Bernd Philippi mit 72 Jahren gestorben

Text: Alice Grundlach | Veröffentlicht: 14. Juni 2023

Einer der für die Pfalz prägendsten Winzer ist tot: Bernd Philippi ist im Alter von 72 Jahren nach langer schwerer Krankheit gestorben. Er galt als Pionier im Weinberg, vor allem in der Lage Kallstadter Saumagen. Er war einer der ersten in Deutschland, der trockene und reifefähige Weine erzeugte.

Im Kallstadter Weingut Koehler-Ruprecht war er von 1986 bis 2009 Kellermeister. Vor allem ihm verdankt der Kallstadter Saumagen sein internationales Renommee. Schon lange bevor es bei vielen anderen Spitzenweingütern zum Standard wurde, baute Philippi Riesling und Spätburgunder im gebrauchten Holzfass und mit langer Reife aus. Insbesondere seine Spätburgunder aus dem Kallstadter Saumagen galten als einige der besten in Deutschland.

Ein rebenvernarrter Spinner

«Der Spiegel» schrieb 1996 über ihn, dass alle Welt zum Weinkaufen zu ihm nach Kallstadt wolle, er sei ein Weinverrückter, ein Künstler, ein rebenvernarrter Spinner. Sein Erfolgsrezept: Penible Weinbergsarbeit, selektive Handlese, keine Reinzuchthefen. «Als ich den Betrieb 1986 von meinem Vater gepachtet habe, war dieser Weinstil nicht so geschätzt. Heute wollen ihn viele nachahmen», erklärte er im Jahr 2017 gegenüber VINUM. Mit den aktuellen Weinen von anderen Weingütern aus dem Saumagen haderte er: «Die (Lage) ist so grossartig, ich ärgere mich, was die jungen Winzer zum Teil daraus machen. (…) Das ist alles nur auf Profit ausgerichtet.»

Unterwegs in in Neuseeland, Südafrika und Portugal

Später wurde Philippi zum «Flying Winemaker», also zum reisenden Kellermeister. Ausser in Deutschland war er auch in Neuseeland, Südafrika und Portugal tätig. Im Jahr 2000 erwarb er zusammen mit dem Rheingauer Top-Winzer Bernhard Breuer das Weingut Quinta da Carvalhosa im Douro, später schloss sich ihnen auch der Ahrwein-Pionier Werner Näkel an.

Zurück zum Saumagen

Im Jahr 2009 verkaufte er das Weingut Koehler-Ruprecht, blieb aber als Berater für den Betrieb aktiv. Ausserdem hatte er bis zuletzt mit dem Pfälzer Winzerkollegen Stefan Knipser ein Garage-Winery-Projekt, die Saumagen GbR. In diesem Rahmen baute er die Weine aus der Kallstadter Spitzenlage auf seine Weise aus: mit der Zeit, die sie brauchen.