Biowinzer Nicolas Joly kämpft gegen die Interloire

19.02.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Angers) – Nicolas Joly wird aus der Interloire (Interprofession des Vins du Val de Loire), der offiziellen Organisation zur Vertretung der Winzer und Weine der Loire, austreten. Joly beschuldigt die Interloire, die biologisch und biodynamisch wirtschaftenden Winzer der Loire nicht zu respektieren. Seine Entscheidung verkündete Joly jüngst, nachdem ihn ein französisches Gericht zu 5.803,03 Euro zuzüglich 1.500 Euro Gerichtskosten verurteile, weil er seine Mitgliedsgebühr an die Interloire nicht gezahlt hatte.

 

Gegen das Urteil hat Joly Berufung eingelegt und gleichzeitig der Interloire gegenüber die Kündigung seiner Mitgliedschaft überreicht. Jolys Familie besitzt seit 1961 Rebflächen im La Coulee de Serrant – einer kleinen Appellation von sieben Hektar in der AOC Savennière – die laut historischen Urkunden von Mönchen im Jahr 1130 angelegt wurden und die von Joly seit 1981 biodynamisch bewirtschaftet werden.

Jolys Reaktion ist vorläufig die letzte Episode in einem schon lang andauernden Kampf zwischen Frankreichs biologisch und biodynamisch wirkenden Winzern und deren regionalen Organisationen. Der gemeinsame Tenor der Winzer ist der Vorwurf an die Institutionen, dass diese ihre Gebühren für die Förderung von industriell hergestellten Weine verwenden und die Unterstützung der Bioweine vernachlässigen würden.

Das Gerichtsverfahren, das in letzter Woche endete, kommentierte Jolys Pariser Anwalt Eric Moran, der sich im Tenor der Verteidigung beklagte: „Die Erzeuger, die seit Jahrzehnten ihre Rebflächen organisch und biodynamisch bewirtschaften und deren Weine das unverwechselbare Terroir dieser Anlagen in sich tragen, sehen ihre Beiträge verschwendet, da diese vermehrt oder in großem Stil für geschichtslose Weine ohne Charakter verwendet werden.“ Joly bekräftige die Worte seines Anwalts und fügte hinzu: „Ich werde eine eigene Organisation für La Coulee de Serrant mit den Prinzipien, wie wir Winzer dort wirtschaften, gründen.“ 

Der Vorfall wird auf Seiten der Winzer und der regionalen Organisationen kontrovers diskutiert. So kommentiert Laurent Menestrau, Präsident der lokalen Föderation für die Anbauzone Anjou, in den dortigen Medien: „Ich denke, dass die Gründe zum Austritt von Nicolas Joly aus der Interloire nicht korrekt wiedergegeben wurden. Die Interloire kümmert sich nicht nur um die Kommunikation rund um die Weine der Loire, sondern sie erfasst auch für alle unter Ertrag stehenden Flächen wichtige statistische Daten und vertritt alle Weingebiete der Region gleichermaßen. Mir ist unverständlich, warum Nicolas Joly seine durchaus überschaubare Gebühr pro produzierter Flasche nicht entrichten will, während er seine Weine für 60 bis 70 Euro verkauft.“ 

Für Kenner der französischen Weinszene ist Nicolas Joly, dessen Weine aus der Rebe Chenin Blanc sich wohl auch nur betuchte Weinkenner leisten, kein Unbekannter. Zusammen mit der Winzerin und Grande Dame der Bourgogne, Bize Leroy (ehemals Miteigentümerin der Domaine de la Romannée-Conti und jetzt Eignerin ihrer eigenen Domaine Leroy im Burgund), gehören beide zu den extremsten Verfechtern des biodynamischen Weinbaus in Frankreich. Der in der Weinszene auch als „Bio-Apostel“ bekannte Joly geht sogar so weit, dass er die Ernährung seiner eigenen Pferde, die er im Weinberg einsetzt und mit deren Mist er seine Rebflächen düngt, kontrolliert. Jolys Weine sind aber auch außergewöhnlich, individuell, unvergleichlich und von hoher Qualität. Seine Chenin Blanc, die Kenner keineswegs jung trinken, können locker zwanzig Jahre lagern und gehören weltweit zu den Spitzengewächsen dieser Sorte. 

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