Zwischen Lago di Garda, Mincio und Verona

Eine Entdeckungsreise zum Custoza DOC

Fotos: z.V.g.

Nahe dem Gardasee und Verona, auf den Moränenhügeln der letzten Eiszeit, liegt die Heimat eines einzigartigen Weissweines: des Custoza DOC, Ausdruck eines einzigartigen Terroirs, aber auch geprägt von kühlen Winden des Nordens und vom Klima des Mittelmeers.

Der Gardasee liegt in der Nähe und sorgt ebenso wie das aus den Alpen hervorspringende Etschtal für eine hervorragende Ventilation der Weinberge, die neben der Vielfalt der Böden zur Einzigartigkeit des Custoza DOC beiträgt.

Gebildet wurden diese sanften Rebberge von den Gletschern der letzten Eiszeit, deren Moränen heute den komplexen, mineralischen Untergrund für eine Reihe von Custoza DOC bilden: neben der frischfruchtigen Annata der komplexe Superiore und seit kurzem auch die Custoza Riserva, die 2024 erstmals auf den Markt kam.

Der Name des Weines stammt vom Weiler Custoza, einem Ortsteil von Sommacampagna inmitten einer hügeligen Landschaft, in der Natur, Geschichte und Kultur eine einzigartige Symbiose eingehen. Das Gebiet des Custoza erstreckt sich über neun Gemeinden: Sommacampagna, Villafranca di Verona, Valeggio sul Mincio, Peschiera del Garda, Castelnuovo Veronese, Sona, Bussolengo, Pastrengo und Lazise.

Der Custoza DOC ist der höchste Ausdruck dieses Gebietes, den die Menschen seit jeher zu schätzen wussten: Vitis Silvestris-Samen aus der Pfahlbauzeit wurden im Gebiet von Pacengo und Peschiera gefunden, auch zur Römerzeit wurde Weinbau betrieben, später, im Mittelalter, war der Weinbau zwischen Pastrengo und Sommacampagna berühmt. 1939 schliesslich bestätigte die Versuchsstation der Weinbauschule von Conegliano die besondere Eignung der Zone für den Weinbau.

Das Schutzkonsortium des Custoza DOC wurde schliesslich 1972 gegründet, ein Jahr nach der Anerkennung des DOC für Custoza. Präsidentin ist heute die Winzerin Roberta Bricolo, unterstützt von den Vizepräsidenten Marica Bonomo und Luca Oliosi, die von einem überzeugt sind: «Der Custoza DOC ist auch ein hervorragender Botschafter dieses Gebietes, der dazu einlädt, diese einzigartige Landschaft Italiens mit ihren Natur- und Kulturschönheiten kennenzulernen.»

Natur und Kultur

Es ist ein aussergewöhnliches Gebiet, geschichtsträchtig, mit Städten und Dörfern, die im 19. Jahrhundert Zeugen der blutigen Kämpfe des Risorgimento waren. Das Ossario, das Beinhaus von Custoza, erinnert mit den Gebeinen der gefallenen Soldaten an diese dunkle Zeit, und auch zwischen den Reben findet mancher Weinbauer noch heute Relikte dieser Schlachten.

Das milde Klima am Südufer des Sees bringt nicht nur reife Weinreben hervor, sondern auch Oliven, Zitronen, Zedern, Mandeln, Agaven und Palmen. Obwohl die Natur zwischen dem See und dem Tal des Mincio-Flusses allgegenwärtig ist, liegt nur eine halbe Autostunde entfernt eine der schönsten Städte Italiens: Verona, die Stadt von Romeo und Julia, reich an Geschichte und Kunst. Das berühmteste römische Denkmal ist die Arena, in der noch heute in den Sommermonaten die grosse Oper gefeiert wird.

Zwischen Verona und dem Gardasee erstrecken sich die Terre del Custoza, wunderschöne grüne Hügel, die noch wenig bekannt und von Naturpfaden und Radtourismusrouten durchzogen sind. Ein Gebiet, das für Sportler, Liebhaber der Natur und guten Essens, Familien und diejenigen, die langsamen Tourismus schätzen, geeignet ist. Radler kommen auf 65 Kilometer Radwegen auf ihre Kosten: Die Cammina-Custoza-Route oder der Radweg, der Mantua mit Peschiera verbindet und direkt durch Borghetto führt, einem bezaubernden kleinen Mühlendorf am Fluss Mincio, sind nur zwei der Höhepunkte. Ein Highlight für Naturliebhaber hingegen sind die Naturparks des Mincio oder der Parco Sigurta in Valeggio.

