Schätzung der Europäischen Kommission
Geringere Weinernte in ganz Europa erwartet
Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 12. Oktober 2023
Die Europäische Kommission geht in ihrer ersten Prognose von geringeren Weinproduktion für 2023 im Vergleich zu 2022 aus. Sie erwartet, dass insgesamt 161 Millionen Hektoliter produziert werden, was einem Rückgang von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr und zwei Prozent unter dem europäischen Fünfjahresdurchschnitt entspricht. In einzelnen Weinländern, vor allem in den grossen, werden aber erheblich grössere Einbussen erwartet.
Pilzkrankheiten und Dürren
Spanien und Italien etwa verzeichnen in diesem Jahr erhebliche Rückgänge aufgrund von Pilzbefall und extremer Trockenheit. Italien erwartet ein Minus von 15 Prozent auf 42 Millionen Hektoliter, während Spanien nur mit 36 Millionen Hektolitern (minus 20 Prozent) rechnet. Frankreich wird in diesem Jahr mit geschätzten 45 Millionen Hektolitern voraussichtlich das Land mit der grössten Weinproduktion, obwohl auch hier Rückgänge verzeichnet werden.
Geringe Mengen kommen gelegen
Für die Weinindustrie ist der kleine Jahrgang allerdings weniger dramatisch, da viele europäische Weinländer Probleme damit haben, ihren gesamten Wein abzusetzen. In Frankreich, Spanien, Portugal und Ungarn etwa wurden schon überschüssige Weinmengen zu Industriealkohol destilliert, in anderen Ländern wie Italien und Deutschland könnte es auch bald soweit sein.
Rekordentschädigung für spanische Winzer
Derweil rechnet der spanische staatliche Agrarversicherer Agroseguro mit Rekordentschädigungen für die Winzer in Spanien. Im Frühjahr 2023 litten die Weinberge unter Frost, später im Jahr unter extremer Trockenheit und Hagel. Die Schäden werden auf über 100 Millionen Euro geschätzt, erklärte Agroseguro. Das ist über 50 Prozent mehr als im Vorjahr und damit die höchste Summe seit der Gründung des Agrarversicherungssystems im Jahr 1978. Die bisher größte Auszahlung von Agroseguro für Weinbergschäden belief sich auf 83,5 Millionen Euro – das war im Jahr 2021.