Gérard Bertrand, Winzer und Weinunternehmer
Der Languedoc-Visionär
Begonnen hat der Winzersohn und hochkarätige Rugbyspieler im Jahr 2002, mit gerade vier Hektar Reben. Heute führt er ein regelrechtes Imperium von 850 Hektar, verteilt auf 15 Domänen im ganzen Languedoc. Er gehört zu den wichtigsten Winzern und Weinhändlern Frankreichs. Doch mit Erreichtem gibt sich der Kaiser des Languedoc nie zufrieden. Sein nächstes Ziel: die aktive Förderung biologischen Anbaus. Bis 2023 soll seine ganze ausgedehnte Anbaufläche rein biodynamisch bestellt werden.
Ich bin vorab Winzer, sagt Gérard Bertrand, der Mann, der 2002 mit vier Hektar Reben begonnen hat und es heute auf stolze 850 Hektar bringt, verteilt auf 15 Domänen im Languedoc, der Winzersohn und Rugbyman, der den Weinbau im Süden Frankreichs geprägt hat wie niemand vor ihm und eine neue Revolution gestartet hat: Bis 2023 soll sein Rebbesitz lückenlos biodynamisch bestellt werden. 500 Hektar sind bereits zertifiziert, der Rest in Konversion.
«Qualität allein reicht nicht länger, auf unserem Niveau bildet Exzellenz die Basis. Wir sind längst einen Schritt weiter. Wir beschränken uns nicht mehr auf die Frage, wie gut ein Wein mundet, sondern wollen wissen, nach welchem Ort er schmeckt. Wer wie ich an Terroir glaubt, kommt an biologischem Landbau nicht vorbei und wird fast automatisch bei der Biodynamik landen. 2002 arbeitete ich konventionell in den Reben, doch ich pflegte mich mit Homöopathie. Der heutige Schritt war quasi vorgegeben.»
Vorgegeben durch seine Herkunft: 1973 kaufte Gérards Vater Château Villemajou in den Corbières und ermunterte den Sohn, schon im Alter von zehn Jahren in den Reben zu arbeiten. Vorgegeben durch die Begegnung mit der Philosophie von Steiner, aber auch durch seine Bodenhaftung, den angeborenen, instinktiven Respekt vor der Natur, die Biodiversität, die fundamentale Idee des eigenständigen, möglichst unverfälschten Ausdrucks eines Ortes, die geheimnisvolle Alchemie von Geologie, Klima, Mikroklima, Geschichte, Kultur, Tradition.
«Ich bin Winzer aus Überzeugung. Weinhändler und Unternehmer wurde ich, weil ich an die Zukunft unserer Region glaubte, an die einmalige Qualität unserer Terroirs, den unglaublichen Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten. Darum habe ich immer weiter investiert. Ein Winzer, der eine Nachfrage schafft und seine Ernte absetzt, muss sich vergrössern, das ist er dem Konsumenten schuldig. Gérard Bertrand wurde zum kollektiven Abenteuer, das heute die ganze Region umspannt und 320 Mitarbeiter beschäftigt.»
Dem Kollektiv dient Gérard Bertrand auch, indem er sich aktiv für ein Label einsetzt, das Winzern die Umstellung auf naturnahen Anbau erleichtern soll. «Bio stagniert. Viele wagen den Schritt nicht, weil er mit Risiken verbunden ist. Die Umstellung beginnt sich erst mit der Zertifizierung langsam zu amortisieren. Drei Jahre muss ein Betrieb voll biologisch arbeiten, doch der Wein wird wie ein konventioneller gehandelt. Das neue Label CAB (Conversion-Agro-Bio) will die Umstellung dadurch unterstützen, indem es Winzern 90 Prozent des Preises für zertifizierte Bioweine garantiert. Für mich gibt es kein Zurück. Wir haben bewiesen, dass Bio keine Utopie ist. Weinbauern müssen weiter mit gutem Beispiel vorangehen. Unsere Felder und Rebberge müssen in absehbarer Zeit rein biologisch bestellt werden. Nur so können wir die Zerstörung unseres Ökosystems aufhalten.»