Ein Romanée Saint-Vivant Tasting auf der Domaine de la Romanée-Conti
29.11.2009 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Vosne-Romanée) - Selten genug, aber immerhin: Einmal pro Jahrzehnt laden die Eigentümer der Domain del la Romaneé-Conti, die Familien Leroy und de Villaine, ausgewählte Weinprofis ein, ihre jüngsten Jahrgänge zu probieren. Dabei bieten Sie nicht nur einen geschmacklichen Rückblick, sondern erläutern die Arbeit in den Weinbergen, die Vinifizierung und die Reifung der Weine.
Normalerweise sind Entscheidungen interne Angelegenheiten. Doch im Dezi-Rhythmus überprüfen die Verantwortlichen der Domain ihre Entscheidungen anhand der Meinung und in Diskussion mit dieser handverlesenen Schar von Weinkennern und Weinenthusiasten. Das Highlight dieser Aussprache ist dann die große Weinprobe.
Dieses Jahr hatte Anthony Hanson, Master of Wine and Senior Consultant ChristieÂs International Wine Department, das Glück neben 7 weiteren Weinjournalisten und Weinprofis dabei sein zu dürfen. In einer Pressenotiz von Christie´s berichtet Hanson von seinen Erlebnissen:
"Die Begrüßung erfolgte durch Aubert de Villaine, Mitinhaber und Winzer des berühmtesten Weingutes in Burgund, der Domaine de la Romanée-Conti und aktiver Partner und Vertreter der Villaine-Familie", berichtet Hanson.
"Villaine erklärte uns, dass ab Ende der 1990iger Jahre verschiedene Sektoren der Weinberge separat vinifiziert wurden", schildert Hanson. "Wir haben bemerkt, dass bestimmte Reben, veredelt (gepropft) auf bestimmten wurzelechten Stöcken, nicht nur effektiver waren sondern einen konzentrierteren Wein hervorbrachten."Einige Parzellen habe man im Zuge der Weiterentwicklung somit neu gepflanzt, insbesondere Pinot Noir Reben mit kleinen Trauben konnte man so veredeln. Fast 9 Jahre habe man sich Zeit genommen, um diese Veredelung zu einem Erfolg zu führen. "Unser benanntes Ziel war es, die gesamte Produktion auf höchste Ebene zu führen, Harmonie und Komplexität der Weine zu Finesse zu bringen", vermittelt Hanson das Resümee von Villaine.
"Nach der Besichtigung der berühmten Lagen und der Kellertechnik durften wir dann insgesamt 18 Jahrgänge von Romanée-Saint-Vivant verkosten, angefangen von 2007 auf 1990 zurück", berichtet Hanson weiter. "Die Weine entstammten alle Magnum-Flaschen mit Ausnahmen der Jahrgänge 2006, 1994 und 1991. Alle Weine wurden in unserem Beisein ca. 5 Minuten vor dem Servieren und ohne zu dekantieren eingeschenkt." Nachfolgend ein Auszug aus Hanson´s Verkostungsnotizen:
Jahrgang 2007: Tiefes Granatrot im Glas. In der Nase reife Kirschen und geröstete Eiche, mit wurzelartigem Charakter. Im Geschmack voll und breit, fruchtig-cremig, mit sanften Tanninen, etwas fehlende Konzentration, aber noch dicht - 16,75
Jahrgang 2006: Tiefes Purpur-Granat bis hin zum Rand im Glas. In der Nase frische Frucht, rußig und würzig mit feiner Holznote. Im Geschmack intensiv, fruchtig umfassend, reicher Gehalt in der Mitte des Gaumens, Tannine noch klar spürbar, mit klassischer Länge und einem großes Potenzial - 18,25
Jahrgang 2005: Eindrucksvoll tief, noch jugendliches lila-Granat im Glas. In der Nase tummeln sich reife schwarze Früchte, ein leichter Rauch und geröstete Kirschen. Am Gaumen zeigt sich der Wein weitgehend strukturiert, mit starken Mitte, hervorragende Tannine, große Auszeichnung, perfekte Harmonie. Noch nicht üppig, aber sehr ausführlich und ein riesiges Potenzial - 19,5
Jahrgang 2004: Ein sattes Granat mit violettem Rand im Glas. Ein Duft von Rosenblättern umweht die Nase, fein und schön. Seidenartige Textur am Gaumen mit feiner Frucht und Frische. Bleibende Eleganz und Charme. Sehr gutes Potential - 18,25
Jahrgang 2003: Starkes violett im Glas. In der Nase geröstet, opulente reife Frucht, noch nicht komplex, aber frisch. Sanft und fleischig mit starker Mitte am Gaumen, vorherrschende Tannine und Bitterkeit die die Frage stellen: Wird sich eine Komplexität entwickeln, wie entwickeln sich die Tannine im Laufe der Zeit? - 18,25
Jahrgang 2002: Im Glas rubinrot mit leichter Bräunung am Rand. In der Nase leicht fruchtig, stämmig und eichig, ein Duft zwischen jungem und altem Charakter. Am Gaumen ein seidiger Start, mit feinen frischen Früchten, zwar ausgewogen aber es fehlt an Intensität und Länge - 16,5
Jahrgang 2001: Recht blasses Granatrot im Glas, mit gelbraunem Rand. In der Nase rauchig, fleischig, aromatisch und würzig. Im Geschmack voll und strukturiert, mit starken Tanninen, die noch 3-5 Jahre benötigen, um weich zu werden. Ein eleganter Wein, wie eine unreife Schönheit, mit gutem Potential - 17,5 +
