Wagram: «Beinhart und brutal»

Rebfläche

2650 Hektar

Produktion

90 000 bis 120 000 Hektoliter

Top 3-Traubensorten

Grüner Veltliner, Riesling, Roter Veltliner

Weinart

Vor allem würzige, elegante Weißweine, zunehmend elegante Rotweine

1991 schickte ein ambitionierter Winzer aus Kirchberg am Wagram eine grosse Weinsendung an VINUM. Man habe erstmals in der Region Weine selektioniert, die besonders gut sein sollten, wurde als Anlage berichtet. Bald bekam er die betrübliche Nachricht, dass nicht wenige der Selektionsweine fehlerhaft waren. Aber die Winzer waren für Kritik empfänglich. Innerhalb weniger Jahre setzte ein Wandel ein, die Wagramer Selection wurde zu einem Qualitätsbegriff. Unser Winzer war der Antreiber, der von den Juroren verlangte, sie sollten «beinhart und brutal» bei der Bewertung sein. In relativ kurzer Zeit bekamen eine Reihe von Weinbaubetrieben Profil, immer neue Talente machten auf sich aufmerksam. Einige Winzer sind dem Geheimtipp-Status entwachsen und sogar Mitglied beim Verein der Österreichischen Traditionsweingüter, der drei Dutzend der besten Erzeuger im Kremstal, Kamptal, Traisental und in Wagram vereint. In Wagram gab es zunächst den Selections-Verein, von dem sich 2001 die Weingüter Wagram abspalteten wegen unterschiedlicher Interessen der Mitglieder. Die Folge: Um beide Vereine ist es recht still geworden…

Geschichte

Weinbau hat zwar Tradition in diesem Gebiet. Bayerische Klöster machten sich um den Weinbau wie in anderen Regionen in Donaunähe verdient. Der Name leitet sich ab von «Wogenrain», einer schon im 12. Jahrhundert benutzten Bezeichnung für Uferböschung und eine Anspielung auf die Form des Gebietes, das gewissermassen wie ein riesiger Walfisch in der Gegend liegt. Später wurde die Region als «Wachrain» bezeichnet. Aber weil wohl die Verwechslungsgefahr mit der Wachau bestand, wurde daraus schliesslich Wagram. Doch es war ein Gebiet, das in Vergessenheit geriet, auch weil es immer anderen Regionen zugeschlagen wurde. Früher gehörte es zum Anbaugebiet Klosterneuburg, ab 1985 war es Teil des Gebildes Donauland-Carnuntum. Dann war nur das Donauland das Dach, ehe schliesslich 2007 daraus Wagram wurde. 

Klima und Boden

Das Klima ist in der Regel mild und ausgewogen, die Nähe zur Donau sorgt für eine positive Beeinflussung. Eine Besonderheit des Wagram ist eine dicke, bis zu 15 Meter tiefe Lössschicht im Boden. Sie entstand durch Anwehungen an den Ufern eines Urmeeres und ist ein idealer Untergrund für Grünen Veltliner.

Anbaugebiete und Rebfläche

Das Gebiet ist zweigeteilt. Der klassische, etwa 30 Kilometer lange Wagram befindet sich nördlich der Donau und östlich von Krems. Bekannte Orte sind Fels am Wagram, Kirchberg am Wagram, Feuersbrunn und das für seine Eisweine bekannte Grossriedenthal. Hier befindet sich auch der Schwerpunkt des Anbaus. Zum Gebiet gehört ausserdem noch Klosterneuburg in unmittelbarer Nachbarschaft von Wien mit kleinen Weinorten im Tullnerfeld. Hier hat die Höhere Bundesanstalt für Wein- und Obstbau (1860 gegründet) viel Bedeutung für Winzer-Ausbildung und Forschung; das Stiftsweingut (gegründet 1114) ist weinbauliches Aushängeschild. Auf Klosterneuburger Fluren bewirtschaftet es 23 Hektar, weitere Flächen werden in Wien und der Thermenregion gepflegt.

Weine und Produktionsmenge

«Lust auf Löss» ist ein Slogan der Region Wagram. Dieser Untergrund ist gut für die Hauptsorte Grüner Veltliner. Roter Veltliner ist eine autochthone Spezialität, die früher als Massenträger galt, aber inzwischen hervorragende Weissweine liefern kann. Mit Zweigelt und Pinot Noir können ebenfalls eine Reihe von Erzeugern reüssieren. Die Ernteergebnisse sind stark vom Klima abhängig. 2015 war das Ergebnis in der Menge mit nur 84 000 Hektolitern sehr mager (Schnitt 31,7 Hektoliter pro Hektar).