Unique wineries of the World - Felix Austria!
Weingut Bründlmayer
Text: Rudolf Knoll
Die Saat der Qualität geht immer noch auf
Die lockigen Haare sind grau geworden. Aber sonst wirkt Willi Bründlmayer (Jahrgang 1952) immer noch fast so jugendlich wie 1980, als er den Betrieb von Vater Willi senior übernahm. Das Langenloiser Weingut war damals schon ein Star in der Szene, schon der Heiligenstein 1947 wurde mit dem österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
Willi Bründlmayer senior wartete unter anderem mit einer eigenständigen Veltliner-Selektion alter Reben auf, mit Erntereduzierung durch «Grüne Ernte» und der «Bründlmayer-Erziehung», einer Methode, die Reben naturnah wachsen zu lassen. Willi senior hatte die Saat der Qualität ausgebracht, sein Sohn liess sie richtig aufgehen. Und wie! Er tat dies im Einklang mit der Natur. Ohne die Bio-Karte zu zücken, sorgt er schon seit 1979 für ein ökologisches Gleichgewicht in den Reben und bearbeitete die Weingärten ohne chemische Dünger und Herbizide. Das Weingut ist Teilnehmer am österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft. Die Trauben von immerhin 80 Hektar in zum Teil steilen Fluren (österreichisches Wort dafür: Rieden) werden von Mitte September bis weit in den November hinein in kleine, stapelbare Kisten (25 Kilogramm) gelesen, die über der Presse entleert und nach jeder Befüllung mit frischem Brunnenwasser gereinigt werden. Erst dann werden sie äusserst sanft, extrem langsam über viele Stunden gepresst, und der Saft wird schonend weiterverarbeitet, zuerst in Edelstahl, dann in grossen oder kleinen Holzfässern aus österreichischer Eiche. Berühmt ist das Haus für seine diversen Varianten von Grünem Veltliner, der schon als Leichtgewicht viel Spass macht, aber im gehobenen Niveau mit Tiefgang und enormer Haltbarkeit über Jahrzehnte ebenso auftrumpft wie der vielschichtige, elegante Riesling.
«Es ist ein immer neues Glück, wenn die Arbeit eines ganzen Winzerjahres im Glas ‹kostbar› wird.»
Willi Bründlmayer
Basis für hochwertige Weine auch von roten Sorten ist der Besitz in Top-Rieden wie dem Zöbinger Heiligenstein, Steinmassl, Loiserberg, Berg Vogelsang, dem Käferberg und Lamm. Willi Bründlmayer zeigte zudem ab 1989 auf, dass in Österreich exzellenter Sekt möglich ist – eine Referenz an seine Gattin Edwige, die als gebürtige Pariserin ein Champagner-Fan war. Bründlmayer Brut und Extra Brut aus verschiedenen Sorten sind heute ebenso begehrt wie der Rosé (Zweigelt, St. Laurent, Pinot Noir). Der Chef des vielfach ausgezeichneten Weingutes war immer ein Teamplayer. Er weiss, dass ohne eine gute Mannschaft im Weinberg und Keller die besten Absichten vergeblich sind. So wirken Weinakademiker Thomas Klinger und Master of Wine Andreas Wickhoff voll Passion für die Weiterentwicklung des Weinguts zu einem der Spitzenweingüter der Welt. Seit 2011 arbeitet Sohn Vincent Bründlmayer im Betrieb mit. Von seinen Vorfahren hat er die grosse Liebe für das Burgund geerbt und absolvierte so ein Praktikum unter anderem bei Dujac in Morey-Saint-Denis. 2010 übernahm er seinen ersten eigenen Weingarten: Vincents Spiegel ist seither zu den führenden österreichischen Grünen Veltlinern aufgestiegen. Jährlich gestaltet ein junger Künstler sein Etikett, sodass allmählich eine kleine Sammlung der Arbeiten «seiner Künstler» entsteht. Nach dem Erstling im heissen Jahrgang 2011 bewies er das nötige Fingerspitzengefühl für bedeutende Weine, sodass seine Weine seit 2012 zu den feinsten Grünen Veltlinern Österreichs zählen.
Unsere Spitzenweine
2016 Riesling Zöbinger Heiligenstein 1. Lage Alte Reben
Wein aus dem Zentrum der Top-Riede von Reben, die zwischen 45 und 80 Jahre alt sind. Er reifte nach der Gärung in Edelstahl in einem 2500-Liter-Holzfass auf der Feinhefe. Das Aroma mit Ananas, Pfirsich und einem Hauch Schokolade ist intensiv und zupackend. Im Geschmack präsentiert sich der Riesling finessenreich, temperamentvoll und rassig.
2016 Grüner Veltliner Langenloiser Vincents Spiegel 1. Lage
Mit diesem Wein konnte sich Junior Vincent erstmals mit dem Jahrgang 2011 selbst verwirklichen. Der Most vergor in Eiche und Edelstahl, blieb dann drei Monate auf der Hefe und reifte im grossen Holzfass weiter. Im Aroma präsentiert er sich fein-würzig, mit gelber Frucht. Die Säure ist anregend, lebhaft, der Geschmack elegant, vielschichtig, ausdauernd.
Bründlmayer Extra Brut
Die Trauben für diesen delikaten Sekt wurden zeitig im September gelesen. Klassische Vergärung à la Champagne ist selbstverständlich. Im Aroma tummeln sich etwas Brioche, Marille, Zitronenmelisse und Salbei. Im Geschmack ist das prickelnde, feinperlige Aushängeschild des Hauses cremig, elegant, sehr ausgewogen und nuancenreich.