Südafrikanische Weinmarke benutzt Obdachlose als Weinwerbeträger
21.07.2010 - arthur.wirtzfeld
UK (London) - Die südafrikanische Weinmarke Fairhills*, ein Zusammenschluss von 22 Erzeugern aus der Western Cape Region und FAIRTRADE* zertifiziert, sieht sich gezwungen in den britischen Medien ihr Sponsoring für Wohnungslosigkeit zu verteidigen, nachdem die britische Zeitung Daily Mail das Fairhill-Engagement als „bösen, ironischen Witz“ bezeichnet hatte. Fairhills hatte ein Budget von 60.000 Pfund (70.000 Euro) bereit gestellt, womit rote Jacken für die Straßenverkäufer des Magazins „The Big Issue“ angeschafft wurden, auf denen das Logo des südafrikanischen Weinproduzenten Fairhills angebracht ist.
Die Straßenverkäufer, die nun das Logo von Fairhills auf ihren Westen tragen, sind durchweg alle trockene Alkoholiker oder Drogenabhängige. Sie finden, dass gerade sie nicht als Werbeträger für Alkohol geeignet sind. In der Universitätsstadt Bath im Südwesten von England, 25 km südlich von Bristol, sagt Shane Hayten, einer der Straßenverkäufer stellvertretend für viele seiner Kollegen: „Weil wir keine Wohnung haben leiden wir schon genug hier in Bath. Uns halten die meisten Menschen sowieso für Drogenabhängige und Trinker. Wenn wir jetzt auch noch als lebende Weinwerber herumlaufen, denken alle wir sind Alkoholiker.“
Der Gründer von Fairhills, Bernard Fontannaz hält dagegen: „Wir sponsoren die Jacken der Verkäufer, womit sie mehr Sichtbarkeit und Anerkennung haben, was zu mehr Umsatz führt und somit ihre Eingliederung in die Gesellschaft beschleunigt.“ Fontannaz erläutert weiter: „Wir haben in Südafrika mit den Fair Trade - Projekten große Erfolge gegen den Alkoholmissbrauch erreicht. Hier in Großbritannien, wo wir unsere Weine auf dem Markt haben, wollen wir auch etwas gegen Alkoholmissbrauch und Wohnungslosigkeit tun. Wir hätten ebenso 60.000 Pfund für Anzeigen in Hochglanzmagazinen ausgeben können, aber wir wollen etwas Sinnvolles erreichen.“
Das Magazin „The Big Issue“ bietet vor allem Wohnungslosen und gefährdeten Menschen die Möglichkeit, ein legitimes Einkommen zu verdienen. Als Straßenverkäufer können Sie die Exemplare für 85 Pence erwerben und verkaufen Sie dann für 1,70 Pfund. „Mit den neuen Jacken haben unsere Straßenverkäufer einen offiziellen Touch, alle sind gleich erkennbar“, sagt ein Sprecher des Magazins. „Trotz Kritik halten wir diese Aktion nach wie vor für sinnvoll. Fairhills ist ein Fair Trade Unternehmen. Sie arbeiten in Südafrika mit benachteiligten Gruppen und wir denken, das ihr Ethos nicht im Widerspruch zum Ethos von The Big Issue steht.“
*Fairhills: Fairhills Association ist ein Joint Venture zwischen Origin Wein, Du Toitskloof Weingut und seinen Arbeitergemeinschaften. Alle 22 teilnehmenden Mitgliedsbetriebe von Du Toitskloof sind FAIRTRADE zertifiziert und nutzen seit 2005 die Marke „Fairhills“. Die 22 Betriebe, die gemeinsam unter „Fairhills“ vermarkten, bewirtschaften ca. 750 ha Weinberge. Sie ernten jährlich ca. 13.500 Tonnen Trauben, davon 70 Prozent von weißen und 30 Prozent von roten Rebsorten.
*FAIRTRADE: Das Markenzeichen, als unabhängiges Label auf Produkten, garantiert dem Verbraucher, dass die Produzenten in den Entwicklungsländern nicht benachteiligt werden. Die Marke sorgt auch dafür, dass die Produkte FAIRTRADE-Standards erfüllen, die von der „Fairtrade Labeling Organisation International (FLO)“ als internationale Standards vorgegeben werden. Jeder Hersteller muss sich jährlich akkreditieren. FAIRTRADE garantiert, dass eine Prämie aus dem Verkauf der Produkte zurück an den Hersteller geht. Die Prämie wird benutzt, um den Hersteller aber auch um seine Arbeitnehmer zu unterstützen.