Bio-Weine: Gute Ethik bedeutet gutes Weingeschäft

14.07.2009 - arthur.wirtzfeld

SPANIEN (Sant Pau D´Ordal) - Bereits in den 1970iger Jahren hat sich der Vegetarier, Umweltschützer und Winzer Josep Maria Albet i Noya dazu entschlossen, sein Weingut nach ökologischen Grundsätzen zu führen. Schnell entdeckte er, dass gute Ethik auch gutes Geschäft bedeutet. Über 30 Jahre später hat sich der einstmalige Pionier zum größten Bio-Winzer Spaniens entwickelt.

 

"Zunächst war es ein philosophischer Gedanke, aber dann erkannte ich hinter dem normalen Weinmarkt einen weiteren Horizont mit weit mehr Optionen", sagt Albet i Noya und erklärt weiter. "Vor dreißig Jahren wusste niemand was ein ökologischer Wein ist. Wir begannen behutsam. Im ersten Jahre exportieren wir 4000 Flaschen nach Dänemark. Dann Schritt für Schritt dehnten wir unseren Export in weitere Länder aus. Weitere Importeure kamen hinzu. Heute produzieren wir rund eine Million Flaschen pro Jahr und exportieren in 30 Länder. Ganz klar, wir profitieren jetzt von dem weltweit gewachsenem Umweltbewusstsein."

Albet i Noya´s Weine erhalten viel Lob von Weinkritikern. Er gewann bisher 26 Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben, darunter allein sechs für sein Flaggschiff Jahrgang 2004 Reserva Marti rot, eine Cuveé aus Tempranillo, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Petit Syrah-Trauben.

"Qualität war schon immer unsere erste Leidenschaft", sagt Albet i Noya beim Interview auf der Terrasse seines aus dem 13. Jahrhundert stammenden Anwesens mit 122 Hektar Rebflächen in den üppig grünen Hügeln des Penedés im Nordosten Spaniens. "Aufgrund der stets steigenden Nachfrage mussten wir unsere Kellerei modernisieren und erweitern. Heute haben wir eine drei stöckige Anlage, 80 Edelstahl-Tanks mit je 10.000 Litern und 800 Holzfässer, wo der Wein altern und reifen kann."

Spanien leidet momentan unter dem immer heißer und trockener werdenden Klima, aber die Rebanlagen von Albet i Noya liegen auf höheren Gebieten, dort wo seine Trauben ideale Wachstumsbedingungen finden, frei von Pestiziden, chemischen Düngemitteln und Fungiziden, die laut Albet i Noya, unerwünschte Auswirkungen auf das natürliche Wachstum und Reifung seiner Trauben hätten.

Nach einer Statistik der EU (Eurostat) hat sich die gesamte Anbaufläche für Bio-Wein in Spanien zwischen 1999 und 2007 verdoppelt. Parallel dazu stieg auch die Produktion von Bio-Wein nicht nur in Spanien, sondern auch in Frankreich und Italien stark an.

"Die Menschen haben einen gewachsenen Bezug zur Natur. Der westliche Markt, dort vor allem die jungen Konsumenten, wünschen sich mehr und mehr biologische Erzeugnisse", erklärt Albet i Noya. "Praktisch jeder ist sensibel für Umweltprobleme und den Klimawandel. Jeder Skandal über Lebensmittel, versehen mit Konservierungsstoffen und chemischer Kontamination, lässt die Menschen ängstlich werden. Sie fürchten um ihre Gesundheit."

"Unsere Bio-Weine erfordern allerdings weit mehr Pflege als bei einer herkömmlichen Herstellung und dies nicht nur beim Anbau sondern bei der gesamten Herstellung", sagt Albet i Noya. "Wer also ökologisch produzieren will muss den gesamten Arbeitspross im Auge haben."

Juan Carlos Sancha, Professor für Weinbau an der Universität von La Rioja und selbst ein Hersteller von Bio-Wein in der Region Rioja erklärt: "Bio-Wein kostet im Durchschnitt, gesehen auf die Gesamtproduktion, 18 Prozent mehr, die wir zwangsläufig an den Verbraucher weitergeben müssen. Trotzdem wächst der Markt, zwar langsam aber stetig. Ein weiteres gutes Zeichen ist, dass Bio-Weine nun auch im Supermarkt angeboten werden." Sancha betont weiter: "Bio-Weine enthalten, abgesehen von weit weniger Pestizitrückständen, auch einen höheren Anteil an Reservatrol, dem Wissenschaftler ein Anti-Aging bescheinigen und das Krebsbildung unterdrücken kann. Außerdem enthält Bio-Wein weniger Sulfite, worauf sich bei Menschen Allergien begründen können."

"So gut unsere Weine nun international akzeptiert werden gibt es doch auch Probleme beim Absatz unserer Bio-Weine", erklärt Albet i Noya. "Das Problem steht auf unseren Etiketten. Wenn dort eine ökologische Herstellung bescheinigt wird, greifen einerseits die dafür sensibilisierten Konsumenten zu aber es gibt auch Konsumenten, die Angst vor einem ökologischen Wein haben, weil sie über die Herstellung nichts wissen oder andere meinen, es wäre kein Qualitätsmerkmal. Zudem haben Bio-Weine immer noch ein schlechtes Image."

Diese Probleme hat man auch in Frankreich. Dort hat eines der führenden Weingüter, Château Pontet-Canet im Bordeaux auf einen ökologischen und biologisch-dynamischen Herstellungsprozess umgestellt. "Wir wissen, dass unsere Weine mit der Qualität traditionell hergestellter Weine locker mithalten können", sagt dessen Oenologe Jean-Michel Comme und erläutert: "So viel Arbeit wir in unsere Herstellung stecken so mühsam und intensiv müssen wir uns auch um das Marketing kümmern. Denn wir müssen die Verbraucher davon überzeugen, das die verbesserte Qualität von Bio-Wein auch der Gesundheit zuträglich ist."

"Dem Bio-Wein gehört auch deshalb die Zukunft, weil er auf der Vergangenheit basiert", resümiert Albet i Noya. "Unsere Großväter haben schon Bio-Weine produziert, bis dann unsere Väter die traditionellen Methoden verwarfen oder vergaßen und neueste Chemikalien nutzten. Nun müssen wir unsere Winzerkollegen wie auch die Verbraucher gleichermaßen davon überzeugen, dass Wein aufgrund einer ganzheitlichen biodynamischen Produktion besser für die Gesundheit ist und zudem von höchster Qualität sein kann."