Unique Wineries of the World - Bordeaux 2021
Château Brane-Cantenac: die Geschichte
Text und Fotos: Barbara Schroeder und Rolf Bichsel
Die «De Gorsse» sind eine bekannte Familie von Bordelaiser Händlern, Juristen und Parlamentariern. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts interessieren sie sich wie viele vermögende Notabeln der Stadt für den Weinbau, mit dem sich viel Geld verdienen lässt. 1757 wird ein Inventar der Besitzungen erstellt, die François de Gorsse, Advokat und Sohn des Staatsanwalts von Bordeaux, von seinen Eltern erbt. Dazu gehört eine Herrensitz namens «Guilhem Hosten en Cantenac», mit 35 Parzellen Reben von total rund 15 Hektar Reben in Cantenac bei Margaux. Zehn Jahre später liegen im Keller dieses nun de Gorsse genannten Gutes 100 Barriques Wein der Jahrgänge 1764, 1765 und 1766. Zur Domäne gehört ferner ein Herrenhaus mit neun Zimmern, im Keller stehen acht Gärstanden und im Stall vier Ochsen und zwei Pferde. In grossen Jahren wie 1770 erzielt de Gorsse Spitzenpreise, Als de Gorsse 1833 zum Verkauf steht, interessiert sich auch Baron Hector de Brane für das Gut, der Besitzer des heutigen Mouton-Rothschild. Er soll sich sogar von Brane-Mouton, dem heutigen Mouton Rothschild, getrennt haben, um sich den Kauf des nun nach ihm Brane-Cantenac leisten zu können. Dass die Weine von Brane aussergewöhnlich gut geraten, illustriert die Tatsache, dass Brane (wie Mouton, heute ein Premier Cru) 1855 als 2. Cru klassiert wird. Nur ein Jahr nach der ominösen Klassierung kommt Brane an die Familie Roy, Besitzer von Château d’Issan, ebenfalls in Margaux.
Gegenwart und Zukunft
1920 wird Brane Teil der «Société des Grands Crus de France», einem Verbund von Winzern und Händlern, der auch Güter wie Margaux, Giscours und Lagrange angehören. Fünf Jahre später wird es von Léonce Récapet Schwiegersohn François Lurton erworben und kommt so in die Hand der bis heute einflussreihen Winzerdynastie der Lurton. 1956 tritt Sohn Lucien seine Nachfolge an. Ab 1992 ist Luciens Sohn Henri für Brane zuständig. Mit viel Einsatz bingt dieser das Gut in den nächsten zehn Jahren zurück in die absolute Spitzengruppe der grossen Bordeaux-Güter.