Unique Wineries of the World
Weingut Strehn
Fotos: Manfred Langer, z.V.g., Free Vector Maps
Starke Familie
mit Wein-DNA
Denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Ein Quartett lenkt das Weingut Strehn in Deutschkreutz im Mittelburgenland. Aber keiner der Vier wollte eigentlich jemals Weinbau betreiben. Mutter Monikas Berufsziel war Anwältin, deshalb begann sie in Wien ein Jura-Studium, fühlte sich aber bald auf der Studienbank unwohl. Tochter Pia (Jahrgang 1983) startete beruflich als Angestellte, fühlte sich schnell deplatziert, jobbte in einem Weinhandel, erkannte hier ihre wahre Berufung, studierte internationales Weinmarketing und kann heute von «prächtigen Reben im Weingarten» schwärmen. Auch Monikas Söhne Patrick (Jahrgang 1985) und Andy (1989) dachten in der Jugend zunächst nicht an Weinbau und sind heute glühende Fans von Blaufränkisch und Co. Fachlich haben sie sich durch Weinbauschule und Auslandsaufenthalte in Kalifornien und Australien (Patrick) sowie Önologiestudium (Andy) gerüstet. «Wir sind eine starke Familie mit Wein-DNA, die toll zusammenhält. Wein ist unser Leben», strahlt die immer noch jugendlich übersprudelnde Monika.
«Monika ist die Superheldin des Weingartens und beste Mutter des Planeten»
Pia, Patrick und Andy Strehn
Nicht immer war ihr nach Lachen zumute. 1994 kam es zur Trennung vom Vater ihrer Kinder. Plötzlich stand sie allein mit Landwirtschaft und fast 50 Hektar Reben da. Aber da sie im Sternzeichen Löwe geboren wurde (1961), das landwirtschaftliche Gen von Mutter und Grossmutter geerbt hatte und auf Ratschläge und tatkräftige Hilfe von Freunden bauen konnte, avancierte sie – so die Kinder – «zur Superheldin des Weingartens und beste Mutter des Planeten». Keine Frage: Das zum Weinmachen nötige Fingerspitzengefühl war Monika Strehn offenbar so angeboren, dass sie es ein paar Jahre später wagte, einen 12er Karton Rotweine zu VINUM schicken, mit der Bitte um eine ehrliche Meinung. Die bestand aus schriftlichen Streicheleinheiten, sprich viel Lob.
Dass sich das Weingut seitdem stetig und immer weiter entwickelte und ausserdem im Angebot auch durch Roséweine vielseitiger wurde, liegt an den Kindern, die seit einigen Jahren mitmischen und reichlich Geld für Top-Weine ausgeben, um sich zu messen. Patrick ist dabei der Kellermeister, der den unterschiedlichen Rieden ihre Eigenheiten entlockt. Andy ist als Feinschmecker der Familie (und «Erfinder» des viel gelobten Heurigen SCHENK’HAUS) so etwas wie das önologische Kontrollorgan. Und Pia, die nächstes Jahr offiziell übernehmen wird, ist überzeugende und charmante Frontfrau im Verkauf (50 Prozent Export setzt Lust auf Reisen voraus), Ideengeberin für neue Projekte und ein Fan von Blaufränkisch Rosé. Das ist die neue Spezialität des Hauses. Sechs Versionen (!) gibt es inzwischen davon.
Die Seniorin sieht sich durchaus als «Fels in der Brandung», setzt ihr Hobby Architektur bei Um- und Anbauten ein und ist oft in den Weingärten zu finden, am liebsten zwischen den Blaufränker-Reben (60 Prozent Anteil). Diese und die anderen Sorten werden seit Jahren biologisch bewirtschaftet. 2021 wird der erste zertifizierte Jahrgang sein.
Drei Spitzenweine
2019 Weisser Schotter Gemischter Satz
Preislich eher ein Einsteigertropfen, aber geschmacklich ein herrliches Maul voll Wein mit Gefahrenpotenzial: macht süchtig. Nach Pfirsich und Kräutern duftende Cuvée aus Welschriesling, Sauvignon, Grüner Veltliner mit Extrakt und feinem Säurespiel.
2019 Rosé «Der Elefant im Porzellanladen»
Der Name wurde gewählt, weil der lachsrote Blaufränker mit Konventionen bricht und nicht einem üblichen Rosé entspricht. Sanfte Holznote, Kräuter in der Nase, dazu Zitrus und Pfirsich; mineralisch und elegant, nachhaltig auf der Zunge. Aus grossem Burgunderglas geniessen!
2017 Blaufränkisch Roter Schotter
Das Flaggschiff des Hauses, gewachsen auf einem Boden mit Eisen- und Quarzanteilen. Animierende Brombeerfrucht im Bouquet; im Geschmack betonte Mineralik, sanfte Salzigkeit, vibrierend und druckvoll, lang im Abgang. Gewaltiges Potenzial.