Topqualitäten vom fruchtbaren Wagramer Löss • Unique Wineries of the World – Österreich
Familienweingut Kolkmann, Fels am Wagram
Fotos: z.V.g., Fotocredit: Edwin Dullinger
Ein ganz besonderes Jubiläum ist im Weingut Kolkmann am Ortsrand der Gemeinde Fels am Wagram geplant: hundert Jahre Kolkmann. Aber nicht etwa, weil das Weingut vor hundert Jahren gegründet wurde, sondern weil die beiden Hausherren Horst Kolkmann, 55, und Gerhard Kolkmann, 45, gemeinsam das Hundertjährige vollmachen. «Auch 190 können wir feiern», lacht Horst. «Da binden wir dann meinen Vater ein, noch ein Horst, der vor 90 Jahren in Mülheim an der Ruhr geboren wurde und schon als kleiner Bub nach Österreich kam.» Warum auch nicht, kurvte der Senior noch vor kurzem auf dem Traktor durch die Weinberge. Er war es auch, der schon in den 70er Jahren mit Grünem Veltliner und Zweigelt auffiel, in einer Zeit, als die Region Wagram noch ein unbekanntes Fassweingebiet war.
«Wir nutzen unser Potenzial mit einem tollen, begeisterungsfähigen Team.»
Horst Kolkmann II.
Durch die Vereinigung Wagramer Selektion gab es hier in den 90er Jahren einen gewaltigen Qualitätsschub, an dem das Weingut Kolkmann beteiligt war. Die zweite Generation mit Horst war dabei eine treibende Kraft. Er war es auch, der die Wachstumsmöglichkeiten nutzte. Aktuell hat der Betrieb eine stattliche Grösse von 60 Hektar. Die Lagen mit fruchtbarem Löss im Boden bieten viel Potenzial. Aktuell befindet sich das Weingut in Umstellung auf organisch-biologischen Weinbau. Ab 2023 wird es bei Kolkmann ausschliesslich Bio-Weine geben – ein Machtwort bei dieser Betriebsgrösse. «Wir sehen das als eine Voraussetzung für die Erzeugung bedeutender Weine», meint Gerhard Kolkmann. Die Anregung dazu kam von Horst III., der bei Steffen Christmann in der Pfalz, Präsident des VDP und Verfechter des biodynamischen Anbaus, sein Praktikum absolviert hat. Der erste Bio-Wein des Hauses, ein Grüner Veltliner 2021, ist ein gelungener Einstieg. «So darf es weitergehen», freut sich der Vater. «Schliesslich haben wir eine tolle Mannschaft für die Weinberge.» Und mit Daniel Schön, 30, einen jungen, ambitionierten Kellermeister, der bei den Kolkmanns schon in die Lehre ging und seit Abschluss der Weinbauschule in Klosterneuburg für die Vinifikation der Weine verantwortlich ist.
70 Prozent des Sortiments entfallen auf Weissweine. Dominant ist dabei Grüner Veltliner, gefolgt von der Wagramer Spezialität Roter Veltliner, der als Lagenwein besonders komplex und feinwürzig gerät und mit älteren Jahrgängen (2013 und 2016) noch auf der Raritätenliste steht. Auch vom Grünen Veltliner gibt es mehrere Füllungen, die alle anregenden Sortencharakter haben, schon in der Einstiegsqualität mit dem 2021er Fruchtspiel. Gelungen ist auch der Naturwerk 2020, der lange ungeschwefelt auf der Hefe reifte, unfiltriert gefüllt wurde und sich zu einem goldfarbenen Kraftpaket entwickelte. Bei Rot glänzt das Haus mit beachtlichem, feinmaschigen Zweigelt, gut gereiftem, mineralischen Pinot Noir, und mit St. Laurent bietet es noch einen flotten roten Basiswein. Hin und wieder schenkt die Natur brillante Süssweine (Eiswein aus 2021, geerntet im Januar 2022, Strohwein vom Grünen Veltliner 2019). Muskateller, Chardonnay, Sämling sowie einige Perlweine runden ein stimmiges Sortiment ab.
Unsere Selektion
Roter Veltliner Scheiben 2021
Der Rote Veltliner ist eine eigenständige Sorte, mit Grünem Veltliner überhaupt nicht verwandt. Goldgelb im Glas signalisiert hohe Qualität. Der Wein ist zartwürzig im Aroma, mit viel Schmelz, Eleganz, vielschichtigen Nuancen und Rückgrat – das alles für lediglich 9,20 Euro.
Grüner Veltliner Brunnthal 2021
Ein klassischer Grüner, von dem es auch eine reifere Reserve aus 2019 gibt. Zartes, typisches, animierendes Pfefferl in der Nase; anregende mineralische Elemente im Geschmack, straff, würzig, fordernd. Reifte im Stahltank mit längerem Kontakt mit der Feinhefe.
Pinot Noir Reserve 2018
Kühle, feine, typische Burgundernase mit einem Hauch Cassis; elegant, geschmeidig, feinmaschig im Geschmack. Hat Strahlkraft und sanfte Glut, sehr langer Abgang. Reifte nach dem biologischen Säureabbau zwölf Monate in französischen Burgunderfässern (20 Prozent neu).