Auf zu neuen Ufern

Symington Family Estates, Douro & Portalegre

Text: Nicole Harreisser / Fotos: z.V.g.

Die Familie Symington, die tief im Douro-Tal verwurzelt ist, gilt als einer der besten Produzenten von Portwein und Stillweinen. Sie geht nun auch neue Wege abseits des Douro-Tals und beeindruckt mit hervorragenden Weinen aus dem Alentejo.

Weltbekannt ist die Familie Symington als einer der drei grössten Portweinproduzenten im Douro-Tal. Begründer des heutigen Unternehmens war  Andrew James «AJ» Symington, der 1882 mit nur 19 Jahren aus Schottland an den Douro kam. Schon bald machte er sich, nachdem er für Graham’s tätig war, als Port Wine Shipper selbstständig. 1905 wurde er Teilhaber bei ­Warre's und später bei Dow’s. Im Jahr 1961 übernahm die Familie Symington die beiden Portweinhäuser. Das Douro-Tal wurde zur Heimat der Symingtons. Lässt man den Blick über dieses einzigartige Tal schweifen, versteht man die Faszination und ist gefangen von seiner Schönheit. Die Landschaft ist staubig, karg und liefert nur wenig Ertrag, aber beste Qualität mit reifen, konzentrierten Trauben. Die perfekte Ausgangsbasis für herausragende Portweine. Über die Jahre hinweg kamen weitere Quintas und Portweinhäuser in das Unternehmen, unter anderem 1989 die Quinta do Vesuvio oder 2010 Cockburn’s.

142 Jahre – fünf Generationen

Was mit AJ Symington begann, ist heute ein Unternehmen mit 20 Quintas und dazugehörigen Portweinhäusern. Derzeit sind rund 20 Familienmitglieder in der vierten und fünften Generation im Unternehmen aktiv. ­Symington Family Estates ist heute der grösste Landbesitzer im Douro-Tal mit mehr als 2250 Hektar Land, wovon mehr als tausend Hektar mit Reben bepflanzt sind, in der Region Douro, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Vor rund 25 Jahren begann man, sich auch der Produktion von Stillweinen zu widmen. Eine Revolution, die sich über das gesamte Tal erstreckt. So ist das Tal heute für zwei Weltklasseweine bekannt: Portwein und Stillwein. Vor zehn Jahren wurde bei ­Symington die Idee geboren, sich auch ausserhalb des Douro-Tals zu engagieren, und man suchte nach einem perfekten Ort, um weitere Weltklasseweine zu vinifizieren. Fündig wurde man im Alentejo, neben dem Douro-Tal die bekannteste Weinregion Portugals. Der Alentejo gliedert sich in acht Subregionen: Borba, Vora, Granja Amareleja, Moura, Portalegre, Redondo, Reguengos und Vidigueira.

Besonders aufmerksam wurde man auf die Region Portalegre, die auch eine eigene DOC in der Region Alentejo ist. Unweit der Stadt Portalegre, am Fusse der Serra de São ­Mamede, liegt die höchstgelegene Region Port­alegres mit einem einzigartigen Mikroklima, das sich stark von dem der heissen Ebene des Alentejo unterscheidet. Sie ist geprägt von höheren Lagen und kühlerem, feuchterem Klima. 2017 konnte man die Quinta da Fonte Souto erwerben, ein bereits bestehendes Weingut mit grossem Potenzial, hervorragende Rot- und auch Weissweine zu machen. 135 Jahre nach Gründung des Unternehmens war der Grundstein für das erste Engagement der Familie ausserhalb des Douro-Tals gelegt. Die Quinta erstreckt sich als landwirtschaftlicher Betrieb über 207 Hekt­ar Fläche mit ausgedehnten Wäldern, Korkeichen, Kirschbäumen, Oliven- und Walnussbäumen sowie Reben. Die Rebflächen umfassen 42 Hektar. Sie umgeben das im traditionellen Alentejo-Stil gebaute Haupthaus. Der Name des Gutes symbolisiert zwei Besonderheiten: «Fonte» steht für die zahlreichen natürlichen Quellen, die den Besitz versorgen, und «Souto» für die Walnussbäume. Das Logo der Quinta vereint die Familie Symington mit dem Land: «Florão» ist das portugiesische Wort für Blüte und symbolisiert die Wertigkeit. Die Blüte setzt sich aus Eichenblättern, die die Eichenwälder widerspiegeln, dem Kreuz als Wappen der Familie und den als Linien angedeuteten Rebzeilen zusammen.

