Nahe: Muskelspielender Zwerg
Rebfläche
4 239 Hektar
Produktion
ca. 338 744 Hektoliter
Top 3-Traubensorten
Riesling, Müller-Thurgau, Dornfelder
Weinart
fruchtige, elegante Weissweine, vor allem Riesling und Silvaner, verspielte Spätburgunder
Mit mehr als 180 verschiedenen Bodenformationen ist die Region an der Nahe eine mittelschwere Weinbausensation. Der bunt durchmischte Rebenteppich reicht vom kalkreichen Latittuff bis zum Soonwaldquarzit. Noch vor 50 Jahren gab es am Nebenfluss des Rheins weder nennenswerte Winzer noch einen einheitlichen Weinstil. Mittlerweile sorgen die Rieslinge aus erstklassigen Einzellagen weltweit für Furore. Und ein paar Spätburgunderproduzenten holen mineralische, komplexe Rote aus Windesheimer Terroir.
Geschichte
Rund zwei Jahrtausende weinbaulicher Geschichte hat das Nahe-Tal auf dem Buckel. Allerdings dauerte es fast genauso lang, bis der Nahe-Wein seinen wohlverdienten Ruf erlangte. Gründe dafür gibt es einige. Ein wesentlicher war sicher, dass die Nahe niemals schiffbar war. Viele Winzer, die ihren Wein selbst vermarkteten, druckten die Ansicht des Rheins auf ihre Etiketten und büssten ihre Identität zugunsten ökonomischer Interessen ein. Im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte das Flusstal seine Reputation so weit verspielt, dass Preussen regulierende Massnahmen ergriff. Es wurde eine Weinbauschule in Bad Kreuznach aus der Taufe gehoben, die wegen ihrer Nähe zur Praxis bis heute eine hoch gehandelte Institution ist. Bei Niederhausen entstand eine staatliche Domäne, die vorbildhafte Weinberge anlegte. Seit Beginn des dritten Jahrtausends hat das Weinbaugebiet mit Produzenten wie Dönnhoff, Emrich-Schönleber und Tesch seine angemessenen Aushängeschilder gefunden.
Geografie
Im warmen südwestlichen Teil der Bundesrepublik wird heute Wein angebaut, wo vor circa 30 Millionen Jahren Riesenhaie durch das Tertiärmeer jagten. Eingespannt ist die Weinregion vom Naturpark Soonwald, von dem Nordpfälzer Bergland im Süden und dem Hunsrück im Westen.
Klima und Boden
Das regenarme, milde und sonnige Tal wird vom Hunsrück mit bis zu 800 Meter hohen Bergen vor kalten Winden geschützt. Die topographischen, überaus vorteilhaften Bedingungen für die Nahe-Weine gipfeln in den verschiedenen Bodenformationen der Weinberge, die teilweise alle 100 Meter wechseln. Vorwiegend Quarzit- und Schieferböden finden sich an der unteren Nahe. Porphyr, Buntsandstein und Melaphyr prägen die Weinbergböden der mittleren Nahe. Charakteristisch für die Weinberge um Bad Kreuznach sind Verwitterungsböden, Löss und Lehm.
Weine und Produktionsmenge
Auf einer Rebfläche von 4 239 Hektar in sechs Grosslagen und 310 Einzellagen finden sich vor allem die Rebsorten Riesling, Müller-Thurgau und die Burgunderfamilie. Die Erntemenge belief sich 2019 auf etwa 338 744 Hektoliter.