Vinhos Família Rosa Santos, Alentejo, Portugal
Ein Quartettmit viel Power
Text: Nicole Harreisser, Fotos: z.V.g.
Die Familie Rosa Santos ist tief in der portugiesischen Weinwelt verwurzelt. Heute stehen die vier Brüder Jorge, Frederico, Vasco und Ricardo hinter den Vinhos Rosa Santos, und der umtriebige Jorge engagiert sich in einigen weiteren Projekten.
Bei der Frage, was einen guten Wein ausmacht, ist Jorge Rosa Santos fast nicht zu stoppen. «Heute ist ein guter Wein ein Wein, der dem Konsumenten im Gedächtnis bleibt. Es ist nicht mehr nur ein grosser Wein, er muss Emotionen wecken und mit jedem Glas seine Geschichte erzählen.» Jorge, 1981 in Lissabon geboren, stammt aus einer Familie, die seit mehr als vier Jahrhunderten mit der portugiesischen Weinwelt verbunden ist. Um 1620 bekam der Vorfahr Cristóvão Botelho Sequeira als Belohnung für seine Verdienste am Königreich Portugal Ländereien und übergab diesen landwirtschaftlichen Betrieb, die Quinta de Valverde, der auch Weinbau umfasste, an seinen Sohn Belchior Botelho Sequeira, der zum ersten Morgado de Valverde ernannt wurde. Fortan wurde der gesamte Betrieb immer an den erstgeborenen Sohn weitergegeben. Man fokussierte sich über die Zeit mehr und mehr auf Weinbau. In der Spitze, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden bis zu einer Million Liter Wein produziert.
Hinaus in die Welt
Vor etwa 80 Jahren kam das Familienweingut zum Erliegen, denn der Grossvater und der Vater der heutigen Generation wählten einen anderen Beruf und wurden Ärzte. Jorge war frei in seiner Berufswahl. «Meine Eltern liessen mir freie Hand, welchen beruflichen Weg ich einschlagen wollte.» Er liess sich in Lissabon zum Agraringenieur ausbilden, mit Spezialisierung auf Weinbau. Auch zwei seiner Brüder, Frederico und Vasco, schlugen den Weg in den Weinbau ein und wurden Weinmacher. 2004 beendete Jorge sein Studium. Er und seine Studienkollegen waren damals fasziniert vom raschen Wandel in der Weinwelt, besonders von den Entwicklungen in der Neuen Weinwelt. Waren die Weine früher auf die Rebsorte fokussiert, fruchtbetont und kraftvoll, so war nun ein neues Geschmacksbild mit mehr Balance und Eleganz gefragt. Zunächst war Jorge 2004 für fünf Monate in Australien, um die dortige Arbeitsweise kennenzulernen, dann folgte 2007 ein weiterer Aufenthalt in Neuseeland. Portugal sah er im Vergleich als «antiquiert» an. «In Portugal wurde nicht schlecht oder schlechter als in der Neuen Welt gearbeitet, nur anders, und eine Revolution im Weinbau war absehbar.» Er konnte viele Erfahrungen sammeln. 1999 hatten die Eltern ein Grundstück im Alentejo, an den Hängen der Serra d'Ossa, erworben. Während seines letzten Studienjahres pflanzte Jorge 2004 die ersten Reben, die den Grundstein für die Vinhos Família Rosa Santos legten. Was mit zehn Hektar begann, ist heute auf mittlerweile 16 Hektar angewachsen.
« Ein Wein braucht Charakter. Jede einzelne Flasche soll und muss ihre Geschichte erzählen. »
Das gemeinsame Projekt spiegelt die Stärken eines jeden der vier Brüder wider, und sie ehren damit ein wertvolles Familienerbe und zugleich die Traditionen der Region Alentejo. Die Rebflächen liegen in drei unterschiedlichen Terroirs im Alentejo: Glória, Estremoz (Schiefer); Vimieiro (Kalkstein) und Serra de São Mamede (Granit). Zu Beginn wechselten sich die Brüder in der Geschäftsführung ab, mit einem alle drei Jahre rotierenden System. Nachdem aber Jorges drei Brüder in anderen Betrieben in vorderster Reihe tätig sind und sich deshalb etwas aus dem Familienweingut zurückziehen wollten, hat er vor vier Jahren die Geschäftsführung übernommen. Umtriebig und engagiert wie er ist, ist Jorge seit seinem Berufseinstieg 2008 neben seinem Engagement auf den eigenen Rebflächen, die heute zwischen 120 000 bis 140 000 Flaschen hervorbringen, in vielen unterschiedlichen Weinprojekten von kleinen und mittleren Betrieben involviert. Diese authentischen Weine werden nicht nur ins restliche Europa, sondern auch in die USA, nach Brasilien, in die Tschechische Republik, in die Schweiz und sogar nach Macau exportiert.
