Klimawechsel - Spanische Winzer ziehen um auf höher gelegene Anbauzonen

10.07.2009 - arthur.wirtzfeld

SPANIEN (Madrid) - Der Klimawandel und damit auch die erwartete Umwandlung der iberischen Halbinsel in eine semi-Wüste zwingt Spaniens Winzer zum Umdenken. Überall in der spanischen Weinszene werden aktuell Überlegungen angestellt, wo man im Land höher gelegene neue Anbauzonen finden und kultivieren könnte.

 

"Wir haben in Spanien mehr Hektar Weinberge als in jedem anderen Land der Welt. Klimatische Auswirkungen sind daher auch im größerem Rahmen gegeben. In unseren jetzigen Weinregionen herrscht glühende Hitze und damit stehen wir an der Front des Klimawechsels, was bedeutet, wir müssen aktiv werden", sagt Juan Fancisco Cacho, Weinexperte an der Universität von Zaragoza.

Ein Sprecher des spanischen Umweltministerium bestätigt: "Unser Land ist eines der trockensten in Europa und nun von einer Afrikanisierung bedroht. Wir erwarten auch gerade in einigen unserer wichtigsten Weinbauzonen eine fortschreitende Wüstenbildung." Die spanischen nationalen Umwelt- und Weinbauverbände sind bereits aktiv. In einem Projekt "Erfassung der Erkenntnisse im Umgang mit dem Klimawechsel" werden alle relevanten Daten und mögliche Szenarien erfasst.

Aktuell ist das Dilemma groß. Durch die lang anhaltenden Hitzeperioden entwickelt sich zu viel Zucker in den Trauben während Elemente, die dem Wein Aroma und Konsistenz geben, beinahe verloren gehen. Die Winzer müssen oftmals entscheiden ob sie früh ernten, was zwar zu einem moderaten Alkoholanteil führt, die Weine aber "grün" erscheinen lässt oder ob sie abwarten, um besseres Traubenmaterial zu erhalten, allerdings mit der Maßgabe, dass die gekelteren Weine oft sehr alkoholreich sind.

"Unsere Kellereinen tendieren immer noch dazu zu warten" sagt Francisco Cacho. "Dadurch entstehen Weine, die 14, 15 ja sogar 16 Prozent Alkohol haben. Früher waren 12 Prozent normal." Dazu bemerkt Mireia Torres, technischer Leiter der Weinkellerei Bodegas Torres in der nordöstlichen Region Katalonien "Wir versuchen mit verschiedenen Methoden die Reifung zu verzögern. Dazu haben wir einen experimentellen Bereich geschaffen, indem wir die unterschiedlichsten Auswirkungen studieren."

Experten erwarten jedoch, dass nur die Verlagerung der Weinberge auf höher gelegene Ebenen, wo die Reben nicht mehr so stark den Hitzewellen ausgesetzt sind und wo auch die Nächte kühler sind, was beides die Trauben besser reifen lässt, die mittelfristige Lösung bringt.

Die Ansicht der Experten bestätigen auch die Verantwortlichen bei der Bodega Perez Pascuas in der nördlichen Region Ribera del Duero. Hier kommen drei Generationen von Winzern zum gleichen Schluss: "Die Reben auf einer höheren Ebene haben ohne Frage eine bessere Qualität", sagt Jose Manuel Perez Ovejas, der Enkel des Gründers und ergänzt: "Unsere Weinberge befinden sich auf einer Höhe von 820 Meter und bleiben somit relativ von den sommerlichen Hitzewellen verschont."

"Unsere Weinberge enden meist bei einer Meereshöhe von 800 Metern. Mittel- und langfristig müssen wir die Rebanlagen auf Höhen zwischen 800 bis 1000 Metern verlagern", meint Francisco Cacho. Diese Ansicht bestätigen auch die bereits begonnenen Landkäufe großer kapitalkräftiger Bodegas. An den Grundstückspreisen ist bereits gut abzulesen, wo sich zukünftig der Weinbau in Spanien ausbreiten wird.

Der Franzose Linoel Gourgue, Weinbauexperte bei Vinedos Alonso del Yerro, gelegen in der oberen Region des Ribera del Duero, meint: "Die Rückkehr der Rebgärten in höhere Regionen ist gleichbedeutend mir der Rückkehr der Vernunft. Die spanischen Winzer haben seit jeher ihre Rebstöcke an Hügeln gepflanzt, bis man in den 80iger Jahren dann den Fehler beging, überall, also auch weit ins Tiefland hinaus, Rebanlagen zu kultivieren."