Stift Klosterneuburg - Erstes "Klimaneutrales" Weingut in Österreich

08.12.2009 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Klosterneuburg) - Die einen fahren nach Kopenhagen, um über Klimaschutz zu reden. Oder sie fliegen, verbrauchen damit jede Menge Kerosin und leisten damit einen nicht unbedingt positiven Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase. Andere diskutieren nicht lang, sondern handeln - auch in der Weinbranche, in der das Wort "klimaneutral" immer mehr Bedeutung bekommt. Ob das Wort richtig gewählt und exakt zutreffend ist, kann man kritisch hinterfragen. Aber andererseits ist es ein deutlicher Hinweis, dass ein Unternehmen sich Gedanken darüber gemacht hat, bei welchen Arbeitsgängen das schädliche Gas reduziert werden kann und wie man einen Beitrag zum Schutz des Klimas und damit letztlich der Menschheit leisten kann.

 

Ein Spezialist auf diesem Feld ist das Münchner Unternehmen Climate Partner, das 2006 gegründet wurde, neben Deutschland in Österreich, Schweiz, Italien, Griechenland und den USA vertreten ist und inzwischen rund 300 Kunden in mehreren Ländern hat, die "klimaneutral" arbeiten. Der Wein ist ein noch junger Bereich. Aber hier ist das Bewusstsein für den ökologischen Weinbau in den letzten Jahren deutlich gewachsen - auch und vor allem in Österreich.

Ergänzend zur Schonung der Natur noch Klimaschutz betreiben ist ein logischer Schritt. Manche gehen ihn sogar zuerst. Etwa das älteste Weingut Österreichs, das Stift Klosterneuburg (gegründet 1114), das mit seinen 108 Hektar Rebfläche im Großraum Wien zudem zu den bedeutendsten Produzenten gehört. Es darf sich jetzt "erstes klimaneutrales Weingut Österreichs" nennen - nach dem "ersten klimaneutralen Wein", den die Purbacher Winzerin Birgit Braunstein mit ihrer roten Cuvée Oxhoft (Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet Sauvignon) im Frühjahr 2009 vorstellte).

In beiden Fällen ging eine genaue Analyse von Climate Partner voraus. Berücksichtigt wurden alle Arbeitsschritte vom Rebschnitt bis zum späteren Weintransport zum Kunden. Dabei wurde deutlich, dass biodynamischer oder ökologischer Weinbau nicht unbedingt einen grundsätzlichen Vorteil hat, weil der Verzicht auf synthetische Spritzmittel auch bedeuten kann, dass man öfter mit dem Traktor in den Weingarten fahren muss und damit zusätzliche Emissionen verursacht.

Beim Stiftsweingut führte eine Summe von Maßnahmen, die mit einer Climate-Zertifizierung abschloss, zu einem stolzen Ergebnis. "Wir nehmen von jeder unserer Flaschen eine Last von etwa 1,75 k CO2“, rechnet Betriebsleiter Wolfgang Hamm vor. "Das entspricht einem Kubikmeter Gas." Zu den Aktivitäten gehörte nicht nur mehr Energieeffizienz in der Produktion, die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Quellen und die Reduzierung von Flugreisen in Exportmärkte. Vor Ort profitierte man auch von den räumlichen Gegebenheiten: In den tiefen, kühlen Kellern des Stifts wird keine Klimaanlage für die Lagerung von Wein benötigt.

In Deutschland gibt es erste Kontakte mit Winzern. Der fränkische Öko-Pionier Gerhard Roth wollte schon fast Partner werden, als er die günstigen Konditionen erfuhr (1200 Euro bei 100 000 Liter Wein), steckte dann aber wieder zurück, weil der Fränkische Weinbauverband mit einem Gemeinschaftsprojekt aktiv werden will, für das es sogar Zuschüsse vom Staat gibt.

Aktiv wurden nicht nur die Franken und Österreicher. Weltweit gibt es verschiedene Bemühungen, bei denen zum Beispiel die Ermittlung eines CO2-Fußabdrucks im Mittelpunkt steht. Es handelt sich dabei um einen Zahlenwert für Treibhausgase, die während der Erzeugung eines Produkts bis zur Entsorgung frei gesetzt werden. Damit lassen sich unter anderem Schwachstellen aufdecken. Eine entsprechende Forschungsarbeit wurde in Deutschland bereits von der Fachhochschule Bingen vorgelegt.

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