Spanische Trilogie Teil-I: Auf den Spuren des Garnacha

23.01.2011 - arthur.wirtzfeld

SPANIEN (Katalonien) - Heute gehen wir gemeinsam auf Reisen. Von Katalonien über Aragón bis in die Rioja. Immer entlang des Ebrotals. Immer auf den Spuren dieser Rebsorte. Garnacha. Fünf Tage, fünf DOs, eine Rebsorte. So könnte man die Reise kurz zusammenfassen. Wie präsentiert sich die Varietät aus den verschiedenen Regionen, von den unterschiedlichen Böden, Höhenlagen und Kleinklimata? Die Tour streift die Weinbauregionen Priorat, Montsant, Calatayud, Campo de Borja und Rioja. Tradition und Moderne, Klassiker und Newcomer, Schmeichler und kantige Typen.

 

Garnacha. Eine vielfach unterschätzte Rebsorte die vermutlich aus dem nordostspanischen Aragón stammt und der bis heute gerade entlang des Ebrotales große Bedeutung zukommt. Lange Zeit war Garnacha die meistangebaute rote Rebsorte Spaniens, bis sie zu Beginn des neuen Jahrtausends vom Tempranillo überholt wurde. Die Garnacha-Pflanzungen wurden über Jahrzehnte immer weniger, galten die Weine doch als eher einfach strukturiert. Früher wurde Garnacha vor allem wegen seines hohen Zuckergehaltes und dem damit entsprechend hohen Alkoholwert beliebt, oft in der Verwendung für Cuvées.

Ausgangspunkt der Reise ist die Kleinstadt Falset, etwa 35 km westlich von Tarragona gelegen. Dort, wo es beginnt bergig zu werden. Die knapp 2.500-Seelen-Gemeinde scheint auf den ersten Blick nicht viel zu bieten zu haben. Aber dank des inzwischen wieder florierenden Weinbaus, der die Region prägt, hat es eine recht positive Entwicklung gegeben. Das altbekannte „Hostal Sport“ im Zentrum des Ortes ist aufgrund des steigenden Weintourismus inzwischen zu einem 4****-Hotel ausgebaut worden. Zwei Weinhandlungen haben sich etabliert. Kein Wunder. Bildet der Kern des Gemeindeverbandes doch die DOCa Priorat und die anderen Teile gehören zur 2001 gegründeten DO Montsant. So dicht die beiden Herkunftsbezeichnungen auch beieinander liegen, so unterschiedlich sind sie doch. Priorat weist fast durchgehend einen Licorellaboden auf, wie der kleinblättrige Schieferboden hier genannt wird. In der DO Montsant hingegen, welche die DOCa Priorat hufeisenförmig fast gänzlich umschließt, sind verschiedene Bodentypen vorzufinden.

Eine Terroir-Weinprobe mit sechs Garnachas aus alten Rebanlagen vom Jahrgang 2009 jedoch von den unterschiedlichen Böden bei Celler de Capçanes fördert genau diese Vielfalt zutage. Von betont kalkhaltigen Bodentypen über Ton und Lehm, grobsteinigen Lagen, grau-braunem Schiefer, sandigen Abschnitten bis hin zu Keuperboden. Von spicy-kräutrig über satt fruchtig und floral bis hin zu mineralisch-rauchig reicht das Spektrum. Alles ist auf kleinstem Raum zu finden.

Aber nicht alles, was aus der Region kommt muss auch wuchtig sein. Dies zeigt René Barbier mit seinem neuen Projekt „Espectacle“ in beeindruckender Weise. Der Name ist dabei Programm. Eine spektakuläre Steillage mit kleinen Terrassen in Form eines Amphitheaters und fast hundertjährigen Rebstöcken. Dass die schmalen Terrassen dabei wild aussehen und zahlreiche Pflanzen und Kräuter zwischen den Rebzeilen wachsen, ist ganz im Sinne des Pioniers. Das Gleichgewicht der Natur halten, auf die Biodiversität achten. “Wenn Du einen ordentlichen Weinberg siehst, ist er mit Sicherheit nicht von mir” fasst René Barbier seine Sichtweise prägnant zusammen. Der Wein zeigt sich entsprechend facettenreich und schon fast verspielt. Ein Spiel der Aromen, die sich im Glas ständig zu verändern scheinen. Konzentrierte Frucht, subtile Mineralität, Earl-Grey-Tee, florale Noten, Kräuter. Und dazu eine Eleganz, wie ich sie in einem Wein von 15% Vol. nicht erwartet hatte.

Wo man kreative Winzer findet, sind kreative Gastronomen oft nicht fern. So haben sich in der Region inzwischen zahlreiche Restaurants etabliert, in denen man sehr abwechslungsreich Speisen kann. Von klassischer katalanischer Küche bis hin zu Cross-Over, auf Basis der regionalen Produkte ist alles zu finden. So ist Falset der ideale Ausgangspunkt um die beiden Herkünfte an den Ausläufern des Montsant-Gebirges zu erkunden.

Weitere Beiträge:

Teil-II: Winzer, Genossenschaften und bemerkenswerte Projekte im Aragón
Teil-III: Rioja - Weinkultur pur