Poderi dal Nespoli
Eine Reise zur Entdeckung der Identität des Weinbaus in der Romagna
Text: Nicole Harreisser
Die Poderi del Nespoli liegt im Bidente-Tal, an den Ausläufern des Apennins, die sich bis zur Küste der Adria erstrecken. Das Terroir ist geprägt von reichen Lehm- und Schwemmlandböden, aber auch kalkhaltige Mergelböden, die den Weinen ein einzigartiges Aromenprofil, eine balancierte Säurestruktur und hohen Alkoholgehalt verleihen. Die Leitrebsorte ist die rote Sangiovese di Romagna, die hier ihr Potenzial für aussergewöhnliche Weine ausspielen kann.
Das Gut umfasst im Gesamten 65 Hektar Rebfläche in Höhenlagen von 120 bis 175 Metern über Meer. Eine der wichtigsten Parzellen des Gutes ist der Gualdo mit 14 Hektar Fläche, der zu 85 Prozent Sangiovese bestockt ist sowie 15 Prozent Merlot, die mit Hilfe der Technik der symbiotischen Landwirtschaft biologisch angebaut werden. Durch die Beimpfung von Pilzmikroorganismen in der Nähe der Pflanzenwurzeln wird eine revolutionäre Technik verwirklicht, die die positive Verbindung zwischen Pilzen und dem Wurzelsystem der Pflanze ausnutzt. Da sich das Wurzelsystem exponentiell entwickelt und den Boden gründlich durchdringt, wird die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Boden maximiert. Diese Dynamik hat dazu geführt, dass Gualdo schon in den ersten Jahren üppige Rebstöcke und Trauben mit bemerkenswerter organoleptischer Komplexität hervorbringt. Durch die spezielle Ausrichtung sind die Rebstöcke den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt, was die optimale Reifung der Trauben fördert.
Ein Label, das den ersten konkreten Schritt zur Schaffung einer zertifizierten biologisch-symbiotischen Lieferkette darstellt, die den Raubbau an den natürlichen Ressourcen vermeidet, zugleich die Verbindung zwischen Mensch und Natur stärkt und dem Land greifbare Vorteile bringt.
Seit 2021 bringt diese von kalkhaltigem Mergel mit Sand und Schwemmkieseln durchsetzte Einzellage den renommierten Gualdo Romagna DOC Sangiovese Predappio Biosimbiotico hervor.
«Prugneto» ist der erste von der Familie Ravaioli erworbene Weinberg mit einer Fläche von 9.4 Hektar, der mit Sangiovese (6.4 Hektar) und Merlot (3 Hektar) bepflanzt ist. Diese Rebberg ist geprägt von lehmreichen Böden, die ein ausgezeichnetes Wasser- und Nährstoffrückhaltevermögen aufweisen. Zwei weitere wichtige Parzellen sind Dogheria mit 15 Hektar und Mastalsò mit 13 Hektar.
Heute ist Celita Ravaioli, die vierte Generation, für die Bewirtschaftung und Pflege aller Rebflächen verantwortlich. Bereits als Kind war sie an der Seite ihres Vaters und ihres Onkels in den Reben unterwegs und kennt jede Zeile. Zusammen mit einem 18-köpfigen Team sorgt sie für die optimale Ausgangsbasis der ausgezeichneten Weine des Hauses.
«Jedes Teammitglied kennt das Erbe unseres Landes genau und trägt es in jeder Phase des Lebenszyklus des Weinbergs, von der Pflanzung bis zur Ernte. Diese praktische Arbeit und das Engagement stellt die aussergewöhnliche Qualität unserer Ernte sicher.»
Celita Ravaioli, Leiterin des Weinbergs
Seit 2009 hat Scipione Giuliani den Weinen seine unverwechselbare Note verliehen – in enger Zusammenarbeit mit Celita, die über ein tiefes Verständnis für das Gebiet und die Tradition verfügt. Dieses dynamische Duo sorgt dafür, dass die Weine ihre zeitlose Essenz bewahren und gleichzeitig einen globalen Gaumen ansprechen, indem sie die Kunstfertigkeit seit den frühen 2000er Jahren mit kühnen neuen Ambitionen unter der Führung der Familie Martini verbinden.
