Österreichs Sekterzeuger lassen es prickeln

15.08.2010 - RR.YOOPRESS-EM R.KNOLL

ÖSTERREICH (Wien) - Was die deutschen Sektkellereien in diesem Jahr im Mai schon zum 13. Mal machten, hat in Österreich am 22. Oktober Premiere: Ein Tag des Sektes. Der Initiative des Hauses Schlumberger in Wien schlossen sich die Kellereien Kattus, Inführ und Szigeti sowie die für ihre erstklassigen Prickler bekannten Weingüter Bründlmayer und Steininger (beide Langenlois) an. Zahlreiche Unternehmen aus dem Handel und der Gastronomie wollen sich ebenfalls beteiligen.

 

Extra für den österreichischen Sekttag wurde ein Logo kreiert. Bei der Auswahl durch eine Experten-Jury war sogar Bundesminister Nikolaus Berlakovich dabei, der aus seiner Zeit als Landwirtschaftsminister im Burgenland eine enge Beziehung zu weinigen Produkten hat und auch häufiger Gast bei Veranstaltungen der Österreich Wein Marketing ist.

Am 22. Oktober will man die vielfältigen Verwendungsanlässe von Sekt in den Mittelpunkt der Aktivitäten stellen. Interessenten können sich über die Herkunft der Trauben informieren (die vielfach aus dem Weinviertel im Großraum Poysdorf kommen), ebenso über die Herstellungsmethoden. Und bei reichlich Verkostungsmöglichkeiten kann man die Facetten des Sektes aus Österreich kennen lernen. Im Rahmen eines Charity-Projekts wird in Wien an einem gemeinsamen Sektstand zur Verkostung für einen guten Zweck gebeten.

Der österreichische Sektmarkt unterscheidet sich in einigen Dingen vom Nachbarland. Die Sektsteuer wurde vor einigen Jahren abgeschafft, um den auch in Austria vordrängenden Billig-Prosecco Einhalt zu gebieten. Die Österreicher trinken weniger Sekt als die Deutschen, aber ihr Pro-Kopf-Verbrauch von rund drei Liter/Jahr ist dennoch im Vergleich mit anderen Ländern nicht schlecht. Viel Inhalt der rund 25 Millionen Flaschen Jahresverbrauch (Deutschland 450 Mio. Flaschen) entstammt österreichischen Grundweinen. Die Gastronomie ist mit einem Absatz von mehr als 50 Prozent der wichtigste Partner der Sekthäuser.

Die Winzersekte dürfen nicht so heißen, weil sich die Deutschen vor einigen Jahren gegen die Übernahme des geschützten Begriffs wehrten („Hauersekt“ ist deshalb die kaum genutzte „Not-Bezeichnung“). Es gibt aber einen Spezialisten für die Versektung von Winzerweinen, nämlich die Kellerei Szigeti im burgenländischen Gols, die eigene Edelmarken hat und zugleich für weit über hundert Betriebe die Wandlung vom Stillwein zum Schaumwein vollzieht. Außerdem sind die österreichischen Genießer offensichtlich etwas anspruchsvoller als die deutschen Sekttrinker, die gern zum preisgünstigen Markt greifen. Billigmarken sind selten in Österreichs Regalen zu finden. Die ausgiebige Vergärung in der Flasche ist selbst beim „Schlumberger Sparkling“, der vermutlich populärsten Marke, die Regel. Vor einem Jahr sicherte sich Schlumberger mit der Übernahme von „Hochriegl“ von Kattus eine weitere wichtige Marke (Absatz etwa zwei Millionen Flaschen).

Das Wiener Unternehmen, gegründet 1842 vom gelernten Bankkaufmann Robert Schlumberger in Bad Vöslau im Süden von Wien und längst im Besitz des deutschen Getränkekonzerns Underberg, kreierte vor einigen Jahren sogar in Kooperation mit den Gutsbesitzern Illa Szemes (Burgenland), Manfred Tement (Südsteiermark) und F. X. Pichler (Wachau) den Nobelsekt „DOM TFXT“. Die erste Auflage war qualitativ nicht zufrieden stellend (obwohl sie von beeinflussbaren österreichischen Medien hochgejubelt wurde). Mit der neuen Füllung vom Jahrgang 2006 aus Chardonnay und Pinot Noir wurde man jetzt den hohen Ansprüchen gerecht. Man darf davon ausgehen, dass am 22. Oktober etliche DOM-Korken knallen. Und dass es golden ins Glas fließt. Denn die im Familienbesitz befindliche Kellerei Inführ in Klosterneuburg wird sicher auch für ihren extravaganten „Österreich Gold“, der 23karätiges Blattgold enthält, die Werbetrommel rühren.