Münchner Weininseln: Wie „Tage der offenen Keller“

05.02.2014 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (München) - Eine junge Mitarbeiterin einer Weinhandlung rüttelt die Münchner Weinszene wach. Nicola Neumann, bei Noble Wine (eine Top-Adresse für Burgunder und Champagner, deutsche Spitzenweine und das Piemont) zuständig für Marketing und Vertrieb, denkt über den eigenen unternehmerischen Tellerrand hinaus. Deshalb gab es letztes Jahr im Oktober und jetzt wieder im März (1., 8. und 15.) die „Münchner Weininseln“, die in den verschiedenen Stadtteilen angesteuert werden können.

 

Das ist eine gemeinsame Aktion von ambitionierten, in der Regel inhabergeführten Weinhandlungen, die einige Tage lang alles Konkurrenzdenken vergessen, um Synergieeffekte zu schaffen, die möglicherweise auch von längerer Dauer sind. Profitieren können von diesen Aktionen vor allem Fachhandlungen, die zwar ambitioniert sind, aber beim Marketing und im IT-Bereich gewisse Defizite haben, bzw. deren Budget nicht genug für eigenständige Maßnahmen hergibt. Vorbild der Initiative sind „Tage der offenen Keller“, wie sie häufig in Weinbaugebieten offeriert werden. Weinfreunde haben hier die Möglichkeit, sich auch ohne große Vorkenntnisse dem Wein auf unkomplizierte Art zu nähern und zu entdecken, was an verschiedenen Orten in München geboten wird. „Wir wollen Schwellenangst abbauen“, meint Nicola Neumann. „Wir wollen deutlich machen, dass eine Weinhandlung kein Ort nur für Weinkenner sein soll, sondern für Jedermann, der Wert auf Qualität legt, ähnlich wie beim Kaffee oder beim Fleisch.“

Eine Reihe der beteiligten Vinotheken bieten ein beachtliches, aber nur von der Stammkundschaft wahrgenommenes Flair. Das soll sich mit dieser Aktivität ändern. An den jeweiligen Tagen werden „handgemachte Gewächse“ in den Mittelpunkt gestellt. „So wollen wir das Thema hochwertiger Wein in der Wahrnehmung stärken“, meint die "Noble Wine"-Fachfrau.

Am 1. März sind die Stadtteile Au/Haidhausen dran, eine Woche später finden sich die Weininseln in Neuhausen und Nymphenburg. Den Abschluss bilden am 15. März Schwabing und die Maxvorstadt. An diesem Tag begrüßt der diesjährige Schirmherr Christian Mürau (TV Moderator und Sommelier) Presse und Gäste im Garibaldi Stammhaus in der Schellingstrasse. Daran schließt sich dann ein Gespräch mit Eberhard Spangenberg (Garibaldi-Gründer) über die Chancen und Herausforderungen für den deutschen Fachhandel an. Beteiligt sind neben einer Reihe kaum bekannter Weinhandlungen auch einige, deren Aktivitäten über München hinaus reichen, etwa Garibaldi (wie bereits terminlich erwähnt), rotWEISSrot, Grenzgänger, Machacek, Herbig und Aquitaine.

Ausgangspunkt für die „Weininseln“ war die Tatsache, dass immer mehr Wein online oder im Lebensmittelhandel und Discount gekauft wird. Bei der ersten Veranstaltungsrunde im Oktober wurden immerhin rund 1000 Besucher an drei Samstagen registriert. In Mainz beim Deutschen Weininstitut wurde die Münchner Aktivität ebenfalls wahrgenommen. Demnächst wird es Gespräche wegen einer möglichen Zusammenarbeit mit den „Weinentdeckerwochen“ des DWI geben. Eine Ausweitung der „Weininseln“ auf andere Großstädte will Neumann nicht ausschließen. Und ganz nebenbei soll sich eine Art Netzwerk entwickeln, von dem die Mitglieder der „Weininseln“ über die Aktionstage hinaus profitieren.