'Burgunds Vigneron' Hubert de Montille verstorben

13.11.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Puligny-Montrachet) - Einer der angesehensten Winzer und freimütiger Anwalt aus dem Burgund, Hubert de Montille, ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Es war der 1. November als er mit Familie und Freunden am Tisch bei einem Glas Pommard Rugiens 1999 einem Herzinfarkt erlag. "Immer ein Lächeln auf den Lippen, immer gute Argumente rund um den Wein - ein Kraftpaket verwurzelt mit dem Weinberg und gleichzeitig mit dem Gesetz", so könnte man Hubert de Montille in aller Kürze beschreiben.

 

Geboren am 25. Oktober 1930 in einer den Traditionen verhafteten Winzerfamilie, die seit dem 18. Jahrhundert Weinbau betreibt, wurde Hubert de Montille in jungen Jahren mit dem Tod seines Vaters konfrontiert. Die Mutter schlug vor, das Gut und die Weinberge zu verkaufen, um ihrem Sohn eine bestmögliche Ausbildung zu finanzieren. Doch Hubert, damals noch Teenager, wehrte sich vehement gegen die Aufgabe der Familientradition. Obwohl die Familie es sich eigentlich nicht leisten konnte, studierte Hubert Jura und wurde Anwalt.  

Als er im Jahr 1947 den Familienbetrieb, eine große Domain mit Beteiligungen in der Côte de Nuits und Côte de Beaune, erbte, waren die Rebflächen von ehemals 70 Hektar zum Ende des 19. Jahrhunderts bis auf sechs Hektar nach dem zweiten Weltkrieg geschrumpft. Während Hubert de Montille in der Woche als Rechtsanwalt in Dijon wirkte, betrieb er am Wochenende als Winzer den Aufbau der Domain. In den 1950iger und 1960iger Jahren rettete er das Familiengut, baute es aus und steigerte dessen Reputation. Entgegen seinen Kollegen, die Maximalerträge auf Kosten der Qualität einfuhren, hielt Hubert de Montille die Erträge niedrig, selektierte streng die Trauben und vinifizierte seine Weine mit einem Minimum an Künstlichkeit. 

Hubert de Montille umarmte seine burgundische Heimat und deren Weinkultur. Er zelebrierte den Wein mit seinem Terroir – dennoch waren seine Weine für ihn keine soziale Trophäe. Seine Erscheinung mit rasiertem Kopf, Hosenträgern und Bauernkappe symbolisierte den Inbegriff des ‚Vigneron’ - das Bild eines gestandenen urwüchsigen Winzers. „Er kultiviert die französische Lebensart. Er steht für freies Denken, freie Rede, ist humorvoll und strebt nach Schönheit“, beschrieb ihn zu Lebzeiten Jacky Rigaux, ein französischer Weinkritiker. 

Hubert de Montille sagte stets, er mache nur Weine, die seinem eigenen Geschmack entsprechen. Er füllte seine Weine selbst, statt dies den Negociants zu überlassen. Ein niedriger Alkohol in seinen Weinen war ihm ebenso ein Anliegen wie dessen Farbe im Glas und Aromen in der Nase. Seine Weine aus den Weinbergen um Volnay und Pommard zeigten sich in ihrer Jugend eher streng wobei sie mit zunehmendem Alter mit einer ungewöhnlichen Reinheit und Finesse aufwarteten.

Hubert de Montille hinterlässt seine Kinder Isabelle, Etienne und Alix sowie drei Enkelkinder. Seine Frau Christiane verstarb im Jahr 2008. Seinen Sohn Etienne, der auch erst eine berufliche Ausbildung machen musste und dann Önologie studierte, ließ Hubert de Montille ab dem Jahr 1983 im Betrieb mitwirken. Im Jahr 1995 wurde Etienne de Montille zum Co-Manager ernannt. Fortan begann er die Domain in Richtung des ökologischen Weinbaus zu steuern, wobei er die Vision seines Vaters forttrug: Echtheit, Reinheit, Eleganz und Balance. 

Alix Montille, Tochter von Hubert de Montille, gründete mit ihrem Bruder Etienne in 2003 die 'Deux Montille Sœur-Frère', ein Weinhandelshaus, das sich in der Folge auf Weißweine spezialisiert hat. Während Etienne in der Domaine de Montille für die Rotweine verantwortlich zeichnet, übernahm Alix ab 2006 die Verantwortung für die Weißweine. Bis heute ist die Domaine de Montille auf rund 25 Hektar angewachsen, wovon 75 Prozent Premier oder Grand Grus Lagen in Côte de Nuits und Côte de Beaune sind.