Unique Wineries of the World - Bordeaux 2021
Château Branaire Ducru
Text und Fotos: Barbara Schroeder und Rolf Bichsel
Auf die letzten 40, 50 Jahre bezogen ist Branaire Ducru sozusagen eine Geschichte in zwei Folgen. Qualitativ immer ausgezeichnet, besassen ältere Jahrgänge (vor 2000) zwar aromatische Komplexität und Struktur, zeigten aber auch eine gewisse Herbe bis hin zur Rustikalität. Jung wollten sie nicht recht munden und brauchten daher wirklich lange Kellerreife. Dieser sehr traditionell wirkende Médoc-Stil des knochigen, rauchigen Rotweins war allerdings gar nicht nach dem Geschmack Patrick Maroteaux. 2002 betraute er den jungen Weinfachmann Jean-Dominique Videau mit der Weinbereitung, der, so schien es, praktisch aus dem Stand heraus für weit elegantere, finessenreiche Weine sorgte. Natürlich profitierte er in Tat und Wahrheit von der Umsicht der Besitzer und der sich mehr und mehr auszahlenden Arbeit seiner Vorgänger.
Virtueller Rundgang durch das Château Branaire Ducru
«Branaire-Ducru, eine Geschichte des Geniessens, dem Geniesser gewidmet, denn es ist so: hier im Médoc ist der Genuss das oberste Ziel aller Bemühungen.»
Patrick Maroteaux
Doch das soll sein Verdienst nicht schmälern, denn seit dem Jahrgang 2004 sind alle Branaire-Jahrgänge zwischen ausgezeichnet und hervorragend anzusiedeln. Stiltreue, Finesse, Harmonie und Eleganz zeigen hier auch die so genannt kleineren Jahre. Stilistisch entspricht Branaire exakt dem, was man von einem grossen Saint-Julien erwartet: er verbindet Fruchtigkeit, Charme und Eleganz mit Rasse und Dichte, was ihm nach wie vor ein langes Leben sichert. Nur die grossen älteren Jahre wie 1996 oder 2000 nähren sich erst heute langsam ihrem Höhepunkt. Die jüngeren Jahrgänge darf man bereits etwa ab ihrem achten, zehnten Jahr geniessen, auch wenn die langlebigsten Jahrgänge nach wie vor problemlos 20 bis 30 Jahre und länger reifen können.