Erfolgreicher Quereinsteiger
Domaine du Comte de Thun
Text: Barbara Schroeder, Fotos: Rolf Bichsel
1998 begeisterte sich Graf Ferdinand von Thun für ein herrlich gelegenes Wein-gut mit pittoreskem Schloss in der südfranzösischen Region Gaillac. Heute produziert die Domaine du Comte de Thun eine ganze Palette hervorragender Weine. Sie ist sogar zur eigentlichen Lokomotive des Plateau de Cordais ge- worden, des besten Terroirs der Region. Besucher werden in der Degustationslounge empfangen oder in der adrett eingerichteten Boutique und können mit einem Glas Wein in der Hand die einmalige Aussicht geniessen.
Ferdinand Graf von Thun war sofort begeistert: «Ich kam an, schaute mich um und wusste: Da geh ich nie wieder weg!» Er deutet auf das herrliche Panorama: «Das hier ist die Toskana Frankreichs, mit allem, was dazugehört! Einmalige Landschaft, gutes Essen, guter Wein, ein Spitzenterroir.» Richtig. Die zum Gut gehörenden 32 Hektar Reben liegen auf dem Plateau Cordais, der anerkannt besten Weinbaulage der AOC Gaillac. Wer sich davon überzeugen will, braucht sich nur nach einer Handvoll karger, pudriger, mit Kalksplittern versetzter Erde zu bücken. Sofort werden Erinnerungen an das Burgund wach. Kein Wunder, hat sich hier jemand den Traum vom eigenen Weingut erfüllt, oder?
Das Weinbau-Juwel Gaillac
«Ganz ehrlich: Ich habe nie davon geträumt, Winzer zu werden», entgegnet Ferdinand von Thun. «Sicher, gutes Essen und gute Weine mochte ich immer schon. Ich reiste jedes Jahr ins Burgund oder nach Bordeaux. Auf einer solchen Reise erzählte mir ein Freund von einem Weingut in Gaillac, das zum Verkauf stehe. Ich wusste nicht einmal, wo Gaillac liegt! Wir fuhren hin und ich war vom Ort begeistert. Doch rasch wurde mir bewusst, dass ich auch weinbaumässig auf ein echtes Juwel gestossen war. So wurde ich 1998 zum Quereinsteiger in Sachen Wein.»
«Ich schätze das Gute und Schöne!»
Ferdinand von Thun
Winzer ist er vielleicht nur durch einen glücklichen Zufall geworden, doch dafür gleich zweihundertprozentig. Denn was Ferdinand von Thun anpackt, tut er richtig und konsequent. Er machte sich erst einmal an die Renovierung der Gebäude – mit Geschmack und Stil und ganz ohne Pomp. Durch einen weiteren glücklichen Zufall lernte er den bekannten Weinfachmann Ricardo Cotarella kennen und konnte ihn für die Weinseite des Unternehmens begeistern. «Ich sagte mir, wenn schon Wein erzeugen, dann nur vom besten! Ricardo ging es genauso. Wir wurden rasch gute Freunde», erklärt Ferdinand von Thun geduldig. Gemeinsam nahmen sie alle angepflanzten Sorten unter die Lupe und reduzierten sie auf die besten: Cabernet Franc, Merlot, Syrah, Pinot Noir, Sorten, wie sie hier auf dem Plateau seit langem heimisch waren. Rebbergsarbeit, Vinifikation und Ausbau unterstehen seit 2007 der Aufsicht des kompetenten Weinmachers Orlando Caparro, eines mit allen Wassern moderner Kelterkunst gewaschenen Perfektionisten, der weiss, dass grosser Wein im Rebberg beginnt. Das Resultat kann sich sehen lassen. Cuvées wie Tarabelle, Maze oder La Cabane gehören zum Besten, was die Region zu bieten hat, und scheuen auch nicht den internationalen Vergleich. Ferdinand von Thun: «Unser Ziel ist nicht nur, erstklassige Weine zu keltern. Wir möchten dieser uralten, aber in Vergessenheit geratenen Weinregion wieder zu ihrem Adelspatent verhelfen.» Das ist ihnen bereits hervorragend gelungen.