Die Rebberge der Quinta liegen etwas höher als der Durchschnitt am Douro, auf rund 450 bis 500 Metern über Meer. Der Rebsortenspiegel umfasst einen guten Mix mit traditionellen Alentejo-Rebsorten wie Alicante Bouschet, Aragonês (aka Tinta Roriz) und Syrah neben weiteren portugiesischen und internationalen Rebsorten. Die Rebstöcke sind im Durchschnitt 20 Jahre alt und wachsen auf Schieferböden mit einem Anteil an Granit. Die Rebberge sind nach Süden/Südwesten ausgerichtet und verfügen über gute Wasserressourcen bei gleichzeitig guter Drainage. Der Ertrag wird begrenzt, um die exzellente Fruchtigkeit der Weine zu bewahren und zu fördern. Die Trauben profitieren vom hohen Temperaturunterschied zwischen heissen Tagen und kühlen Nächten, der den Weinen Frische, Balance und Eleganz verleiht. Sie reifen perfekt aus. Charles Symington, der Head Wine Maker der Familie, konnte bei der Vinifikation auch von seinen langjährigen Erfahrungen am Douro profitieren. Das neue Terroir stellte ihn aber gleichzeitig vor neue Herausforderungen, denn nicht nur die vertrauten Rebsorten des Douro gehören zum Rebsortenspiegel. Als man die Quinta 2017 kurz vor der Ernte übernahm, konnte man nur noch wenig Einfluss in den Rebbergen nehmen. Aber bereits der erste Jahrgang, der im Jahr 2019 präsentiert wurde, begeisterte mit hervorragenden Weinen. Ganz besonders waren auch die Weissweine von Beginn an ein Erfolg. Anfangs machten sie einen Anteil von 20 Prozent aus, dieser wird sukzessive anwachsen, denn die Region bietet ein erstklassiges Potenzial für die Weissweinbereitung. Neben den Weissweinen wird man den Fokus in den kommenden Jahren auch auf autochthone Rebsorten legen. Es ist kein kurzfristiges Projekt, es ist ein Engagement für Generationen, bei dem sich jede Generation basierend auf den Erfahrungen der vorhergehenden einbringen wird. Die Vinifikation der Weine wird vom lokalen Wine Maker Pedro Correira und Charles Symington als Head Wine Maker verantwortet. Gemeinsam wachsen sie mit den Weinen und jedem neuen Jahrgang. Fünf Jahre nach der Präsentation des ersten Jahrgangs ist die Quinta gut positioniert.

Hinaus in die Welt

Nachdem mit dem Engagement im Alentejo der erste Schritt jenseits des Douro getan war, folgten weitere Schritte. Im Mai 2023 wurde im Norden Portugals, in Monção and Melgaço, einer Subregion der Vinho Verde DOC, die Casa de Rodas erworben, um gemeinsam mit dem legendären Vinho-Verde-Produzenten ­Anselmo Mendes Premium-Alvarinho zu produzieren. Neben der Erweiterung des Portfolios spielt Nachhaltigkeit in allen Belangen der Unternehmung eine grosse Rolle, zusätzlich zu sozialem Engagement für Land und Leute.

Florão Red 2019

Vinho Regional Alentejano
2024 bis 2027

Dichtgewoben, konzentrierte dunkle Frucht, ein Hauch Eukalyptus und ­Lakritz. Noten von dunklen Waldfrüchten am Gaumen, dazu Gewürze wie Nelke und etwas Muskatnuss, feinkörniges Tannin.

Mariage: Zu herzhaften, reichhaltigen Gerichten, gegrilltem Fleisch und rezentem Käse.

Alicante Bouschet 2018

Alentejo DOC
2024 bis 2029

Sehr aromatisch in der Nase mit Waldfrucht und einem Hauch Süssholz. Komplex am Gaumen mit dunklen Beeren, aber auch Schokolade und Röstnoten. Kraftvoller Wein mit Potenzial.

Mariage: Zu gegrilltem oder geschmortem Fleisch, Lammkoteletts und deftigen Eintopfgerichten.

Otima Colheita

Tawny Port 1992
2024 bis 2060

Salzige Noten, auch Nuss, Butterscotch und etwas Honig. Seidig und elegant auf der Zunge mit zarten Zitrus- und Orangennoten, Süsse und Kraft in feiner Balance.

Mariage: Hervorragender Begleiter zum salzigen Apéro mit Oliven, Jamón und Salzmandeln oder zum Dessert mit Apfeltarte oder auch gebrannter Crème.