Sechs Lieblinge | Weine des Monats Oktober 2020

Aus dem Ofen

Sechs VINUM-Redakteure und ihre vollmundigen Empfehlungen, nicht nur zum Sonntagsbraten

artisan halbturn red 2015

Harreisser | vielseitig

Artisan Wines Halbturn, Burgenland, Österreich 13,5 Vol.-%

Wenn die Entscheidung für den Sonntagsbraten fällt, man sich aber noch nicht ganz sicher ist, ob es der klassische Rinderbraten mit Schmorgemüse oder doch ein Lammschlegel mit orientalischen Gewürzen werden soll, dann kann man den Halbturn, der von den ältesten Rebanlagen stammt, bereits temperieren. Seine kraftvolle Struktur, die dunklen Aromen mit ein wenig dunkler Bitterschokolade helfen bei der Entscheidung leider nicht: ein phantastischer Begleiter für beide Stilrichtungen.

21 Franken | www.engelmannwein.ch

Lemberger Mönchhalde 2017

Dülligen | strahlig-kühl

Weingut der Stadt Stuttgart Stuttgart, Württemberg, Deutschland 13,5 Vol.-%

Bereits im Duft schlägt dieser Lemberger eine Brücke zum im eigenen Saft gegarten Roastbeef. Abwechselnd ins Glas und über den Teller schnüffelnd harmonisieren tiefdunkle Beerenfrucht und würziger Rauch die süsslich- toastigen Fleischaromen. Am Gaumen zähmt der strahlig-kühle 2017er animalische Aspekte im zarten Sonntagsbraten. Dazu gehört traditionell eine üppige Bratensauce: Unsere auf Fond, Rotwein und Sahne basierende Jus wird durch Zitrusanklänge in dem Lagenwein subtil abgerundet.

13,50 Euro | ab Hof | www.weingutstuttgart.de 

Shiraz The Eleventh Hour 2016

Pensel | opulent

Massena, Barossa Valley, Australien 14 Vol.-%

Ein leckerer Sonntagsbraten ist schon was Feines. Sich einfach mal mit gutem Gewissen den Bauch vollschlagen. Ein Shiraz aus dem australischen Barossa Valley dient als perfekte Gegenkomponente zu dem schweren Gericht. Zu Beginn besticht er mit einer opulenten Nase mit dunklen Fruchtaromen wie von reifen Kirschen und gedörrten Feigen. Am Gaumen dann kräftig mit einem Hauch von Pfeffer, wodurch etwas Schärfe nachhallt. Trotzdem frisch mit einer guten Säure-Tannin-Struktur

36.80 Franken | www.bauraulacvins.ch

Chimäre de Saxe 2018

Knoll | animierend

Frédéric Fourré, Dresden, Deutschland 12,5 Vol.-%

Er ist gebürtig aus Paris, kam wegen der (inzwischen erloschenen) Liebe nach Sachsen, arbeitete hier als Sommelier und wurde durch seine Freundschaft mit dem Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust selbst zum Weinbauern. Frédéric erzeugt spannende Gewächse wie diese als «Deutscher Wein» deklarierte bernsteinfarbene Cuvée von Grauburgunder (80 Prozent) und Spätburgunder. Der Wein duftet animierend nach Mandeln und Nüssen, ist komplex, facettenreich – und schmeckt auch der neuen Liebe.

15 Euro | ab Hof | www.weinbau-fourré.de

Centgrafenberg Spätburgunder «J» 2010

Scholl | Eleganz

Weingut Josef Walter, Franken, Deutschland 13,5 Vol.-%

Gereifte Rotweine stehen leider viel zu selten auf den Verkaufslisten der Weingüter. Eine Ausnahme bildet hier Christoph Walter, der seine Rotweine selber am liebsten mit einiger Reife trinkt. Dieser Spätburgunder macht das Potenzial seiner Weine deutlich. Seidige Transparenz am Gaumen, fein, anhaltend. Immer wieder blitzt die typische Graphitnote des Centgrafenberg durch. Mehr Finesse ist in Deutschland schwer zu finden. Schon gar nicht zu diesem Preis.

22 Euro | ab Hof | www.weingut-josef-walter.de

Cabernet Franc Les Palins passerillés 2017

Geiger | Kraftpaket

Grillette Domaine de Cressier, Schweiz 16 Vol.-%

Die gesunden Trauben werden teilrosiniert, dann eingemaischt und während drei Wochen in Barriques aus französischer Eiche vergoren. Das kraftvolle Meisterstück duftet nach Waldheidelbeeren, Cassis und Veilchen, nach erdigen Nuancen und etwas Unterholz. Seidige Tannine, eine animierende Säure und würzige Noten spielen am Gaumen perfekt zusammen. Ein Gedicht zu geschmortem Rindsbraten, besonders wenn in der Sauce ein ordentliches Stück hundertprozentiger Schokolade schmilzt.

52.50 Franken | www.fischer-weine.ch