Unique wineries of the World
Weingut Krutzler
Text: Rudolf Knoll, Fotos: Herbert Lehmann, FreeVectorMaps.com
Oscarreifes Kino mit Blaufränkisch
Der Süden des Burgenlandes war schon vor gut 50 Jahren als landschaftlich reizvoll bekannt. Nicht unbedingt für seinen Weinbau, der in landwirtschaftlichen Mischbetrieben stattfand. 80 Prozent der Fläche waren mit weissen Sorten und mit Hybridreben bepflanzt. Die Weissweine (meist Welschriesling) waren oft lieblich und alkoholisch. Mit «Rotweinqualität im Dornröschenschlaf» war 1979 ein Bericht über diese Region überschrieben.
Aber da hatte sich ein tatkräftiger Mann aus Deutsch Schützen mit zunächst wenig Rebfläche schon an neue Ufer gewagt. Hermann Krutzler (Jahrgang 1938) fuhr Landwirtschaft und Schweinezucht zurück, konzentrierte sich auf Blaufränkisch und konnte bereits Weine vorweisen, die erkennen liessen, dass Rotwein die Zukunft dieser Region sein musste. Zur Seite stand dem tatkräftigen Weinbauern seine Frau Martha, die ihm zwei Söhne schenkte: Erich und Reinhold, die beide schon in jungen Jahren ein feines Gespür für Wein entwickelten.
Der Senior (immer noch im Unruhestand) liess die Brüder eine Weile gemeinsam im elterlichen Betrieb arbeiten. Dabei kreierten sie einen Wein, der den Namen Krutzler national und international bekanntmachen sollte: den Perwolff (benannt nach der alten Ortsbezeichnung von Deutsch Schützen). Heute ist das ein sortenreiner Blaufränkisch von selektionierten Trauben aus alten Reben. Früher wurde er noch mit etwas Cabernet Sauvignon ergänzt. 1992 übernahm Reinhold als ausgebildeter Kellermeister schliesslich die Verantwortung. Gelernt hatte er bei Willi Bründlmayer im Kamptal, Aufenthalte in Frankreich, Italien und Südafrika erweiterten seinen weinbaulichen Horizont. Erich brach zu neuen Ufern auf und ist längst glücklich in der Wachau mit einem eigenen Weingut gelandet.
Reinhold, der im Betrieb mit seiner Frau Melanie eine grosse Stütze hat, galt immer schon als Tüftler im Weinberg. Er erkannte, welche Möglichkeiten sich durch die unterschiedlichen Formationen mit mineralischen, eisenhaltigen Lehm- und Schieferböden in einem ausgezeichneten pannonischen Kleinklima für ihn boten. Zwar steht fast überall Blaufränkisch, aber jede Flur liefert unterschiedliche Weine, mal mit jugendlichem Biss, dann mit feiner Textur und mineralischen Elementen. Eines haben sie gemeinsam: Sie verkörpern die hier mögliche hohe Qualität der inzwischen weinrechtlich Eisenberg genannten Region. Eine Verkostung mit Krutzler-Weinen ist grosses Kino, fast schon oscarreif…
Die Reben sind unterschiedlich alt; es gibt Senioren, die vor über 50 Jahren gepflanzt wurden. Für den 47-Jährigen ist das eine herrliche Spielwiese. Was noch relativ jung ist, passt bestens für den bereits erstklassigen, mineralischen Basis-Blaufränker Eisenberg DAC, gewachsen auf Schiefer und Lehm, ausgebaut im grossen Holzfass. Darüber thronen die Reserve-Qualität, der Alte Weingarten und der Perwolff, alle mit Riesenpotenzial. Ergänzungen sind sehr achtbare Zweigelt und Merlot, ein Rosé von Zweigelt mit Merlot sowie ein knackiger Welschriesling.
Drei Spitzenweine
2017 Alter Weingarten Weiss
Ein spannender Neuling aus einem Pachtweingarten! Weissburgunder (70 Prozent), Rheinriesling, Grüner Veltliner und Welschriesling reiften zwölf Monate in gebrauchten Barriques und im 600-Liter-Fass. Feine Würze, Duft nach Nüssen; straff, schmeichelnd, ausgewogen.
2017 Blaufränkisch Alter Weingarten
Zedernholz und etwas Räucherspeck im Aroma; fein gewoben, reife Gerbstoffe, jugendlicher Biss, sehr eigenständig, deutet Grösse an, wird aber erst in einigen Jahren in Bestform sein. Die alten Reben wollen noch lang als Wein weiterleben…
2017 Blaufränkisch Perwolff
Der Jubiläumswein (25. Jahrgang), vielleicht einer der bisher besten Perwolff überhaupt. Enorm komplex, vielschichtig, mit anhaltender Würze, ausgereiften, weichen Tanninen, einer sanften Glut. Verleitet zum Träumen.