Weinhof Waldschütz, Wagram

Vor 19 Jahren prophezeite ein erst elfjähriger Knirps aus dem kleinen Weindorf Sachsendorf in der Region Wagram selbstbewusst seinen weiteren Lebensweg in einem Interview mit VINUM: «Vier Jahre Gymnasium, anschliessend vier Jahre Weinbauschule, danach ein Jahr reisen durch die Welt, und dann werde ich Winzer.» Er versicherte, dass er dann nicht so oft im Büro sitzen würde wie sein Vater. «Denn Winzer ist ein toller Beruf», meint Ralph Waldschütz heute und erzählt von lehrreichen Praktika in Neuseeland und Spanien sowie einer prägenden Mitarbeit beim Langenloiser Topwinzer Rudi Rabl.

Der heute 30-Jährige ist die sechste Generation im Familienbetrieb, den er gemeinsam mit Vater Anton, 59, und Mutter Elfriede, 55, betreibt. Nicht vergessen werden darf Opa Johann, 87, der immer noch gute Ratschläge parat hat und seiner Schwiegertochter Elfriede beisteht, wenn sie von April bis August den beliebten Heurigen im Kamptaler Ort Obernholz betreibt (berühmt für Wild- und Räucherspezialitäten sowie hausgemachte Mehlspeisen). Natürlich werden dann auch zahlreiche Flaschen mit dem grossen «W» auf dem Etikett geleert. Deren Inhalt wurde immer begehrter, weil Vater und Sohn reichlich Gas gegeben haben in den Flächen in den benachbarten Gebieten Wagram und Kamptal.

«Winzer ist ein toller Beruf, der mir viel Freude bereitet.»

Ralph Waldschütz

«Wir waren und sind offen für umweltschonende Neuheiten. Die offizielle Umstellung auf Bio ist nur mehr eine Frage der Zeit», erzählt Ralph. Viel gebracht hat bei der Weingartenpflege und Ernte auch die Mitarbeit eines Profis, der früher bei einem Wachauer Topbetrieb aktiv war. Die Reben stehen auf unterschiedlichen Böden mit Schwerpunkt Löss, dem idealen Untergrund für die Hauptrebsorte Grüner Veltliner (60 Prozent Anteil). Beim Riesling ist die Höhenlage im Kamptal (bis auf 350 Meter) bemerkenswert, sie sorgt für betont mineralische Weine mit Dichte und Rasse. Eine Besonderheit ist der Rote Veltliner, der im Anbaugebiet Wagram zwar keine grosse Verbreitung hat, aber als Spezialität viel Bedeutung bekam.

Ralph Waldschütz ist ihr besonders verbunden als Obmann der Wagramer Selektion, ein Verein, mit dem vor gut 30 Jahren das damals verschlafene, unbekannte Gebiet im Osten von Krems aufgeweckt wurde. Der Club mit zwölf Mitgliedern brauchte zuletzt wieder frischen Wind und hat deshalb unter Regie von Waldschütz unter anderem seine Spezialität Roter Veltliner nach dem Motto «Wir lieben Veltliner, deshalb ist er bei uns Rot» in den Vordergrund gestellt. Der Obmann geht hier mit gutem Beispiel voran. Ein Beweis wird mit dem cremigen Ried Goldberg 2021 erbracht.

Wer sich durch die Kollektion von der Basis zur Spitze verkostet, stellt fest: überdurchschnittlich, stimmig, jeder Wein (auch der bedeutende Weissburgunder) ein Waldschütz-Treffer. Vater und Sohn können zudem Rotwein (Cabernet Sauvignon, Zweigelt) sowie Edelsüss (rassiger Eiswein von Grünem Veltliner) und haben bei intensiver Vorarbeit in den Reben ein Faible für erstklassige Rosés entwickelt. Neben unserem Selektionstipp darf der «4 x 5» aus Blauburger, Portugieser, Cabernet Sauvignon, Merlot und Zweigelt, gereift in gebrauchten Barriques, empfohlen werden.