Unique Wineries of the World
Weingut Pöckl
Fotos: Steve Haider, z.V.g., Free Vector Maps
Bedeutende Rotweine aus dem Seewinkel
Vom 23. bis 25. Oktober 2020 wird die 2200-Einwohner-Gemeinde Mönchhof im Seewinkel zum Mekka für Fans eines bedeutenden Rotweines. Denn diese drei Tage sind einem Jubiläum gewidmet: Die 30. Cuvée des «Admiral» steht auf dem Programm. Erstmals wurde dieser Wein im Jahr 1989 gefüllt. Benannt ist er nach dem farbenprächtigen Schmetterling, der sich in dieser Region am Neusiedler See gern in den Weingärten tummelt.
« Ich bin ein Vollblutwinzer und will ursprüngliche, kraftvolle, langlebige Weine machen »
Dieser Wein war so etwas wie ein Urknall für Josef Pöckl (Jahrgang 1951), der 1978 in den elterlichen Betrieb eingestiegen war und schnell auf die rote Karte setzte, obwohl damals vielfach die Meinung vorherrschte, dass hier Rotweinsorten nichts verloren hätten. Aber der selbstbewusste Josef pflanzte Zweigelt, Pinot Noir, St. Laurent, Blaufränkisch und wagte sich auch an die damals «fremden» Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot. Mit der Zeit fiel er positiv auf, war erfolgreich bei Wettbewerben und zeigte dabei vor allem Fingerspitzengefühl für Cuvées wie den «Admiral», der konsequent nur im neuen Holz ausgebaut wurde.
Er konnte sich voll auf seine Weine konzentrieren, weil seine Frau Theresa an der Verkaufsfront stand. Dass er schon 1996 seinen Sohn René (Jahrgang 1979) ermunterte selbst Wein zu machen, sollte den Junior dauerhaft prägen. Er konnte sich mit der heute noch sehr erfolgreichen Cuvée «Rêve de Jeunesse» (Jugendtraum) verwirklichen und den Vater angenehm überraschen. 2002 wurde dem Sohn bereits die Regie im Keller überlassen. Ab 2006 musste Josef gegen eine heimtückische Krankheit ankämpfen, die schliesslich im Januar 2011 seinem Leben ein Ende setzte. Über die lange Zeit gemeinsamer Arbeit mit dem Vater ist René «unendlich dankbar». Doch er hat den Betrieb weiterentwickelt und auch die Fläche (vor 20 Jahren noch 12 Hektar) deutlich erweitert. Die Stilistik des Vaters wurde beibehalten. «Trends kommen und gehen, Pöckl bleibt bestehen », lacht er und beschreibt das so: «Unsere Weine sind fleischig, kraftvoll, tanninbetont, langlebig. Wir brauchen keine Hefen oder Enzyme, machen alles sehr ursprünglich.» Von der Kundschaft wird dabei etwas Geduld verlangt. Denn die bedeutenden Weine beginnen sich erst nach fünf Jahren langsam zu öffnen, bleiben dann aber mindestens 20 Jahre in guter Form. So sind etwa der Admiral und der Rosso e Nero 2011 jetzt noch jugendlich anmutende Weine.
Der Winzer pflegt seine Weingärten mit dem Nährstoff Eisen im Boden sehr naturfreundlich. Er ist froh über viele alte Reben und wagte sich an sehr dichte Pflanzungen im Doppelstocksystem (6400 Stöcke / Hektar) mit dem Effekt von niedrigen Erträgen (30 bis maximal 40 hl / ha), die den Geschmack im Wein konzentrieren. Durch Zubau beim Keller ist der Spielraum der Möglichkeiten erweitert. Dem Stil treu bleiben, aber an Stellschrauben drehen, ist die Devise für die Zukunft. Über die Erfolge beim Wein und viele hohe Noten freuen sich Mutter Theresa, Gattin Eva (aus dem Nachbarort Gols stammend) und langsam, aber sicher auch die Kinder (Bub 9, Mädel 5).
Drei Spitzenweine
2017 Blaufränkisch Classique
Er ist einer der Einsteigerweine im breit gestreuten Sortiment, der deutlich macht, dass man im Hause Pöckl auch für wenig Geld schon Weine mit hohem Spassfaktor bekommt. Der in gebrauchten Barriques ausgebaute Blaufränker duftet fein nach Brombeere, ist saftig und herzhaft.
2017 Pinot Noir Reserve
Ein klassischer, ungemein delikater Burgunder mit animierender Cassis in der Nase, reifen, angenehmen Gerbstoffen und viel Tiefgang und Power. Wird im Haus passend als «Gentleman » bezeichnet, lag 18 Monate in 70 Prozent neuen und 30 Prozent gebrauchten Burgunderfässern.
2017 Admiral
Die Aushängeschild-Cuvée (60 Prozent Zweigelt, je 20 Prozent Merlot und Cabernet Sauvignon) wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Sie lag 18 Monate in neuen Barriques. Feine Kräuterwürze im Aroma, untermalt mit beerigen Noten; viel Saft, reicher Extrakt, enorme Ausdauer, Potenzial für Jahrzehnte.