Ein weiteres Projekt von Jorge, gegründet vor rund 15 Jahren, ist die Wine Attitude Company. Sie wurde geboren, um unterschiedliche önologische Kooperationen in ganz Portugal unter einem Dach zusammenzubringen und zu strukturieren. Ein ganz besonderes Projekt unter diesem Dach ist Lés-a-Lés. In den vielen Jahren seiner beruflichen Tätigkeit hat Jorge unzählige Reisekilometer von Nord nach Süd (Lés-a-Lés) in Portugal zurückgelegt und dabei unterschiedlichste Regionen und Terroirs kennengelernt. Die Gewächse dieser Linie stehen für seine Entdeckungen auf seinen Reisen. Es sind zum Teil Weine aus vergessenen Rebsorten wie Jampal, Vital, Cereal und Malvasia Finta oder ganz abgelegenen Regionen. Auch auf den Etiketten für diese Weine ist das Reisen dargestellt: Sie sehen aus wie alte Bahnfahrkarten. Jorge möchte mit diesen Weinen, die er gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Rui Lopes vinifiziert, das kulturelle Reberbe Portugals bewahren und vergessenen Sorten und Regionen zu neuer Blüte verhelfen. Ein Beispiel ist der Trás-os-Montes Tinto, der aus einem sehr alten Weinberg in Arcossó auf 600 Meter Höhe stammt und auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken kann. Mehr als 25 verschiedene Rebsorten, davon zehn Prozent weisse Rebsorten, sind in diesem Rebberg im Mischsatz gepflanzt. Es gibt von jedem dieser besonderen Weine nur eine relativ kleine Menge, zwischen 2000 und 4000 Flaschen. Die Weine erzählen eine spannende und packende Geschichte, basierend auf Traditionen und Entdeckungen in der portugiesischen Weinwelt. 21 Jahre nach seinen ersten Erfahrungen in der Region Douro kehrte Jorge 2015 an diesen Schauplatz zurück und führt seither das önologische Team bei Colinas do Douro. Das Weingut verfügt über insgesamt 500 Hektar Fläche, wovon 106 Hektar mit Reben bepflanzt sind. Die einzigartigen Rebberge liegen, ganz untypisch für die Region, aneinander, nicht auf viele kleine Stücke verteilt, wie es für hügelige Regionen mit tiefen Tälern üblich ist. In enger Zusammenarbeit mit den Inhabern entstehen charaktervolle Weine, die die raue Schönheit des Douro widerspiegeln und mit jedem Glas begeistern.
Immer einen Schritt weiter
Es ist nicht Rastlosigkeit, die Jorge immer wieder antreibt und den nächsten Schritt nach vorn machen lässt, es sind seine Leidenschaft und sein Engagement für einzigartige Weine. Mehrere portugiesische Publikationen haben ihn zum besten Jungwinzer gekürt, und er war kürzlich für den Titel «Bester Winzer Portugals» nominiert. Das Lés-a-Lés-Projekt wurde mit dem Uniqueness Award ausgezeichnet.
Weine im Clubpaket
Alentejano VR Rosa Santos Família 2019Vinhos Família Rosa Santos
2025 bis 2034
Dunkle Beeren, Sandelholz und Vanille in der Nase. Auch üppige dunkle Frucht am Gaumen, würzige Anklänge, getrocknete Kräuter. Packendes Tannin mit viel Power.
Mariage: Delikat zu Kalbskotelett oder Tomahawk-Steak vom Grill, auch mit würzigen Saucen wie Chimichurri.
Trás-os-Montes DOC Vinhas Velhas Lés-a-Lés 2021 Lés-a-Lés
2025 bis 2030
Duftet nach dunklen und roten Beeren, Backpflaume, ein Anflug von Vanille, ausdrucksstark, aber nicht überbordend. Kernig und frisch am Gaumen, mit Würze und Kraft. Elegant und vielschichtig, mit einem Hauch Marzipan im Abgang.
Mariage: Zu reichhaltigen Schmorgerichten und kräftigen Eintöpfen.
Douro DOC Vinho Tinto Britango Reserva 2022Colinas do Douro
2025 bis 2032
Dunkle Kirsche, auch Pflaume, dicht gewoben, packend. Am Gaumen frisch und fruchtig, mit feiner salziger Note, dazu Schokolade und ein Hauch Nougat.
Mariage: Kraftvolle Gemüsegericht und gereifter Hartkäse, Charcuterie.