VINUM Weinguide Deutschland 2025 • Zehnthof Luckert
Weingut des Jahres 2025
Foto: zVg
Text: Harald Scholl | Veröffentlicht: 05.11.2024
Den einfachsten Arbeitsplatz haben die Luckerts nicht. Ulrich, Bruder Wolfgang und dessen Sohn Philipp bewirtschaften 17 Hektar im fränkischen Sulzfeld, dabei kämpfen sie immer wieder mit Spätfrost, Hagel und Peronospora. In anderen Lagen wäre es womöglich einfacher – aber das ist kein Thema für die hartnäckigen Franken.
Mal ehrlich: Habt Ihr euch manchmal gewünscht, der Zehnthof läge woanders? Dort, wo es klimatisch etwas weniger fordernd wäre?
Nee. Nein, überhaupt nicht. Wir waren immer davon überzeugt, dass sich gerade hier in Sulzfeld große Weine erzeugen lassen. Du musst mit dem Boden und den Lagen so verwurzelt sein, wie wir es sind. Sonst kommen am Ende vielleicht gute Weine heraus, aber keine Luckert-Weine. Wo du lebst und wo es dir gutgeht, da wo dein Herz ist, da kannst du auch was Großes machen. Und das Herz von Philipp, Wolfgang und mir hängt in Sulzfeld. Authentizität ist enorm wichtig für unsere Arbeit.
Welche Rolle spielt der Silvaner in eurem Betrieb? Hat er einen gewissen Anteil am Erfolg?
Ohne Silvaner wäre das alles nicht denkbar gewesen. Mit über 60 Prozent Silvaner im Rebsortenspiegel des Betriebs hat er eine absolute Ausnahmestellung. Wir lieben und vertrauen dieser Rebsorte, so eine Differenzierung der einzelnen Standorte wie mit dem Silvaner können wir uns bei keiner anderen Rebsorte vorstellen. Er steht im Maustal im Sulzfelder Berg, im Creutz, wir haben vier verschiedene Silvaner-Farben und jeder dieser Weine schmeckt unverwechselbar anders.
Der Zehnthof Luckert hat eine nicht ganz alltägliche Konstellation, drei echte Franken mit eigenem Kopf – wie geht das?
Ja, unsere Familienbande (lacht) … Die Stärke ist, dass wir alle drei immer das Maximum in Sachen Qualität suchen. Auch, wenn wir dabei nicht immer denselben Weg im Kopf haben. Die Umstellung auf den Ausbau im Holzfass, das war nicht unbedingt ganz spannungsfrei. Vor allem, weil es auch mit der Umstellung auf Spontangärung einherging. Da kam der Moment, in dem innerhalb der Familie recht angeregt diskutiert wurde, da standen schließlich handfeste wirtschaftliche Gründe dagegen. In der Sache streiten wir also schon miteinander, aber so, dass man am Ende mit einem Lachen auseinandergeht.
Bei den Verkostungen im diesem Jahr fielen uns die Rotweine besonders ins Auge, da scheint es noch einmal einen Sprung nach vorne gegeben zu haben.
Bei Spät- und Frühburgunder ist Philipp unser Mann, zum Glück mussten wir gar nicht groß auf ihn einreden, hier das Zepter in die Hand zu nehmen. Bei der Sauerei im Kelterhaus, wenn die blauen Trauben reinkommen, bin ich ganz froh, dass er das macht. Er muss hinterher nämlich auch putzen. Aber im Ernst: Wir sind schon ganz schön stolz auf unseren Jüngsten, dass er das so hinbekommt, und dass die Weinkritiker das auch würdigen.
Was bedeutet so eine Auszeichnung wie die zum „Weingut des Jahres“ für euch?
Ich habe immer gesagt, wenn das einmal passiert, dann gehe ich in Rente. Dafür bin ich – genau wie Wolfgang – aber doch noch zu jung. Es war immer unser großes Ziel einmal ganz oben zu stehen. Es ist weitaus mehr als nur ein Titel, da reihst du dich ein in die großen Namen in Deutschland. Und das wir, aus dem kleinen Sulzfeld. Eigentlich ist es echt ein Wahnsinn.
Kontaktdaten
Weingut Zehnthof Luckert
Kettengasse 3–5
97320 Sulzfeld
Tel. +49 9321 23778
luckert@weingut-zehnthof.de
www.weingut-zehnthof.de
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