Weisswein-Boom, US-Zölle und Konsumzurückhaltung
Rioja muss wohl Rebflächen aufgeben

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 09.04.2025
Die Welt trinkt immer weniger Rotwein – daraus will nun auch die spanische Prestige-Region Rioja die Konsequenzen ziehen. Die Erzeuger erwögen, mittelfristig Weinberge stillzulegen, um eine Überproduktion zu vermeiden, erklärte José Luis Lapuente, Generaldirektor des Aufsichtsrates der DOCa Rioja, gegenüber der englischen Branchenzeitschrift The Drinks Business.
Der weltweite Rotweinkonsum hatte 2004 sein Höchststand erreicht, seither ist er rückläufig. Seit 2013 werden mehr Weiss- als Rotweine erzeugt. Die berühmte Rotweinregion Rioja hatte sich bisher als widerstandsfähig gegen diesen Trend erwiesen. Noch werden hier 84 Prozent des Umsatzes mit Roten erzeugt.
Lagerbestände zu hoch
Doch in den letzten Jahren habe es auch hier Überproduktionen gegeben, erklärte Lapuente gegenüber The Drinks Business. Dass die Lagerbestände im Laufe des Jahres 2024 – wie erwünscht – gesunken seien, sei einerseits auf die kleine Ernte des Vorjahres zurückzuführen.
30 Millionen Liter vernichtet
Allerdings hätten auch 30 Millionen Liter Wein zwangsdestilliert werden müssen. Zudem hätten viele Winzer die Früchte in den Weinbergen frühzeitig ausgedünnt («grüne Ernte»), um geringere Erntemengen bei höherer Qualität zu erhalten. Viele Weinerzeuger in Spanien fordern mittlerweile EU-Subventionen für die Stilllegung von Weinbergen, wie es sie im vergangenen Jahr bereits in Frankreich gegeben hatte.
Bis zu 14 % Rebfläche könnten wegfallen
Die Aufsichtsbehörde der DOCa Rioja geht derzeit davon aus, dass mittelfristig 7‘000 bis 9‘000 Hektar Weinberge in ihrem Gebiet aufgegeben werden könnten – das entspräche 11 bis 14 Prozent der Rebfläche.
US-Geschäft fällt quasi ganz aus
«Wir glauben nicht, dass der Markt für Rioja wachsen wird, und wir glauben nicht, dass er für irgendjemanden wachsen wird», prognostizierte Lapuente. Dabei verwies er auf stetig steigende Fixkosten und vor allem die US-Zölle auf europäischen Wein, die seit dem 9. April fällig werden und den Export in die Vereinigten Staaten nahezu komplett zum Stillstand gebracht haben.
Spanier trinken auch weniger
Doch auch der grösste Markt für Rioja, der spanische Inlandsmarkt nämlich, verhalte sich rückläufig. Auch die Spanier trinken generell jedes Jahr weniger Alkohol, und wenn, greifen sie vermehrt zu Bier und Cocktails. «Wir müssen realistisch und konservativ sein», konstatierte Lapuente abschliessend.