Franzosen kämpfen um ihren Rosé
12.03.2009 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Toulon) - Die Weinerzeuger aus Frankreichs malerischem Anbaugebiet der Provence haben eine "rosa" Wut auf die EU-Pläne, die es zulassen wollen, das die Erzeuger Weißweine und Rotweine mischen dürfen, um so einen Rosé zu erhalten. "Sie riskieren damit unsere Tradition zu zerstören", so der Tenor der ganzen Südfranzösischen Region.
Die französischen Winzer erzeugen mittlerweile ein Drittel des weltweiten Rosé-Marktes, der sich im Aufschwung befindet. Rosé-Weine sind demnach nicht nur in der Mittelmeerregion als Sommerweine sehr beliebt. Aber gerade hier ist der Rosé nicht wegzudenken. In heißen Sommern genießen die Menschen im Süden des Landes ganz selbstverständlich ein trockenes Glas Rosé zu einem Teller Oliven oder zu gegrilltem Fisch. Rosé ist in Frankreich ein Kulturgut, ähnlich dem Boules.
Die französischen Erzeuger haben in der Vergangenheit hart um ihren Rosé gekämpft, der lange von Puristen als minderwertiger Wein abgewiesen wurde. "Der Rosé wurde immer gegenüber seinen Brüdern, den Weiß- und Rotweinen als der Zweitwein eingestuft", so ein Sprecher der Winzer. Aber damit scheint es nun vorbei zu sein. Die Anstrengungen der Erzeuger und Verbände in den letzten Jahren haben nun Erfolg. Der globale Markt für den Rosé blüht.
Aber nun kommt ihnen die EU in die Quere. Eine Kommission ist gerade dabei Regeln aufzustellen, wonach nicht nur Erzeuger, sondern sogar auch der Handel Weiß- und Rotweine mischen darf, um im globalen Rosé-Markt mitzuspielen. Die Australier und Kalifornier haben ihren Erzeugern dieses Procedere schon frei gestellt.
"Das ist Ketzerei", schimpft Francois Millo, Vorsitzender der Weinerzeuger-Vereinigung der Provence und fügt an: "Kommt das Gesetz, wird der Markt mit Rosé-Weinen schlechtester Qualität überschwemmt und unser sauer verdientes und mühsam aufgebautes Image wird zerstört. Das wäre ein Rückschritt von mindestens 10 Jahren". Erbost führt Milo an: "Und ich möchte jetzt gar nicht daran denken, dass dann auch zehntausende Jobs auf dem Spiel stehen."
Lokale französische Beamte versuchen aktuell die Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy zu bewegen, die EU Pläne zu blockieren, oder mindestens eine wasserdichte Herstellungsbeschreibung der traditionellen Rosé-Vinifizierung im Gegenzug zu erhalten. Damit wollen Sie erreichen, die Qualität des südfranzösischen Rosé gegenüber der zu erwarteten Rosé-Schwemme zu schützen.
Am 27. April wollen die EU Mitglieder eine Entscheidung finden. Ein Sprecher der Europäischen Kommission sagte gestern gegenüber der Presse: "Wir sind uns der Sorge der Erzeuger aus den betroffenen Produktionsgebieten schon bewusst. Wir werden mit den Verbänden in Kontakt bleiben und versuchen die Befürchtungen der Winzer bei der Entscheidung zu berücksichtigen."