Unique Wineries of the World - Bordeaux 2021
Château Langoa Barton: die Geschichte
Text und Fotos: Barbara Schroeder und Rolf Bichsel
Die Barton stammen ursprünglich aus England und wandern ab dem 17. Jahrhundert in die weite Welt, um den Bürgerkriegswirren zu entgehen. Thomas Barton verlässt Irland 1725 und lässt sich in Bordeaux nieder. Rasch zählt er zu den wichtigsten Weinhändlern der Stadt.
Das von ihm gegründete Handelshaus Barton& Guestier darf für sich in Anspruch nehmen, zu den ältesten Handelshäusern von Bordeaux zu gehören. Nachdem er nur mit viel Glück dem Fallbeil der französischen Revolution entgangen ist, will Thomas‘ Nach- fahre Hugh Barton ein Weingut im Haut-Médoc erwerben.
Er interessiert sich zuerst für Lafite, entscheidet sich aber 1821 für Langoa, das sich im 18. Jahrhundert als Pontette einen guten Namen gemacht hat und unter diesem auch vom späteren amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson erwähnt wird. 1826 kann Hugh ferner einen Teil des grossen Nachbarn Léoville erwerben. Die Ernte dieses Teils wird zwar künftig in den Kellern von Langoa verarbeitet (Die ursprünglichen Léoville-Keller bleiben bei Léoville Las Cazes), doch immer separat von Langoa gehalten. Langoa und Léoville Barton sind folglich bis heute zwei selbstständige Güter bzw. Marken aus klar abgegrenzten Weingärten. Platz genug ist auf Langoa vorhanden: Das Gut wirkt wie ein kleines Dorf.
Die hübsche Chartreuse wird bis heute von Eva und Anthony Barton bewohnt.
Gegenwart und Zukunft
Seit 2018 kümmert sich Enkel Damien Barton Sartorius um Langoa. Er überwacht foglich die gewaltigen Umbauarbeiten, welche die historischen Gebäude modernen Gegebenheiten anpassen sollen und Ende 2022 abgeschlossen sein werden. Langoa ist ein historischer Ort. Das Dorfzentrum war einst hier. Es gab eine Dorfschule, ein Waschhaus, eine Quelle, ein Ziehbrunnen und alte Brotofen, Stallungen, einen ganzen Bauernhof. Das alles sollte nicht einem Kellerneubau zum Opfer fallen. Die Barton haben darum lange gezögert damit. Doch er wurde nötig, aus Gründen des Arbeitskomforts, der Energiebilanz unter anderem. Als der Architekt von Damien wissen wollte, für welche Zeitspanne der neue Keller gedacht sei – 20, 30 Jahre? antwortete er: «Viel länger! Die Gebäude hier haben 200 Jahre überdauert». Heute ist Langoa eine einzige Baustelle. Doch äusserlich wird sich nichts ändern. Wer Langoa besuchen wird, wird den Umbau erst bemerken, wenn er die eigentlichen Keller betritt.