Im Jahr 2023 wurde eine neue spannende Partnerschaft geschlossen, um ein bahnbrechendes Weinbauprojekt zu verwirklichen: die Vorstellung von 5 aussergewöhnlichen Weinen, darunter 3 Rotweine - Il Nespoli, Prugneto und Borgo dei Guidi -, die neu gestaltet wurden, und 2 Weissweine, die im Jahr 2025 auf den Markt kommen. Zur Seite steht dem energetischen Team von Scipione und Celita nun der bekannte Riccardo Cotarella.
Dieser Zusammenarbeit gingen umfangreiche Beratungen mit dem technischen Team und Weinbergsuntersuchungen durch den renommierten Önologen voraus. Gemeinsam mit Cotarella will Argea, die das Weingut zwischenzeitlich übernommen hat, einen neuen Typus an Wein kreieren, der authentischen Charakter der lokalen Rebsorten und das aussergewöhnliche Potenzial des Bidente-Tals in den Vordergrund stellt. Dieses Bestreben konzentriert sich auf die Flaggschiffe der Romagna, Sangiovese und Albana, aber auch auf eine experimentelle Reise mit internationalen Rebsorten.
Die Weine:
Rubicone IGT Orange Wine Bianco 2023
2024 bis 2026
Eine Cuvée aus Trebbiano und Pionot Bianco, die getrennt vinifiziert werden mit temperaturkontrollierter Mazeration. Der Wein reift für drei bis sechs Monate auf der Feinhefe. Expressives Bouquet mit Noten von reifer Zitruszeste, Tannengehölz und Akazienhonig, unterlegt mit feiner Würze. Der Gaumen ist frisch mit feinen Zitrusnoten, dazu saftig mit reifem Steinobst. Lebendig und persistent im Abgang.
Romagna DOC Sangiovese Predappio Biosimbiotico Gualdo 2021
2024 bis 2028
Reinsortiger Sangiovese, der im Stahl ausgebaut wird. Reifung für mindestens 10 Monate. Dichtes Rubinrot mit violetten Reflexen im Glas. Dicht gewobene und frische Nase, fruchtbetont mit dunkler Beerenfrucht, dazu etwas dunkle Schokolade, Würze und Rauch, sehr ansprechend. Am Gaumen mit viel roter Frucht, saftige Kirsche und etwas Cassis, dazu florale Anklänge von Veilchen. Das Tannin jugendlich und frisch, klingt lang aus.
Romagna DOC Sangiovese Superiore Prugneto 2022
2024 bis 2028
100 Prozent Sangiovese, wird im Stahl vinifiziert, rund 30 PRozent werden in grossem Holz und Barriques für einige Monate gereift. Dunkles Purpur. Duftet intensiv nach Walderdbeeren und Kirschen, ein Anflug von frischen Kräutern und dunklem Nougat. Am Gaumen sehr frisch mit roter Fruchtaromatik, floralen Noten und etwas Holzwürze. Die Tannine sanft und gut eingebunden. Langes Finale mit einem würzigen Kick.
Romagna DOC Sangiovese Superiore Riserva Il Nespoli 2020
2024 bis 2030
Vinifikation des Sangiovese im Stahl, gefolgt von zwölf Monaten Ausbau in französischen Barriques. Intensiv Rubinrot. Expressiver Duft, sehr tiefgründig und dunkel. Eingelegte Kirschen, Cassis, dazu frisch geröstete Kaffeebohnen, Lakritz und Holzwürze. Am Gaumen frisch, intensiv und komplex. Kirschfrucht, etwas Pflaumen, wiederum Würze und Lakritz. Fein integriertes Tannin, frische, balancierte Säure. Klingt lange nach mit Frische und einem gutem Potenzial.