Zunehmender Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen
11.04.2009 - arthur.wirtzfeld
DEUTSCHLAND (Frankfurt/Main) - Neue Zahlen über eine Zunahme des sogenannten Komasaufens bei Jugendlichen alarmieren Politiker und Krankenkassen. "Wir beobachten mit Sorge, dass die Alkohol-Patienten immer jünger werden und bereits Kinder unter 15 Jahren mit einem Vollrausch ins Krankenhaus kommen", sagte der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse (TK), Norbert Klusen, der "Frankfurter Rundschau" vom Samstag.
Nach den Daten der Krankenkasse stieg zwischen 2007 und 2008 die Zahl der durch Alkoholmissbrauch verursachten Klinikaufenthalte von unter 15-Jährigen von 177 auf 214. Hochgerechnet ergebe dies bundesweit knapp 2400 Fälle von akutem Alkoholrausch in der Altersgruppe. Zudem lägen in dieser Gruppe seit zwei Jahren die Mädchen vor den Jungen. Bei den unter 18-jährigen Jugendlichen weisen die Zahlen der Krankenkasse einen Anstieg der Klinikeinweisungen um 174 auf 1765 aus. Die entspreche hochgerechnet einer Gesamtzahl von fast 20.000 minderjährigen "Komasäufern", die 2008 im Krankenhaus landeten.
Klusen sieht im Schutz der Jugendlichen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es sei ein Problem, "wenn die Bierflasche, das Glas Wein, der Schampus und die Zigarette beim Fernsehen in der Familie immer präsent" seien. Supermärkte, Tankstellen und Gastronomen müssten in die Pflicht genommen, Alterskontrollen verstärkt werden.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, die gesetzlichen Bestimmungen zur Alkoholabgabe an Jugendliche klar zu verschärfen. Er rügte "zu laxe Kontrollen durch die Ordnungsämter". Es müsse eine grundsätzliche Ausweispflicht für junge Alkoholkäufer geben, forderte Lauterbach in der "Frankfurter Rundschau". Er regte zudem höhere Strafen für Gastronomen oder Einzelhändler an, die Minderjährigen illegal Alkohol verkauften. Je früher Kinder Alkohol konsumierten, desto größer sei das Risiko bleibender Schäden, mahnte der SPD-Politiker.