Weine des Monats Juni
Für Etikettentrinker
Unter den vielen Weinen, die wir in der Redaktion, auf Reisen oder privat verkosten, machten wir uns für diesen Monat auf die Suche nach Flaschen mit so gut gestylten Labels, dass wir kaum die Augen von ihnen lassen konnten. Aber natürlich musste uns auch der Inhalt überzeugen. Für die «Weine des Monats» wählen die VINUM-Autoren jeweils spontan ihre persönlichen Favoriten aus, ohne sie nach der 20 Punkte-Skala von VINUM zu bewerten.
2016 Netzwerkwein
3 Weingüter – 3 Länder – 3 Schulen | Steiermark – Südtirol – Württemberg | 12,7 Vol.-%
Das Etikett mag verwirren, doch aus der Not heraus trafen hier viele Ideen auf einem Blatt Papier zusammen. Auslöser war der verheerende Frost im April 2016 in der Steiermark. Um dennoch Wein zum Verkauf zu haben, wandte sich das steirische Landesweingut Silberberg an das Staatsweingut Weinsberg und das Landesweingut Laimburg. Ergo verkauften die Württemberger und Südtiroler Weissburgunder im Tank, der dann mit der kleinen Ernte der Steiermark zusammengefügt und in Leibnitz gefüllt wurde. Das Ergebnis ist ein knackiger, würziger Wein mit animierendem Kräuterduft und gutem Trinkfluss. Sorte und Jahrgang dürfen auf der Flasche nicht genannt werden.
15 Franken | weinkeller.lfssilberberg@stmk.gv.at
Empfohlen von Rudolf Knoll
Male Syrah 2013
Sine Qua Non | Oak View Kalifornien, USA | 14,5 Vol.-%
Seit 25 Jahren überrascht uns Manfred Krankl mit einem einzigartigen Label-Konzept. Stets von ihm persönlich auf hohem künstlerischem Niveau gestaltet, erzählen seine Labels jeweils Episoden aus dem Jahr, in dem der jeweilige Wein gereift ist. Mal sind es Geschichten über den Wein selber, mal persönliche Erlebnisse, weil ja die jeweilige Befindlichkeit des Winzers die Weine ebenso prägt wie Klima und Boden. Mit dem Jahrgang 2013 präsentiert er uns den verführerisch-verspielten Grenache schlicht als
«Female» und den mächtigen, gut strukturierten, ja kernigen Syrah als «Male». Wer jedoch die Geschlechtersymbolik nicht erkennt, der wird jetzt ein bisschen üben müssen.
209 Franken | www.studer-vinothek.ch
Empfohlen von Thomas Vaterlaus
Cru Bourgeois 2010
Château Citran | Haut-Médoc, Frankreich | 13,5 Vol.-%
Sie werden zunehmend abgefahrener, diese Flaschen-Labels, von puristisch bis pompös. Die Wahl fiel auf den Pfau, rechts oben auf dem Etikett einer Bordelaiser Cuvée, der wohl tatsächlich in den Gärten des Château seinen Federfächer ausbreitet. In der vom Jugendstil animierten Initiale «C» für «Citran» thront der Etiketten-Pfau auf einer Flasche stolzen Inhalts: Über tiefdunkle Beerenfrucht der Merlot-Cabernet-Sauvignon-Cuvée legen sich holzwürzige und balsamische Aromen bis hin zum süssen Eukalyptus. Johannisbeere und leicht raues Tannin tapezieren den Gaumen. 15 Monate in der Barrique vor sich hin gereift, treten Mokka und heller Tabak hinzu. Chapeau,du kleiner Pfauenhahn.
24 Franken | de.millesima.ch
Empfohlen von Eva Maria Dülligen
Traminer 2016
Château de Praz | Vully, Schweiz | 13,5 Vol.-%
Wir hatten keine andere Wahl, wir mussten das Etikett seitlich ablichten. Ansonsten könnten Sie nicht sehen, was uns begeistert. Die Weinlinien des Château in der Schweizer Drei-Seen-Region bilden nämlich die riech- und schmeckbaren Düfte und Aromen mit kleinen gezeichneten Bildchen auf Papier ab. Eigentlich ein genialer Schachzug, denn es vereinfacht die Wahl im Fachgeschäft und auch auf dem Weingut. Entdecken Sie unbedingt auch den Chasselas als Réserve Blanche. Beide Weine sind elegante Vertreter und trumpfen mit einer selten auf diese Weise gefundenen Finesse, Präzision und spielerischen Vielschichtigkeit. Der Traminer sehr duftig, fast subtil, auch voluminös und dennoch graziös. Schlicht grandios!
24 Franken | www.chateaudepraz.ch
Empfohlen von Cécile Richards
Trollinger Sine 2015
Weingut Aldinger | Württemberg, Deutschland | 11,5 Vol.-%
Sie meinen, dieses Etikett sähe nach nichts aus? Es verdeutlicht aber perfekt, wofür der Wein steht. Das lateinische «Sine» bedeutet «ohne». Und dieser Trollinger ist ohne Entrappen, Zugabe von Hefen, Chaptalisierung, Zugabe von Sulfiten, Filtration und auf dem Vorderetikett sogar ohne Druckerschwärze. Aldingers haben mit ihm einen extrem puristischen Trollinger erzeugt. Mit 0,5 Gramm Restzucker ist er knochentrocken und mit 11,5% Alkohol ganz leicht. Das kann nur funktionieren, wenn der kräuterbeerige Wein sehr sorgsam und mit Blick auf Komplexität hergestellt wurde. Der nach VDP-Statut «Erste Lage»-Wein wurde maischevergoren und sieben Monate in der Barrique ausgebaut.
www.boucherville.ch
Empfohlen von Carsten Henn
Donauschotter Rosé 2016
Weinmanufaktur Clemens Strobl | Feuersbrunn, Österreich | 12,5 Vol.-%
«Es lächelt der See, er ladet zum Bade». Wetten, Schiller wäre auf die Badenixe auf dem Etikett abgefahren. Und auf den Inhalt der Flasche erst! Lachsrosa, diskrete, reife Himbeerfrucht für die Nase, feingliedrige Struktur, erfrischende Säure und eine fantastische mineralische Salzigkeit. Die Rosa Cuvée aus Pinot und Zweigelt ist Augenschmaus und Trinkvergnügen pur. Also ab damit in den Picknickkorb und mit dem Drahtesel oder der Vespa zum nächsten See fahren. Den Steg in Beschlag nehmen und mit der oder dem Holden den Sommer feiern. Nach der Flasche zu Zweit ist man immer noch fit für einen Sprung ins kühle Nass.
19,50 Franken | www.moevenpick-weine.com
Empfohlen von Ursula Geiger