Argentiniens Terroir kann noch weit mehr

06.11.2013 - arthur.wirtzfeld

ARGENTINIEN (Mendoza) - "Viele der Winzer Argentiniens konzentrieren sich auf die Rebsorte Malbec, dabei ist die Vielfalt der Rebsorten in Bezug zu den besonderen Terroirs des Landes noch lange nicht ausgereizt." Das sagt kein geringerer als Daniel Pi, Chef-Weinmacher und Oenologe der Trapiche Winery in Mendoza. "Es ist wichtig, dass die Winzer die Möglichkeiten in den jeweiligen Anbauflächen nutzen und herausarbeiten. Nur dadurch lässt sich eine breite Palette von Weinstilen unseres Landes fördern."

 

Daniel Pi geht es vor allem darum, nicht wie in manchen Weinnationen den Fokus auf eine Rebsorte oder auf nur wenige Rebsorten zu legen, wie es beispielsweise in der Toskana mit dem Sangiovese der Fall ist. "Wir müssen die Terroirs weit mehr herausarbeiten. Weinlagen dazu haben wir genügend und passend dazu haben wir mit dem Malbec ein Juwel", sagt Daniel Pi.

In 2012 stellte der Malbec 45 Prozent der Weinexporte des Landes obwohl nur 25 Prozent der gesamten Produktion dieser Rebsorte von hoher Qualität sind, wie eine Studie der Argentinischen Weinindustrie in Zusammenarbeit mit dem US Department of Agriculture (USDA) ergab. "Wir müssen uns noch mehr anstrengen, um durchgehend bessere Qualitäten zu erzeugen und die Differenz auszugleichen", sagt Daniel Pi.

Überall und in den verschiedensten Lagen starten Erzeuger Experimente mit divergenten Rebsorten in unterschiedlichen Anbauzonen. So lanciert die Dona Paula Estate, die zur Gruppe der Santa Rita Estates gehören, gerade den ersten Jahrgang ihres Rieslings - 24.000 Flaschen bringt man in den Verkauf. "Wir haben uns neben dem klassischen Malbec für den Riesling entschieden, weil er elegant und aromatisch ist. Außerdem glauben wir für diese Rebsorte beste Lagen für deren Mineralität gefunden zu haben", sagt Martin Kaiser, verantwortlich für Rebsorten und Weinbergsbau bei Dona Paula. Und Lucia Mallea, Markenmanagerin der Santa Rita Estates fügt an: "Es war an der Zeit, den Riesling in Argentinien einzuführen - für dessen Einführung haben wir landesweit Events gestartet."

Neben dem erfolgreich anlaufenden Riesling-Projekt experimentiert Dona Paula mit 20 weiteren Rebsorten. "Am vielversprechendsten sind die Sorten Cabernet Franc und der Pinot Noir. Wobei wir beim Pinot Noir noch nicht die Überreife im Griff haben", sagt Martin Kaiser.

Diese Experimente über das Weinland verstreut sind natürlich eine Herausforderung für die Erzeuger in Bezug zu den Kosten. "Die Herstellungskosten sind in den letzten Jahren über 100 Prozent gestiegen", sagt Valeria Mutis, Analystin der Rabobank. "Nach unserer Umfrage exportieren viele der argentinischen Erzeuger schon für rund 22 Euro pro Case (Anm. d. Red.: Case = 12 Flaschen). Damit ist kaum Gewinn zu erwirtschaften."

Und so steuert das Weinland Argentinien in eine Kostenfalle, sofern sich die Verkaufspreise im Export nicht schnell anpassen lassen und die Experimente mit Rebsorten andauern, denn die Kosten steigen weit schneller als die Umsätze. Außerdem ist Argentinien in eine Abhängigkeit mit dem US-Markt geraten, der etwa die Hälfte der Exporte vereinnahmt.