Englischer Wein muss in den Fokus

24.03.2015 - arthur.wirtzfeld

UK (London) Englische Winzer sollen sich nicht von Nebenprodukten ablenken lassen sondern sich "... auf ihre Weine und den Erhalt ihrer Weinregion konzentrieren", mahnt Richard Balfour-Lynn, Eigner von Hush Heath, am Rande eines Gesprächs auf der vergangenen ProWein. Dabei kritisiert Balfour-Lynn vor allem die Eitelkeit der Pläne einiger seiner Winzerkollegen, die für die Produktion in der Weinregion Sussex die Regeln der Champagne anwenden wollen und dazu eine Sussex Appellation (PDO) fordern (... wir berichteten: Englands Winzer wollen Sussex Appellation). Die Forderung einer Sussex Appellation mit neuen Regeln hat Winzer und Weinhandel in England zweigeteilt, gefolgt von heißen Diskussionen. Aber auch bei unseren Lesern sorgte die Meldung für erhöhte Aufmerksamkeit, wie wir ebenfalls auf der ProWein in Gesprächen feststellen konnten.

 

"Vielen geht es um ihre eigene Wichtigkeit, aber die bedeutet nichts", sagt Richard Balfour-Lynn. Dessen Weingut Hush Heath und auch der befreundete Erzeuger Chapel Down sind gegen eine PDO der benachbarten Weinregion Sussex. "Der englische Wein benötigt ein Shake-Up im Marketing und die Weinerzeuger sollten enger zusammen wirken, um den Export und die Vermarktung in den ausländischen Märkten zu unterstützen", rät Balfour-Lynn. Währenddessen hat die englische Handelsorganisation für Wein nur begrenzte Mittel, die bei weitem nicht ausreichen, um die wirtschaftliche Exposition der britischen Weine merklich zu erhöhen.

"Das Gros der Winzer in England arbeitet für sich. Dabei wäre es anzuraten, gemeinsam zu denken und zu wirken. Wir müssen uns mehr als eine Art Genossenschaft, also als eine homogene Gruppe betrachten", meint Balfour-Lynn. Dabei sind die englischen Winzer auf einem guten Weg, denn der merkliche Umsatzanstieg im letzten Jahr und die guten Erntebedingungen im letzten Herbst führten zu einem Optimismus, den Erfolg des letzten Jahres auch in 2015 zu wiederholen. "Die Steigerung der Absätze hat allen gut getan. Viele haben in Weinberge, in Keller und für verbesserte Erntebedingungen investiert. Aber wir dürfen das Marketing nicht vernachlässigen", mahnt Balfour-Lynn.

Für dieses Jahr peilt die englische Weinindustrie einen Umsatz von rund 100 Millionen Pfund (rund 140 Millionen Euro) an. Das wäre dann ein absoluter Rekord für das aufstrebende Weinland.