Zwischen Trend und Tradition: Portugals Cuvée-Tradition

25.09.2013 - arthur.wirtzfeld

PORTUGAL (Porto) – Traditionell war Portugal lange Zeit ein „Cuvée-Land“. Die Gründe hierfür reichen von den vegetativen Bedingungen bis hinzu den damals üblichen Anbaumethoden. In vielen Regionen Portugals herrscht ein eher kompliziertes Klima für eine ausgewogene Reife einzelner Rebsorten. Dieses Wissen führte dazu, dass bereits in den Weinbergen mit Mischsatz die Grundlage für die späteren Cuvées geschaffen wurde.

 

Die typischen Cuvées, damals wie heute, sind ausgewogene und komplexe Weine. In früheren Zeiten allerdings oftmals als sehr tanninhaltig und rustikal empfunden. Eine der Stärken heutiger portugiesischer Winzer ist das Bekenntnis zu modern ausgebauten autochthonen Rebsorten. Diese werden in der Regel zu landestypischen Cuvées mit ihrer originellen geschmacklichen Ausrichtung verschnitten.

Für den portugiesischen Wein begann 1986 mit dem Beitritt zur EU eine neue Ära. Die Weinbauregionen wurden reorganisiert und zudem ein neues Appellationssystem eingeführt. Aktuell gibt es in Portugal 31 kontrollierte Ursprungsbezeichnungen (DOC), wovon jede ihre eigenen strikten Produktionsvorschriften und geografischen Grenzen besitzt. Daneben, an zweiter Stelle der Weinklassifizierung, stehen die Vinho Regional (Regionaler Wein), mit insgesamt 14 dieser Landwein-Regionen (IGP).

Die geografischen Grenzen in Portugals Weinregionen sind oftmals weiträumiger und die übrigen Produktionsvorschriften im Vergleich zu anderen europäischen Weinnationen weniger streng. Zudem ist die Anzahl der zugelassenen Rebsorten meist größer. Diese Voraussetzungen ermöglichten den Winzern mehr Raum für Individualität und die wurde konsequent genutzt. Das Ergebnis heute: Abschied von den allzu rustikal ausgebauten Weinen und hin zum modernen Ausbau der alten, einheimischen Rebsorten.

Heute befasst man sich in Portugals Weinbergen neben den traditionellen Cuvées immer intensiver mit dem großen autochthonen Rebschatz. Mit einer Rebfläche von knapp 240.000 Hektar, von der Algarve bis zum Minho, sind eine Vielfalt von 250 zugelassenen autochthonen Rebsorten kultiviert. So entstehen derzeit beispielsweise aus den Rebsorten Touriga National, Trincadeira, Bical und Tinta Roriz elegante rebsortenreine Weine, die sich ebenso international messen lassen können wie ihre daraus resultierenden Cuvées.

Einige Vertreter der roten Cuvées haben wir für Sie verkostet:

2011 Wine on the Rocks Finkus Collection "Lolita"
14,5 % Alc. – D.O.C. Douro.

Dieser rote Douro-Cuvée ist ein Joint-Venture der bio-zertifizierten Quinta do Popa Lda. aus Tabuaço im nördlichen Douro-Tal und dem Weinblogger und Weinhändler Finkus Fripp aus München. Neben den bekannten Rebsorten Tinta Riz (portugiesische Variante des Tempranillo) und der hochwertigen Touriga Nacional haben noch die Sorten Touriga Franca, Trincadeira, Tina Cao, Tinta Barroca, Sousao, Malvasia Fina, Viosinho und Fernao Pires Anteil an diesem kühlen mineralischen Roten mit kunstvollem gestaltetem Etikett. Der Wein "Lolita" präsentiert sich uns mit einem ausgeprägten rotfruchtigen Aroma und gleichzeitig richtig frisch, dabei würzig, saftig und knackig. Er steht für die neuen hochwertigen Roten Cuvées aus dem Douro, bringt großen Trinkspaß und ist letztlich auch ein Beispiel für eine Kooperation, die uns als gelungen scheint. Ein Wein, der schon Ansprüche stellt und uns sehr gefallen hat. (Online für ca. 16 Euro erhältlich)

2010 Unum Reserva Vinho Regional Beiras
13% Alc. – Caves Primavera Sa Agueda

Hier hat die Caves Primavera im wahrsten Sinne des Wortes eine prima Cuvée geschaffen. Der Unum Reserva holt seine Kraft aus den Ton-, Kalk- und sandigen Böden des Anbaugebietes Bairrada (rund 70 km südlich von Porto) und ist gekeltert aus den Rebsorten Tinta Roriz, Touriga Nacional und Baga. In der Nase wirbeln Aromen von Brombeeren und Kirschen, einem Vanille - Schokolade - Kaffee - Mix, sowie mit Nuancen von Nelken, Pfeffer und Veilchen. Am Gaumen überrascht der Unum Reserva mit Druck, Saft aber auch mit Würze und feiner Mineralik. Seine muskulöse Eleganz (das ist in diesem Fall keineswegs ein Widersprich) geht über in einen ebenfalls eleganten Charme mit langem angenehmen Nachhall. Ein Wein, der einfach so Spaß macht und über ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis verfügt. (Online für ca. 8,50 Euro erhältlich)

2008 Vinho Tinto Quinta de Ramozeiros Douro D.O.C.
13,5% Alc. – Sociedade Abricola Quitna de Ramozeiros Lda. (Vacalar – Armamar)

Dieser Vinho Tinto Quinta de Ramozeiros wurde nach der malolaktischen Gärung in Edelstahltangs zweigeteilt. Etwa 95 Prozent reiften für 12 Monate in französischen Eichenfässern und fünf Prozent in amerikanischen Eichenfässern bevor er dann unfiltriert abgefüllt wurde - wir meinen: Eine Spielart der Vinifizierung, die im Glas eigentlich nicht merkbar ist. Aber dennoch: Sein weicher Charakter ist in der Nase mit Aromen von reifen Kirschen, Brombeeren und Heidelbeeren, gepaart mit dezenten, würzigen Noten von Zedernholz und einem Hauch Orangenschalen schon zu erahnen. Am Gaumen gibt sich das Cuvée saftig mit weichen Tanninen, wobei die Säure gerade ausreicht, um ihn lebendig erscheinen zu lassen. Ein Wein, der zwar nicht aus den Cuvées herausragt, sich aber dennoch angenehm schmeichelnd präsentiert mit seidigen süßen Noten im Finish. (Online für ca. 12,50 Euro erhältlich)