VINUM Weinguide Deutschland 2025
Die Nominierten 2025
Fotos: z.V.g., SIXDESIGNS, Jana Kay, Andreas Durst, z.V.g.
Zwei im besten Sinne prachtvolle und dabei doch gänzlich unterschiedliche Jahrgänge bestimmen das Geschehen in der neuen Ausgabe des «VINUM Weinguide». Waren es 2023 vor allem die weissen Rebsorten, allen voran Riesling und Silvaner, die für Aufsehen sorgten, dürfte der Jahrgang 2022 für den Spätburgunder einen Meilenstein darstellen. Das «VINUM Weinguide»-Team um die beiden Chefredakteure Matthias F. Mangold und Harald Scholl hat über viele Monate hinweg die Winzerinnen und Winzer auf ihren Weingütern besucht, weit mehr als 10 000 Weine zum Teil mehrfach verkostet und abschliessend bewertet.
In verdeckten regionalen Proben und einer mehrtägigen nationalen Finalprobe wurden im September 2024 schliesslich die Besten der Besten ermittelt. Herausgekommen ist einmal mehr das umfassendste, aktuellste und kompletteste Kompendium des deutschen Weins. Die Unabhängigkeit der Beurteilungen ist nach wie vor der wichtigste Massstab für das Team. Um sie zu gewährleisten, war die Teilnahme für die Weinbaubetriebe wie immer kostenlos. Ganz allein die Bewertung der Qualität der Weine entscheidet über die Aufnahme in den «VINUM Weinguide». Diese redaktionelle Freiheit ist ein nicht verhandelbares Gut.
Eine Besonderheit des «VINUM Weinguide» sind die ausführlichen Proben gereifter Weine. Diese Verkostungen, für die häufig die privaten Schatzkammern der Winzerinnen und Winzer herhalten müssen, zeigen eindrucksvoll das Reifepotenzial von Riesling, Spätburgunder und Silvaner. Auch dank der im Kaufpreis enthaltenen VINUM-App ist der «VINUM Weinguide 2025» wieder der perfekte Begleiter für alle, die fundierte Informationen zu schätzen wissen.
Nominierte Winzerinnen /Winzer des Jahres
Clemens Busch
Mosel
Von einer Legende könnte man bei Clemens Busch natürlich sprechen. Aber wer wollte diesen etwas verstaubten Titel dem immer noch quirligen Moselzauberer zusprechen?
Zwölf (!) Weine mit 94 Punkten und mehr – die Kollektion des Weinguts Busch aus Pünderich an der Terrassenmosel war in diesem Jahr eine Demonstration. Aber eine, die grundsätzlich niemanden überrascht hat. Denn was Clemens mit seiner Frau Rita und seit einigen Jahren auch mit Sohn Johannes in diesem einmaligen Stück Weinlandschaft geschafft hat, dürfte selbst weltweit ohne Beispiel sein. Acht Grosse Gewächse aus 2023 und 2022 wurden gezeigt, nicht eines enttäuschte. Vor allem die 2022er strahlen Gelassenheit und Ruhe aus, brillieren in ihrer Transparenz. Wie fein geschliffene Brillanten, ein Ausbund an Finesse.
Julian Huber
Baden
Vater Bernhard Huber galt als DER deutsche Spätburgunder-Winzer. Sohn Julian hat diese Rebsorte mit seinem ganz eigenen Stil auf ein noch höheres Niveau gehoben.
Der Jahrgang 2022 ist ein Wendepunkt für deutschen Spätburgunder. Eigenständiger und brillanter glänzten diese Weine noch nie. Ganz vorne bei diesem fast historischen Ereignis steht Julian Huber. Seit über 700 Jahren werden Weinberge in Malterdingen kultiviert, das ist tief verwurzelt in der Natur und den Menschen. Dieses Erbe bringt Julian mit Sortentypizität, präziser Aromatik und gekonntem Holzeinsatz zum Leuchten. Julian hat den nach seinem Vater benannten Preis für den besten Spätburgunder im «VINUM Weinguide» mehr als einmal gewonnen. Sein Können endet nicht beim Pinot Noir, wie die ebenfalls brillanten Chardonnay zeigen.
Zehnthof Luckert
Franken
Es wäre wie Eulen nach Athen zu tragen, wenn man anmerken wollte, wie aussergewöhnlich die Silvaner aus den Händen der drei Luckerts sind.
Ulrich, Bruder Wolfgang und dessen Sohn Philipp haben es selten leicht im heimischen Sulzfeld. Frost, Hagel, Regen – das Wetter hat ihnen in den letzten Jahren mehr als nur einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit fränkischem Starrsinn haben die drei ohne Verzweiflung dagegen gearbeitet, und sie haben es geschafft. Umso fas-zinierender ist, wie klar und mit welcher Leichtigkeit alle ihre Weine zu begeistern wissen. Silvaner ist in ihren Händen in neue Dimensionen vorgestossen, die Präzision, die feine gelbfruchtige Aromatik, die Salzigkeit und die mundwässernde Säure lassen alle ihre Weine zu kleinen Kunstwerken werden.
