Unique Wineries of the World - Bordeaux 2021
Château Lascombes
Text und Fotos: Barbara Schroeder und Rolf Bichsel
Ganz ehrlich: Bis 2001 verdiente Lascombes weder seine Klassierung noch seine Appellation und schon gar nicht seinen Preis: das immerhin zweitklassierte Gut produzierte Weine, die nur zu oft an der Grenze der Reintönigkeit waren. Das änderte sich schlagartig, als der talentierte Weinfachmann Dominique Befve mit der Gutsleitung betreut wurde. Bereits das (sonst in Bordeaux doch ziemlich komplizierte) Hitzejahr 2003 gelang überraschend gut. Das gilt in technischer Hinsicht seither für alle Jahrgänge bis heute. Bis etwa 2012 entsprachen die Weine allerdings stilmässig fast notgedrungen der herrschenden Mode der extraktreichen, barriquegeprägten Spitzenbordeaux internationaler Prägung, schon nur aufgrund des verhältnismässig hohen Anteils an Merlot im Rebberg mit seinen stärker lehm-und kalkhaltigen Böden. Das sorgt fast automatisch für den Eindruck von Wucht und Fülle.
Virtueller Rundgang durch das Château Lascombes
«Unsere Philosophie ist einfach und klar: Jahr für Jahr den besten Wein erzeugen, egal, wie die Umstände sind, und nie vergessen, wer wir sind und wohin wir gehören: nach Margaux!.»
Dominique Befve
In den letzten Jahren ist Lascombes langsam, aber sicher von diesem Stil abgerückt und schafft spätestens seit dem Jahrgang 2016 das Kunststück, Dichte, Schmelz und Fülle mit grosser Fruchtigkeit und Frische zu vermählen und so die optimale Balace zu finden, ohne Verrat an seinem Terroir zu begehen. Sollte man Lascombes vor 2008 heute fertig trinken, dürfen Weine der jüngeren Jahrgänge getrost etwas länger reifen: Sie machen zwar bereits etwa ab dem sechsten Jahr nach der Ernte Freude (sollten aber wie alle grossen Bordeaux vor dem Service etwas belüftet werden), erreichen ihre optimale Trinkreife frühestens ab dem 10. Jahr und können problem- los auch 20 bis 30 Jahre reifen.