Risiken des Alkoholkonsums

Britischer Statistiker nennt jüngste Bewertungen übertrieben

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 05.09.2024


Eine «sinnlose Besessenheit» von Alkoholkonsum-Mengen hat ein britischer Statistiker manchen Gesundheitsexperten attestiert. In der Sendung «The Food Chain» im britischen Radiosender BBC positionierte sich Sir David Spiegelhalter von der Universität Cambridge damit gegen die jüngsten Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.

«Nicht gefährlicher als Autofahren»

Der Zusammenhang zwischen Alkohol und einem frühzeitigen Tod werde deutlich übertrieben, erklärte Spiegelhalter. Das statistische Gesamtrisiko, das ein Bier oder Wein pro Tag für die Lebenserwartung sei nicht höher sei als das Risiko beim Autofahren oder beim Verzehr von Speck.

«Kein sicheres Mass beim Leben»

Andere Untersuchungen hätten vielmehr gezeigt, dass geringer Alkoholkonsum gesundheitliche Vorteile haben könne. «Ehrlich gesagt ärgert es mich, wenn die Gefahren niedriger Mengen übertrieben werden, besonders bei Behauptungen wie «Kein Alkoholkonsum ist sicher.» Zunächst glaube ich nicht, dass die Beweise dies stützen, und ausserdem gibt es auch kein sicheres Mass beim Autofahren, kein sicheres Mass beim Leben, aber niemand empfiehlt hier Enthaltsamkeit.»

Moderate Konsumenten nicht vergrätzen

Zudem warnte er vor dem politischen Risiko, Menschen, die bereits wenig Alkohol trinken, dazu aufzufordern, noch weniger zu konsumieren, da dies zu Misstrauen gegenüber Gesundheitsexperten und deren Richtlinien führen könnte.

Faktor Lebensfreude nicht berücksichtigt

Spiegelhalter hob auch eine wichtige, oft übersehene, psychische Komponente von Alkohol hervor: Er bereite den Trinkenden Freude. Diese soziale Dimension in diesen Diskussionen werde nie erwähnt. Menschen nutzten Alkohol, um Ängste beim sozialen Austausch zu lindern.

Alkohol als Geschmacksträger

Ausserdem sei Alkohol auch wegen seines Geschmacks beliebt und spiele eine wichtige Rolle beim Essen. «Ich denke, wir sollten einfach akzeptieren, dass Menschen aus einem Grund trinken – sie geniessen es tatsächlich.»

Rotwein aus mediterraner Diät entfernen?

Spiegelhalter bezog sich mit seinen Aussagen auf die jüngst veröffentlichten Empfehlungen der WHO, dass es kein sicheres Mass für Alkoholkonsum gebe. Unter anderem hatte die Organisation empfohlen, Rotwein aus der sogenannten «Mediterranen Diät» zu entfernen, die als besonders gesundheitsförderlich gilt. In der Getränkeindustrie hatte diese Veröffentlichung für Unruhe gesorgt.

Spiegelhalter hatte sich bisher mit seinen Analysen der Covid-Daten einen Namen gemacht.

 

Zurück zur Übersicht