Jahrgang 2000: Im Glas eine solide Farbtiefe. In der Nase recht jung aber auch komplex mit reicher Aromatik. Am Gaumen mit leichterer Struktur als 2001er, solide aber doch noch markanteTannine, die noch zur Milderung Zeit benötigen - 17,0
Jahrgang 1999: Sattes purpurrot im Glas. In der Nase reife, schwarze Früchte. Mit karamellisierendem, obstlich-herbem Charakter. Am Gaumen vollmundig, reich gebaut, herrlich fleischig, mit fabelhafter Mitte und Tanninen in perfekter Harmonie. Es fehlt vielleicht ein wenig Frische im Abgang ansonsten perfekt - 19,5
Jahrgang 1998: Im Glas ein eindrucksvolles tiefes rot. In der Nase mit Wurzel und fleischliche Noten, aber reich und komplex. Am Gaumen ein super fruchtiger Start, mit beeindruckender Mitte. Die Tannine sind nicht bitter, eher frisch, von mittlerer Länge. Der Wein benötigt noch 3-5 Jahre Entwicklung - 18,5
Jahrgang 1997: Im Glas mit rot-brauner Farbe. In der Nase Parfüm-Noten, mit eleganter Frische und Fruchtigkeit Am Gaumen süße Noten, schöne Balance, mit lebendigen, kalkhaltigen Tanninen im Abgang. Der Wein bereitet jetzt schon Trinkspaß, man kann ihn aber auch noch lagern - 18,0
Jahrgang 1996: Gute Tiefe aber immer noch jugendliches rot im Glas. In der Nase eine reichhaltige Frische kombiniert mit einem Eichenfass-Charakter, würzige Komplexität. Am Gaumen startet der Wein mit frischer Frucht, dann schleicht sich eine leichte Säure ein, nur mittlere Konzentration - 17,5
Jahrgang 1995: Im Glas ein eindrucksvolles rot mit leichter Bräunung am Rand. In der Nase rauchig, duftend, komplex, frisch. Am Gaumen mit weichen Tanninen, reich und leistungsstark von Anfang bis Ende. Das ist hervorragend, wenn auch noch nicht ausgereift. Dieser Wein braucht noch 2-5 Jahre  Wenn man ihn gleich trinkt dann dekantieren oder im Glas etwas stehen lassen - 18,5 +
Jahrgang 1994: Im Glas eindrucksvolle Farbtiefe mit leichter Bräunung. In der Nase frische Himbeer-Aromen, etwas gemüsig. Am Gaumen ein guter Start, dann scheint der Wein in der Mitte abwesend zu sein und dann kommen trockene Tannine. Ein Dekantieren ist ein Muss, wenn man ihn jetzt trinkt. Lieber noch 2-5 Jahre lagern und dann das Beste hoffen - 16,0 +
Jahrgang 1993: Fast identisch in der Farbtiefe wie der 1995er, mit braunem Rand. In der Nase geröstete Kirschen und Rauch. Am Gaumen lieblicher, süßer Start mit Übergang zu saftiger, reichhaltiger Mitte. Im Abgang erdig, Baumrinde und mit noch nicht vollständig erweichten Tanninen - 18,0
Jahrgang 1992: Beeindruckende Farbe im Glas. In der Nase eine komplexe Kombination von pflanzlichen und fruchtigen Aromen, noch nicht voll ausgereift. Süßer und eleganter Start am Gaumen, schon jetzt köstlich zum Trinken. Die Geschmeidigkeit und Zartheit dieses Weines ist sehr verführerisch - 17,75
Jahrgang 1991: Im Glas reiches Granat-Rot mit leichter Bräunung. In der Nase duftende reife Pinot Noir Aromen, sehr parfümiert. Am Gaumen ein starker Start. In der Mitte ein fruchtiger voller Körper. Im Finish noch fest, zurückhaltend - 17,5
Jahrgang 1990: Im Glas reiches Rubin von mittlerer Tiefe. In der Nase ein komplexer, immer noch jugendlicher aber auch vielschichtiger Duft. Am Gaumen ein großartiger Reichtum, mit ausgezeichneter Mitte und mittleren aber beeindruckenden Tannine. Der Wein ist noch nicht vollständig geklärt - aber ein herrlicher, wunderbarer Wein mit langjähriger Entwicklung - 19,5
(Verkostungsnotizen von: Anthony Hanson, Master of Wine and Senior Consultant for ChristieÂs International Wine Department)
Die Domaine de la Romanée-Conti (DRC) gilt allgemein als berühmtestes Weingut in Burgund und wird international als eines der besten Weingüter bewertet. Die DRC liegt in der französischen Weinbaugemeinde Vosne-Romanée im Weinbaugebiet Côte-dÂOr, etwas nördlich des Ortes Nuits-Saint-Georges. Der Name der Domain leitet sich von der berühmten Grand Cru-Lage Romanée-Conti her, wo man 5 Hektar besitzt, was mehr als die Hälfte der Apellation bemisst. Sie liegt hangabwärts der benachbarten Monopollage La Romanée und grenzt außerdem an die Grand Cru-Lagen Richebourg und Romanée-Saint-Vivant, deren Besitz sich mehrere Weingüter teilen. Die Domain DRC hält weiter Anteile an Grand Crus in Vosne-Romanée, darunter Échezeaux, Grand Échezeaux, Romanée-Saint-Vivant, und Richebourg. In der Grand Cru-Lage Le Montrachet hat man auch noch Weißburgunder und Chardonnay im Ertrag.