Weinland Portugal
Mehr Eleganz trotz Klimaerwärmung
Portugals Winzerinnen und Winzer wissen heute besser als je zuvor, welche der alteingesessenen Rebsorten in ihren Lagen ausgewogene Weine hervorbringen können. Auch eine tendenziell frühere Ernte und ein verbessertes Knowhow in Rebberg und Keller tragen dazu bei, dass in Portugal trotz Klimaerwärmung sehr ausgewogene und animierende Weine in die Flaschen kommen.
Zum Beispiel Vidigueira: Das beschauliche Landstädtchen liegt inmitten der warmen Weinregion Alentejo. Und doch herrscht hier ein vergleichsweise mildes Mikroklima, in dem die alteingesessene weisse Sorte Antão Vaz heute verblüffend elegante, trinkige Weine hervorbringt. Das ist keine Ausnahme. Auch andere, in ihren Regionen schon lange heimischen Weisswein-Sorten mit solider Säurestruktur, etwa Bical (in Beiras) Encruzado (in Dão) oder Fernão Pires (in Tejo) sind Garanten für ausgewogene, gut strukturierte Weine. Kein Wunder, denn diese Gewächse haben sich über Jahrhunderte bestens den Bedingungen in ihrem Anbaugebiet angepasst. Zwei andere weisse Sorten, die für Finesse stehen, werden heute bereits in ganz Portugal angebaut, nämlich die in der kleinen Appellation Bucelas heimische Sorte Arinto sowie der Alvarinho aus dem Vinho Verde-Gebiet ganz im Norden.
Tatsächlich sind Portugals Winzerinnen und Winzer auch sehr gut für die Zukunft gerüstet. Die Ernte findet heute quer durchs Land etwas früher statt, aber dies nicht nur wegen der Klimaerwärmung. Zum einen, stellen viele Produzenten auch Schaumweine her und beginnen deshalb eher mit der Ernte. Andererseits führt der aktuelle Trend zu säurebetonteren und frischeren Weisweinen ebenfalls zu einer Vorverlegung der Weinlese. So hat sich der Erntebeginn in den letzten 25 Jahren um bis zu zwei Wochen nach vorne verschoben. Ein wichtiger Faktor ist auch der Atlantik. Neu angelegte, aber auch seit langem bestehende Rebberge im Einflussbereich der kühlen Atlantikluft bringen Weine mit Temperament und Rasse hervor. Das gilt beispielsweise für die raren Weine von Colares, die unmittelbar am Meer reifen, oder für die Gewächse aus der roten Sorte Baga, die vorwiegend in Bairrada ebenfalls in Küstennähe angebaut werden.
Mehr Finesse dank hoher Lagen
Auch das Spiel mit den Höhenlagen wird immer wichtiger. Die spektakulären Rebbergs-Terrassen im Dourotal reichen von 200 bis 900 Meter über Meer. So können die Produzenten mit jenen Sorten, die heute infolge der Klimaerwärmung sehr üppige Weine hervorbringen, bei Neuanpflanzungen in höhere Lagen ausweichen. Aus dem gleichen Grund gewinnt im südlichen Alentejo auch die Subregion Portalegre, die im östlichen Teil nahe der Grenze zu Spanien liegt, zunehmend an Bedeutung. Hier wurzeln die Reben bis zu 1'000 Meter über Meer. Vor allem bei den roten Assemblagen haben die Winzerinnen und Winzer die Möglichkeit, Trauben aus höheren und tieferen Lagen immer wieder von neuem so zu vereinen, dass die Weine gleichermassen über Ausdruck und Eleganz verfügen. Auch hitzebeständige rote Sorten wie Alicante Bouschet oder Tinta Miúda (in Spanien unter dem Namen Graciano bekannt) sind Garanten für gut ausbalancierte Weine.
Nachhaltiges Wasser-Management
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass mit einem moderaten Einsatz der Tropfbewässerung die Rebberge vor Hitzestress (der oft zu unausgewogenen Weinen führt) bewahrt werden können. Allerdings ist Wasser heute in vielen Weinregionen Portugals eine Mangelware und muss sparsam eingesetzt werden. Eine wachsende Zahl von Weingütern erprobt daher neue Konzepte zur Wasser-Retention. Diese beruhen darauf, dass das frei abfliessende Regenwasser im Winterhalbjahr in künstlich angelegten Seen und Teichen gefasst wird. Dieses Wasser kann dann im Sommer für die Bewässerung genutzt werden. Gleichzeitig entsteht am Rande der betreffenden Gewässer allmählich eine reichhaltige Vegetation, die den Boden vor dem Austrocknen bewahrt. Dank der Wasserretention ist auch in den halbsteppenartigen Regionen des Alentejo ein Weinbau mit einem weitgehendst geschlossenen Wasserkreislauf möglich.
Weiterführende Infos: www.winesofportugal.pt