewerb auf die qualitativen Möglichkeiten des Silvaner aufmerksam gemacht. Vor kurzem wurden zum achten Mal in großer Runde in Veitshöchheim etliche Weine kritisch unter die Lupe genommen. Am Ende hatten die Franken besonders viel Grund zum Feiern. Denn von den sieben Siegern in verschiedenen Kategorien kamen sechs aus dem bayerischen Anbaugebiet.

 

In der Basic-Klasse gewann Ernst Popp aus Iphofen (2014 Kabinett Iphöfer Kalb); er teilte sich hier den Sieg mit dem einzigen Nichtfranken in der Gewinnerliste, nämlich dem Weingut Bungert-Mauer aus Ockenheim (2014 Rheinhessen-Silvaner). In der Kategorie Premium siegten das Juliusspital Würzburg (2013 Großes Gewächs Iphöfer Julius-Echter-Berg) und die Bayerische Landesanstalt für Weinbau Veitshöchheim (2012 Spätlese Thüngersheimer Scharlachberg). Bei Solitär hatte Rainer Sauer aus Escherndorf die Nase vorn (2012 „L“ Escherndorf am Lumpen Großes Gewächs). In der Nobel-Gruppe gewann das Weinbau Baldauf aus Ramsthal (2012 Eiswein Ramsthaler St. Klausen). Bei den gereiften Weinen war eine 2002 Silvaner Spätlese trocken aus dem Julius-Echter-Berg vom Weingut Wirsching aus Iphofen nicht zu schlagen. Und dann war da noch die Kategorie International, in der ein 2014 Eisacktal Sylvaner aus Südtirol vom Kuenhof (Familie Pliger) Brixen der Beste war.

Insgesamt wurden 382 Silvaner angestellt. „Ein toller Erfolg für Franken und das Silvaner-Forum“, freute sich der Vorsitzende Artur Steinmann, der auch Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes ist. Schaut man genauer hin, ist das Ergebnis und hier der große Triumph der Franken zu relativieren. Denn zwei Drittel der Anstellungen kamen aus dem Bayerischen, nur 29 Prozent aus Rheinhessen – obwohl in diesem Anbaugebiet mit gut 2300 Hektar gegenüber 1400 Hektar deutlich mehr Silvaner-Reben stehen. Die Pfalz, die einige hervorragende Silvaner-Erzeuger vorweisen kann, war ebenso nur mit einigen Weinen dabei wie Württemberg und Baden (hier gibt es am Kaiserstuhl beachtliche Gewächse, aber die wurden wohl nicht ins Rennen geschickt). Österreich, Ursprungsland der Sorte, war überhaupt nicht präsent, obwohl es einige Betriebe mit gut strukturiertem Silvaner gibt.

Künftig wird es also für das Silvaner-Forum darauf ankommen, alle wichtigen Erzeuger ins Boot zu holen. Auch über die Einreihung in die verschiedenen Kategorien sollte man sich Gedanken machen. Wenn ein Großes Gewächs unter „Premium“ und ein anderes „GG“ unter „Solitär“ steht, dann passt das nicht so recht zusammen. „Es ist die Entscheidung der Winzer, wo sie dabei sein wollen“, meinte Organisator Hermann Mengler, der fränkische Weinbauberater. Manchmal spielt hier wohl auch Selbstüberschätzung eine Rolle. 42 Prozent, also rund 160 Weine, wurden für „Premium“ aufgeboten. Was dann aber teilweise in dieser Gruppe verkostet wurde, wäre besser bei „Basic“ aufgehoben gewesen. 

Und Gedanken machen sollten sich die Veranstalter auch über die Zusammensetzung der Jury. Es waren etliche Winzer dabei. Einer aus der Nachbarschaft punktete sehr, sehr großzügig. Auch Mittelmaß war ihm 18 und mehr Punkte (von 20) wert. Solche Leute können Ergebnisse ganz schön verfälschen.

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