Eine legendäre Gestalt ist der Tamburino Sardo, der sardische Trommlerjunge, dessen Heldengeschichte eng mit den Risorgimento-Schlachten von 1848 und 1866 verbunden ist und dem ein Wanderweg entlang der einstigen Frontlinie zwischen Italienern und Österreichern gewidmet ist.

Die Heimat des Custoza ist auch ein idealer Ausgangspunkt für diejenigen, die Kultur- und Naturgenuss mit Dolce Vita verbinden wollen: Nur wenige Kilometer sind es bis Verona und Mantua, und auch die Orte am Gardasee – Lazise mit seinem Yachthafen, Peschiera mit seiner Rocca – sind nur einen Katzensprung entfernt.

Kulinarische Genüsse

In den Kellereien der Mitgliedsbetriebe des Konsortiums kann man dazu die Welt des Weines in all ihren Facetten kennenlernen: Zusätzlich zu den traditionellen Verkostungen überraschen die Winzer mit Picknicks und Verkostungen im Weinberg, Yoga-Unterricht, Kunst- und Sinneserlebnissen.

Da darf natürlich die Gastronomie mit ihrem reichen Erbe nicht fehlen: Ein Custoza DOC passt sowohl zu Fisch als auch zur traditionellen Küche der Provinz Verona. Der Lavarello, ein typischer Fisch des Gardasees, harmoniert perfekt mit einer mineralischen Custoza Annata. Ein Bollito Misto – das traditionelle Siedefleisch Veronas – oder eine gegrillte Forelle passen hingegen sehr gut zu einer Custoza Riserva oder zu einem komplexen Custoza Superiore.

Die perfekte Begleitung zu jedem Custoza DOC sind aber ohne Zweifel die Tortellini aus Valeggio sul Mincio, die mit unterschiedlichsten Zutaten – von wildem Spargel bis Kürbis – gefüllt sind. Die klassische Version mit Fleisch heisst Nodi d’Amore und soll dem Nabel der Göttin Venus nachempfunden sein.

Zu Beginn des neuen Jahres, zwischen Januar und Februar, sollte man sich den Broccoletto di Custoza nicht entgehen lassen, einen kleinen, lokal produzierten Brokkoli, der direkt zwischen den Weinbergen angebaut wird und sich durch einen mineralischen Geschmack auszeichnet. Er wird gewürzt mit einer Prise Salz und Olivenöl Extra Vergine vom Gardasee und mit hartgekochten Eiern und Salami serviert.

Auf den Hügeln von Santa Lucia ai Monti hat hingegen Pollo ai Ferri – gegrilltes Hähnchen – eine lange Tradition. Und zum Abschluss eines jeden Mahles passen überdies die vielen lokalen Käsesorten hervorragend zu einem Glas Custoza DOC.

Custoza DOC – ein Wein, viele Stilistiken

Die Stildifferenzierung des Custoza DOC reicht je nach Terroir und verwendeten Trauben von frischen und fruchtigen bis hin zu langlebigen, komplexen Weinen, die durch ihre mineralischen Komponenten ausbalanciert sind.

 

Die Moränenlandschaft, die das Produktionsgebiet des Custoza DOC prägt, ist gekennzeichnet durch eine dichte Reihe langgestreckter Hügel mit Höhenunterschieden zwischen 50 und 100 Metern. Die Böden sind äusserst vielfältig, reich an felsigem Untergrund, durchsetzt mit grossen Kiesflächen und steinigen Ablagerungen. Der überwiegend kalkhaltige Boden verleiht den Trauben ihre typische mineralische Komponente und charakterisiert die Weine.

Die thermischen Unterschiede gewährleisten eine vollständige Reifung der Trauben, verbunden mit konstanten Säurewerten, die für die typische Frische eines Custoza unerlässlich sind. Das Terroir stellt für Custoza ein wichtiges Element dar, daher gab das Konsortium eine Studie zur Zoneneinteilung des Produktionsgebietes in Auftrag, die von Professor Attilio Scienza von der Universität Mailand geleitet wurde.

Custoza verfügt – so die Studie – über drei verschiedene Bezirke, die nach der Herkunft des Bodens klassifiziert sind: die Amphitheater-Moränen, die vorwürmzeitliche Schwemmebene und die Schwemmlandebene aus einer späteren Zeit vor rund 11 000 Jahren.

Seit bereits über 30 Jahren fördert das Konsortium darüber hinaus die Einführung integrierter Schädlingsbekämpfungstechniken und biologischer oder nachhaltiger Anbau­methoden.