EU-Bericht zu Alkohol und Krebs

«Das könnte der Anfang vom Ende des Weinsektors sein»

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 15. Dezember 2021


Jede noch so kleine Menge Alkohol steigere das Krebsrisiko: So heisst es im aktuellen Bericht des EU-Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung BECA. Das will Ignacio Sánchez Recarte, Generalsekretär des europäischen Unternehmensverbandes der Weinbranche (CEEV) so nicht stehen lassen. «Seit Jahren sehen wir, wie bestimmte Akteure die Kommunikation über den Konsum alkoholischer Getränke und das Krebsrisiko vereinfacht und verharmlost haben. Wir dachten jedoch nicht, dass der BECA-Ausschuss des Parlaments nur einen Teilaspekt der wissenschaftlichen Ergebnisse berücksichtigen würde», sagte Sánchez Recarte im Interview mit der französischen Webseite für die Weinbranche vitisphere.com.

Förderung für Weinsektor auf der Kippe

«Im Moment stellt der Bericht nur die Position eines Sonderausschusses dar, aber er wird im Plenum abgestimmt und, wenn sich nichts ändert, wird er zu einem Bericht des Europäischen Parlaments.» Wenn das passiere, könnten die politisch Verantwortlichen «die Förderprogramme für den Weinsektor in Frage stellen, einschliesslich der Unterstützung für die Werbung. Und das könnte der Anfang vom Ende des Weinsektors sein, wie wir ihn kennen».

Sánchez Recarte hoffe, «dass unser Anliegen nicht als Lobbying verstanden wird, sondern als Aufforderung, alle wissenschaftlichen Elemente zu berücksichtigen und das Krebsrisiko nicht isoliert von allen Einflussfaktoren zu betrachten».

WHO: Auch moderater Konsum krebsfördernd

Der BECA-Bericht folgt dem Konzept der Weltgesundheitsorganisation WHO, wonach es «kein sicheres Mass für den Alkoholkonsum bei der Krebsprävention» gebe. Dies bedeutet, dass jeglicher und damit auch der moderate Konsum alkoholischer Getränke als krebsfördernd eingestuft wird. Die CEEV fordert wiederum, dass sich die Europäische Kommission weiterhin auf die Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums konzentriere. Ausserdem kritisiert der Verband, dass der BECA-Ausschuss generelle Beschränkungen für Alkoholwerbung und ein Verbot von Alkoholsponsoring bei Sportveranstaltungen fordert. Bisher gelten diese Beschränkungen nur für Veranstaltungen, die hauptsächlich von Minderjährigen besucht werden.

Der BECA-Bericht fordert zudem, eine Steuererhöhung auf alkoholische Getränke in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang pocht er auf eine Überarbeitung der Absatzförderungspolitik der Europäischen Kommission. Das könnte weitreichende Folgen für die Weinabsatzförderung haben.

Abstimmung Anfang 2022 geplant

Die Abstimmung über den Bericht im Plenum des Europäischen Parlaments wird voraussichtlich Ende Januar oder Mitte Februar 2022 stattfinden.

Das CEEV (Comité Européen des Entreprises Vins) in Brüssel vertritt rund 7'000 europäische Weinunternehmen. Diese machen laut CEEV über 90 Prozent des europäischen Weinexports aus.

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