Weinberge der Toskana sollen Umwelt schädigen

16.09.2014 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Florenz) – Eine wachsende Besorgnis erfasst die Winzer der Toskana, nachdem lokale Behörden einen Bericht zur Umweltlage in der Weinregion bekannt gaben. Laut der Ausarbeitung, die Teil eines regionalen Entwicklungsplanes (Piano di indirizzo territoriale, kurz PIT) der toskanischen Regierung ist, sollen insbesondere Neuanpflanzungen zu Umweltschäden führen können. Insbesondere wird im Bericht festgestellt, dass die in den letzten Jahrzehnten angelegten Rebflächen Bodenerosionen und Verschmutzung des Hangwassers forcieren. Die Analyse titelt: „Die Weinberge haben die natürliche Landschaft der Toskana verändert“.

 

Zur Zeit engagieren sich die Winzer für eine Unterschriftssammlung, die einem Protestbrief an Enrico Rossi, Gouverneur der Toskana, beigelegt werden wird. „Ich bin auch sehr besorgt über die PIT“, sagt Nicola Biasi, Technischer Direktor bei Poggio San Polo. „Sicherlich wird hier und da in Italien mit Neuanpflanzungen übertrieben. Da werden Wälder abgeholzt und ganze Hügel und damit die Landschaft verunstaltet. Aber in den klassischen Bereichen der Toskana ist dies nicht der Fall. Hier bei uns harmonisieren die Weinberge mit den Menschen sowie mit den Dörfern wie Montalcino, Castellina in Chianti, Radda, Greve und Montepulciano. Wein ist ein wesentlicher Teil der toskanischen Geschichte. Die ganze Welt beneidet uns wegen unserer Weinberge.“

Die Erzeuger argumentieren in ihrem Protestbrief, dass beispielsweise nur 15 Prozent der Siedlungsfläche von Montalcino mit Reben bepflanzt sind. Außerdem würde eine wachsende Zahl der Winzer sich von Chemikalien abkehren, weil Sie ein Verständnis für ihre Umwelt haben und die Landschaft erhalten wollen.

„Es ist mir nicht klar, wie die Regierung die Erweiterung von Weinbergsflächen beschränken will“, sagt Giuseppe Liberatore, CEO des Consorzio Chianti Classico. „Und bei der PIT waren die Winzer nicht beteiligt. Auch wir konnten nicht bei der Erarbeitung der Analyse mitarbeiten. Eines ist klar: Die Winzer der Toskana haben kein Interesse die schöne Landschaft zu ruinieren, die ein konsequenter Teil ihres Erbes und ihres Einkommens sind. Ohne Weingüter wäre die Toskana hässlicher, ärmer und sicherlich auch sozial benachteiligt – man denke bloß an Arbeitslosigkeit und Landflucht.“

„Ich erwarte, dass ein Kompromiss mit den Winzern erarbeitet wird, denn beide Seiten haben ein Interesse an einer nachhaltigen Weinproduktion“, wird Enrico Rossi in den regionalen Medien zitiert.