Weststeiermark: Die Heimat des Schilcher
Rebfläche
510 Hektar
Produktion
25 000 Hektoliter
Top 3-Traubensorten
Blauer Wildbacher, Sauvignon Blanc, Grauburgunder
Weinart
Säurebetonte Rosé und kraftvolle, etwas kantige Rotweine
Als Papst Pius VI. anno 1782 zu Kaiser Joseph II. nach Wien reiste und Zwischenstation in einem Franziskanerkloster in der Weststeiermark machte, servierte man ihm einen ungewohnten Wein, über den er hinterher in sein Tagebuch schrieb: «Sie haben uns einen rosaroten Essig vorgesetzt, den sie Schilcher nannten.» Damit ist schon viel gesagt über den bestimmenden Wein dieses kleinen Anbaugebietes, auf den die Erzeuger trotz seiner meist stattlichen Säure sehr stolz sind. Einige verstehen sich auch auf gute Weissweine. Die Dominanz der für den Schilcher Pate stehenden Sorte Blauer Wildbacher wird inzwischen aber für eine gewisse Vielseitigkeit genutzt. Schon vor rund 20 Jahren gab es die ersten Eisweine. Auch Schilcher-Sekt oder -Frizzante wird immer beliebter. Gelegentlich wird Trester produziert – und sogar Essig. Einige Erzeuger wagen sich inzwischen sogar an Rotwein, der durch eine gekonnte Entsäuerung längst nicht mehr so ruppig schmeckt wie bei den ersten Gehversuchen. Nur ungeschwefelten Schilcher, den es auch gibt, braucht die Welt nicht wirklich.
Geschichte
Wein wird in dieser Region schon seit Urzeiten angebaut. Vermutlich kultivierten bereits die Kelten um 400 vor Christus die Sorte Blauer Wildbacher aus heimischen Wildreben. 1580 wurde sie im Weinbuch «Von Bau, Pfleg und Brauch des Weins» vom Wiener Schriftsteller und Schulmeister Johannes Rasch erstmals beschrieben. 1842 wurde die Sorte wissenschaftlich klassifiziert. Erzherzog Johann förderte die Schilcher-Produktion, um der Region ein wirtschaftliches Standbein zu verschaffen. Seit 1976 ist der Name ein geschützter Begriff. Er leitet sich ab vom «Schillern» des Weines (wie es auch bei der hellroten Cuvée Schillerwein in Württemberg der Fall ist). Lange Zeit galt der Schilcher als rustikaler Bauernwein; er hatte – wie die im Südburgenland verbreiteten Direktträger (Uhudler) – den Beinamen «Rabiatperle». Ihm wurde sogar attestiert, dass er Aggressionen auslöst. Doch mittlerweile gilt er, weil die Säure etwas im Zaum gehalten wird, als regionale Spezialität, spritzig und herzhaft im Geschmack, mit einem unverkennbaren Aroma nach Johannisbeere und Blutorange.
Klima und Boden
Die Weingärten befinden sich an den Ausläufern der Koralpe und des Reinischkogels auf teilweise bis zu 600 Meter Höhe. Im Boden befinden sich Gneis und Schiefergestein. Die Region ist geschützt vor rauen Winden, das Klima ist südeuropäisch-mediterran. Nur regnet es, wie überall in der Steiermark, relativ häufig.
Anbaugebiete und Rebfläche
70 Prozent der über 500 Hektar entfallen auf rote Trauben. Die Fläche hat in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen. 1995 waren es lediglich 280 Hektar. Die wichtigsten Weinsorten in der überschaubaren Nachbarregion der Südsteiermark sind Stainz, St. Stefan ob Stainz und Deutschlandsberg. Das Gebiet ist landschaftlich sehr reizvoll. Die Schilcher-Weinstrasse von Ligist über Stainz, Deutschlandsberg bis Eibiswald erschliesst das Anbaugebiet.
Weine und Produktionsmenge
Nur der Blaue Wildbacher ist für die Erzeugung von Schilcher zugelassen, sonst nichts! Er hat auch seit 2018 DAC-Status, als einziger Wein der Region (die zwischenzeitliche Bezeichnung Schilcherland wurde wieder ad acta gelegt). Als ambitionierter Winzer kann man der Sorte einige Varianten wie Rotwein, Frizzante oder Sekt entlocken. Die Erträge in der Weststeiermark waren früher relativ hoch (schon mal 80 Hektoliter/Hektar). Aber heute sind sie deutlich niedriger. 2015 waren es knapp 50 Hektoliter/Hektar. Nicht übersehen sollte man, dass im Anbaugebiet auch einige ausgezeichnete Weissweine (Sauvignon Blanc!) erzeugt werden.