Unique Wineries of the World - Bordeaux 2021
Château Sociando Mallet
Text und Fotos: Barbara Schroeder und Rolf Bichsel
Saint-Seurin de Cadourne liegt rund 60 Kilometer von Bordeaux entfernt und ist die nördlichste Gemeinde, die noch zum Teil der Weinhalbinsel gehört, der Haut-Médoc genannt wird. Terroirmässig unterscheidet sich Saint-Seurin kaum vom weit bekannteren Nachbarn Saint-Estèphe, besonders im flussnahen Teil mit seinen hervorragenden, tiefgründigen Kiesböden. Doch aus historisch-geografischen Gründen hat es das Dorf nie bis zur eigenständigen Gemeindeappellation gebracht. Seine Weine werden folglich als «einfache» AOC Haut-Médoc abgefüllt. Das hat Gutsgründer Jean Gautreau allerdings nicht dran gehindert, hier einen der grössten Markenerfolge der jüngeren Bordeaux-Geschichte zu erzielen. Denn punkto Qualität und Reputation hat Sociando Mallet längst zu Cru Classés aufgeschlossen.
Virtueller Rundgang durch das Château Sociando Mallet
«Unser ganzer Einsatz, im Keller wie im Rebberg, gilt der Terroirtreue.»
Sylvie Gautreau
Stilmässig orientierte sich Jean Gautreau eher an den herben, langlebi- gen und tanningeprägten «traditionellen» Médoc und riet Kunden denn auch, seine Weine ja nicht zu früh zu öffnen (im stolzen Alter von 25 bis 50 Jahren). Das brachte dem Gut den Ruf ein; Weine zu erzeugen, den man für die Hochzeit des Nachwuchses zur Seite legte, ohne sich dabei zu ruinieren. Und tatsächlich: es gibt bis heute kaum einen Sociando Mallet aus einem guten Jahr, der seinen Zenit überschritten hätte, auch wenn ältere Weine nach heutigem Massstab recht reduktiv ausfallen und vor dem Service gut belüftet werden sollten. In den letzten Jahren ist Sociando Mallet etwas zivilisierter und fruchtiger geworden und zeigt den Schliff, den man von heutigen Weinen erwartet, ohne Verrat an seinem Terroir (und seiner Langlebigkeit) zu begehen.