Zucht resistenter Reben - Aufschlussreiches Forum für die Sorte Regent in Auggen

21.09.2011 - D.SIMON

DEUTSCHLAND (Auggen) - Resistente Reben züchten ist das eine und das Bekanntmachen der Weine, die je einen eigenen, neuen Charakter zeigen, das andere. Das Regent-Forum, veranstaltet vom Winzerkeller Auggener Schäf am 16. September 2011 im südbadischen Auggen, moderiert von Dr. Klaus Amann vom Südwestrundfunk, führte Züchter, Winzer, Kellermeister und Vermarkter zusammen, um die gelungene neue Rotweinsorte Regent weiter bekannt zu machen. Deren Züchtung war der Rebzuchtanstalt Geilweilerhof bereits 1967 gelungen. Sie verlangt nur die Hälfte der üblichen Schädlingsbekämpfung, wie der Auggener Weinbaumeister Martin Schmidt eindringlich erläuterte.

 

Schon ab 1994 hatte man in Auggen auf umweltschonenden Weinbau gesetzt. Daher gehört der Winzerkeller Auggener Schäf mit über 30 Hektar Regent zu den Vorreitern dieser Sorte in Deutschland. Die Rotweine präsentieren sich bei kräftiger Farbe mit feinen Gerbstoffen, füllig und mild zugleich sowie mit einem südländischen Charakter, wie Geschäftsführer Thomas Basler erläuterte.

Von der Züchterseite nahmen teil: Prof. Dr. Reinhard Töpfer vom Julius Kühn Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Geilweilerhof sowie Dr. Volker Jörger vom Referat Weinbau und Resistenzzüchtung des Staatlichen Weinbauinstituts in Freiburg. Eindringlich schilderten sie die Aufgaben der Züchterseite. Insbesondere gegen die beiden Pilze, Oidium und Peronospora, die vor über 100 Jahren nach Europa eingeschleppt wurden, sind unsere bekannten Rebsorten leider nicht resistent. Um die dadurch nötige Schädlingsbekämpfung deutlich zu reduzieren und soweit wie möglich einen naturnahen Weinbau zu betreiben, wird es vom Bund und den Ländern als allgemeine Aufgabe betrachtet und gefördert, pilzresistente Reben zu züchten. Was eine Lebensaufgabe sei, wie Jörger schilderte: „Von je 10.000 Kernen, die wir aus Kreuzungen erhalten, aussäen, aufziehen, streng beobachten und weiter begleiten, rechnen wir mit lediglich zwei bis drei neuen Rebsorten, die sowohl eine gute Resistenz zeigen, als auch von den Weinen her überzeugen.“ Nur die aussichtsreichsten Kandidaten werden nach Durchlaufen zahlreicher Vorprüfungen schließlich auf mehrere Stöcke vermehrt und versuchsweise daraus Wein gewonnen. Und auch dann blieben noch die allermeisten auf der Strecke. So könne sich die Zucht einer entsprechend guten Sorte über Jahrzehnte ziehen.

Regent stellt eine solch gelungene Kombination dar, die Pilzresistenz und gute Weine vereint, und obendrein für den Winzer eine nicht zu anspruchsvolle Rebe mit gutem Ertrag und regelmäßigen Öchslewerten von 90 bis 100° und mehr bedeute, wie Schmidt erklärte. Michael Brand, Geschäftsführer der Weinvermarktung Weinland Baden: „Wir bringen Regent immer wieder in Weinverkostungen in Verbrauchermärkten ein und erhalten vielfach überraschten Zuspruch.“ So finden Regentrotweine immer mehr Freunde, auch wenn es leider von Seiten des Staates keine Mittel gäbe, um die die neuen, resistenteren Sorten rascher bekannt zu machen und damit der Umwelt zu dienen, wie die Züchter beklagten. Für die Gastronomen erläuterte Heinrich Mack, Hotelier und Restaurantbesitzer im badischen Müllheim, dass Regent mit seinem südländischen Charakter Liebhaber südländischer Rotweine durchaus anspräche und gut zu kräftigen Schmorgerichten, wie zum Beispiel Lammrücken, passe.

Die anschließende Verkostung stellte die guten Qualitäten unter Beweis, insbesondere auch das ausgezeichnete Reifungspotenzial, wie die noch zu verkostende erste Auggener Füllung aus dem Jahrgang 1997 bestätigte. Auch mit dem diesjährigen Regent, der schon weitgehend gelesen sei, zeigte man sich sehr zufrieden. So hätte es die Sorte absolut verdient, dass sich noch mehr Freunde seitens der Konsumenten wie der Winzerschaft fänden.