«Der bessere Grauburgunder»
Weissburgunder-Gipfel in Baden
Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 24.07.2024
Hat Weissburgunder das Zeug, um neben Riesling die zweite weisse Leitrebsorte in Deutschland zu werden? Dieser Frage gingen Winzerinnen, Winzer und andere Weinexperten beim Weissburgunder-Gipfel nach, der in Leimen (Baden) stattfand. Denn immerhin sind 6‘300 Hektar Rebfläche in Deutschland mit der Sorte bepflanzt – so viel wie in keinem anderen Land.
Gastgeber war die «Weisse Burgunder Charta», der zwölf Weingüter aus dem Kraichgau und der Badischen Bergstrasse angehören.
Dominanz des Grauburgunders
Die Rebsorte, die in anderen Ländern auch als Pinot Blanc oder Pinot Bianco bekannt ist, bringt Weine hervor, die als sehr gute Essensbegleiter bekannt sind. Deshalb erfreuen sie sich in der deutschen Gastronomie immer grösserer Beliebtheit – dennoch bleibt der Weissburgunder bisher in der Wahrnehmung der Konsumentinnen und Konsumenten hinter Grauburgunder zurück.
Grund genug für die «Weisse Burgunder Charta», sich mit der Rebsorte auseinanderzusetzen. Inspiriert waren die badischen Winzer dabei vom Symposium «Spatium Pinot Blanc», das alle zwei Jahre in Südtirol von Winzern rund um Hans Terzer, Kellermeister der Genossenschaftskellerei St. Michael-Eppan, ausgerichtet wird.
Im Restaurant eine sichere Wahl
«Weissburgunder ist eine wunderbare Rebsorte, die uns einzigartige Weine schenkt – vom Einstieg bis zum Spitzengewächs», erklärte Hans Terzer als Podiumsgast in Leimen. «Ein guter Tipp, wenn ein Sommelier im Restaurant mal nicht greifbar ist: Wer Weissburgunder bestellt, macht in der Regel nichts falsch.»
«Leicht, elegant und moderat in der Säure»
Yvonne Heistermann, Präsidentin der Sommelier-Union Deutschland, ergänzte: «Weissburgunder wächst. Immer mehr Restaurants nehmen ihn auf die Weinkarte, weil er meist leicht, elegant und moderat in der Säure ist. Zudem spiegelt er sein Terroir gekonnt wider.»
Rebfläche in Deutschland wächst
Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim findet: «Der Weissburgunder hat eine Riesenzukunft bei uns in Deutschland. Weissburgunder ist in den vergangenen Jahren beispielsweise deutlich stärker gewachsen als Chardonnay.» Die Anbaufläche des Weissburgunders stieg zwischen 2012 und 2023 von 4‘450 auf 6‘300 Hektar.
Er trifft den Geschmack der Konsumenten
Alexandra Wrann, Chefredakteurin der Zeitschrift «Weinwirtschaft», berichtete über Erfahrungen, die Einkäufer aus dem Lebenmitteleinzelhandel mit ihr geteilt hätten: «Der Handel liebt Weissburgunder, verkauft ihn im Moment allerdings zu wenig. Das liegt vor allem an der Vorliebe der Deutschen für Grauburgunder» Ihre These: «Weissburgunder ist der bessere Grauburgunder. Frische, leichte und spritzige Weine – genau das, was Kunden sehen möchten.» Weissburgunder habe damit das Potenzial, eine «stilistische Lücke zwischen Riesling und Grauburgunder zu schliessen.»
Die badische Sommelière Natalie Lumpp plädierte: «Weissburgunder sollte der nächste Weintrend werden. Pinot Blanc hat das Zeug, um in Deutschland nach Riesling die zweite weisse Leitrebsorte zu werden.»
Star-Wein gesucht
«Rein qualitativ ist der deutsche Weissburgunder auf einem guten Weg», erklärte Hans Fink, Verleger vom Gault & Millau Weinführer. «Rund zehn Prozent der Weine in unseren Verkostungen sind Weissburgunder. Die meisten liegen im gehobenen Mittelfeld, einige reichen in die Spitze rein. Die Qualität steigt von Jahr zu Jahr, aber es fehlt aus meiner Sicht noch ein echter Star mit internationaler Strahlkraft. Das würde der Rebsorte sehr guttun.»