Zwei Freunde im Wallis • Unique Wineries of the World – Schweiz

Maison Bercoula, Salgesch

Fotos: z.V.g.

In der Zürcher Familie Zweifel, die wahrscheinlich in lang vergangenen Jahrhunderten aus dem Oberwallis nach Höngg auswanderte, ist Wein seit mehreren hundert Jahren fest verankert. Man gibt sich aber mit dem Bestehenden nicht zufrieden. «Wir hatten Lust, uns geografisch weiterzuentwickeln und wollten Neues kennenlernen. Der Tradition verbunden, aber aufgeschlossen für das Neue» sagt Walter «Walti» Zweifel, der heute gemeinsam mit Bruder Urs an der Spitze des Familienunternehmens steht.

Seit langem wollte man den eigenen Betrieb erweitern und war auf der Suche nach einem weiteren Weingut. Man blickte nach Spanien und Italien, aber das Richtige war nicht dabei. Es sollte kein Weingut sein, mit dem man ein kleines Vermögen machen könnte, indem man ein grosses Vermögen mitbringt. Also suchte man weiter, und quasi durch einen Zufall begann man auch im näheren Umfeld zu suchen. Im Wallis wurde man über die Topgastronomie auf die Walliser Weinikone Gérald Clavien aufmerksam. Als dieser nach einem Nachfolger suchte, griff Urs Zweifel zu.

«Maison Bercoula sind unsere Walliser Weine mit klarer Linie und gut verständlich.»

Urs Zweifel

Claviens Konzept, bewusst keinen Chasselas zu machen und mit einheimischen Sorten zu arbeiten, stiess bei ihm auf fruchtbaren Boden. Auch setzte Clavien auf die Topgastronomie in der gesamten Schweiz. Allein konnte Zweifel als Zürcher Unternehmen den Betrieb nicht übernehmen, denn für ein Weingut, das als bäuerlicher Betrieb gilt, geht ohne lokalen, sprich einen Walliser Partner, wegen des bäuerlichen Bodenrechts nichts. «Ohne meinen Freund Amédée Mathier hätten wir das Projekt ‹Maison Bercoula› nicht starten können.» Namensgebend für die neue Unternehmung im Wallis ist eine der schönsten und auch berühmtesten Lagen im Wallis: Bercoula. Urs und Amédée konnten Bercoula gemeinsam von Gerald Clavien übernehmen, unmittelbar vor der Ernte 2022.

Urs ist experimentierfreudig und ein Meister der Assemblage, er liebt es, neue Ausbaumethoden zu entwickeln und zu testen, um immer bessere Weine zu machen. Die für ihn neuen Lagen und neuen Rebsorten von Bercoula fordern ihn angenehm heraus. Er verantwortet den Betrieb als Geschäfts- und Projektleiter und prägt zusammen mit Önologe Fadri Kuonen das önologische Bild der Weine. Verantwortlich für die unterschiedlichen Reblagen in Sierre und Miège sind Amédée und sein Bruder Thomas.

Der offizielle Startschuss fiel in Zürich am 21. Mai 2024 mit einer Präsentation der ersten Weine der Jahrgänge 2022 und 2023. Önologe Fadri startete mit dem Jahrgang 2022 von jetzt auf gleich – «Hier sind die Trauben und los geht’s» – und ist seither für die Kreationen des Hauses verantwortlich.

Der Jahrgang 2023 zeigt schon die Weiterentwicklung des vorangegangenen Jahrgangs mit allen daraus gewonnenen Erfahrungen. Auch zählt das Jahr 2022 zu den warmen Jahren im Wallis und zeigt dies in den Weinen. Es sollten die Tradition und die Idee von Clavien weitergeführt und bewahrt werden mit zwei Linien: «Bercoula» wird im Fachhandel zu finden sein, «Clavien» in der Top-Gastronomie. Die Umsatzrenner von Gerald Clavien waren sein Chardonnay und der Dôle blanche und man konnte sie auf fast allen Weinkarten der 5-Sterne-Hotels vom Genfersee bis an den Bodensee finden. Auch unter dem neuen Label wird die Tradition dieser Weine fortgesetzt.

Unsere Selektion

Chardonnay Sauvignon Blanc 2023

Intensiver, dicht gewobener Duft, mit viel Frucht, etwas Kokosraspel und Akazienhonig. Intensiv und üppig auch am Gaumen mit feinen Noten von reifen Aprikosen, dazu würzige Anklänge. Vielschichtig und dicht. Teils in neuen Schweizer Barriques ausgebaut.

 

Petite Arvine 2022

Ausdrucksstarker Duft mit intensiven Noten von Steinobst, aber auch exotischen Früchten und Honig. Am Gaumen frisch und saftig, mit reifer Zitrusfrucht und vollem Körper. Im Abgang schlank. Klingt vornehm und elegant aus.

 

Humagne Rouge Syrah 2022

Viel rote Beerenfrucht in der Nase, dazu gesellen sich Brombeeren, etwas Teeblätter, Schokolade und eine feine Holzwürze, alles fein verwoben. Fruchtbetont am Gaumen, Rote Johannisbeere, etwas Lorbeer. Herbe, jugendliche Tannine. Feinwürziger Abgang.