Nominierte Aufsteiger des Jahres
Weingut Hees
Nahe
Nach manchen Weinbaube-trieben muss man regelrecht suchen, gerade wenn sie nicht mit bekannten Lagen glänzen können. Das Weingut Hees ist so ein Fall.
«Ab vom Schuss» sagt man da wohl. Marcus Hees betreibt Weinbau schon in 9. Generation in Auen am Rande des Soonwaldes, einem Seitental der Nahe. Die Weine seiner Kollektion sind eigenwillig, charakterstark und unverwechselbar. Er bevorzugt aus Prinzip geringe Erträge mit spätem, vollreifem Lesegut, selektive Lese per Hand, behutsame Verarbeitung, Spontanvergärung mittels wilder Hefen und späte Füllung. Das Ergebnis sind rassige, knackige, mineralisch-aromatische Rieslinge von grosser Tiefe. Dieses Streben nach Perfektion, das Handwerk und sein Qualitätsbewusstsein wurden mit dem vierten Stern honoriert. Ein echter Aufsteiger im «VINUM Weinguide 2025»!
Weingut Rappenhof
Rheinhessen
Klaus Muth war als Rechtsanwalt, Tochter Elisabeth als Architektin tätig. Wenn das ein Rezept ist, ein Weingut nach oben zu bringen, sollten es mehr den Muths nachmachen.
Seit einigen Jahren ist Elisabeth Muth zusammen mit ihrem Vater Klaus in der Betriebsleitung. Und dieses Zusammenspiel der 12. und 13. Generation in der Geschichte der Familie scheint gut zu funktionieren, was selten genug der Fall ist in der Weinwelt. Vielleicht liegt es daran, dass beide vorher etwas Weinfremdes gemacht haben. Die aktuelle Kollektion ist eine unglaubliche Steigerung gegenüber früheren Jahren. Natürlich dominiert Riesling mit 70 Prozent Rebfläche, aber auch Chardonnay und Spätburgunder machen eine gute Figur. Jetzt steht für den 45-Hektar-Betrieb die Umstellung zum Bioanbau an.
Weingut Robert Weil
Rheingau
Die Auszeichnung als «Aufsteiger des Jahres» fehlt Wilhelm Weil noch, «Winzer des Jahres» war er schon. Was soll man machen, wenn man eine Kollektion wie die seine würdigen möchte?
Das Weingut Robert Weil ist eine der Grundfesten der deutschen Weinkultur, ein Leuchtturm, der für den deutschen Wein viel getan hat. Es gibt wenige, die so konsequent an deutschen Riesling als grosse Rebsorte glauben. Mit seinem über alle Massen strahlenden Gräfen-berg VDP.GG aus 2023 und einer Flöte von Endneunziger-Punkte-Weinen im edelsüssen Bereich, holte sich Wilhelm Weil den fünften Stern zurück. Ein Aufstieg, der nicht nur überfällig war, sondern uns in die Lage versetzt, den Mann und sein wunderbares Wirken endlich einmal wieder vorn anzustellen.
Nominierte Entdeckung des Jahres
Jonas Kurek
Württemberg
Irgendetwas muss da sein, im schönen Nonnenhorn am Bodensee. Mit Jonas Kurek macht sich schon der zweite Winzer daran, die deutsche Weinwelt aufzumischen.
Was für ein Debüt für Jonas Kurek im «VINUM Weinguide»! Seine 2022er-Weine haben die Verkoster durchweg überzeugt, unabhängig von der Farbe. Der Chardonnay verfügt über eine moderne burgundische Art mit feinem Holz, der Seehalde überzeugt mit Schliff und strahlender Frische, der Sonnenbichl ist saftiger und geschmeidiger mit nobler Lohe. Und Kureks Händchen für Rotweine belegt der Nonnenhorner Spätburgunder, der beschwingt und süffig ins Glas fliesst. Hier schliesst sich auch die Liste der «VINUM Weinguide»-Nominierten in diesem Jahr: Jonas Kurek hat bei Julian Huber in Malterdingen gelernt. Was für ein Zufall.
St. Georgenhof
Pfalz
Wer den Beruf des Winzers bei Thomas Siegrist oder Gerd Bernhart gelernt hat, weiss, was er tun muss, um grossartige Weine auf die Flasche zu bringen.
Marcel Fischer hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Und er bleibt nicht beim Erlernten stehen, es ist für ihn die Basis, auf der er sich weiterentwickeln möchte. Was ihm offenkundig gelingt, wie der erfolgreiche Aufbau einer eigenen Linie deutlich zeigt. Die Ergebnisse sind überaus vielversprechend, selbst seine einfacheren Weine sacken nicht ins Beliebige und zeigen Individu-alität. Der Grauburgunder Löss gelingt ihm sehr ernsthaft, der Chardonnay «In den Lochäckern» geradezu mundwässernd, der Springbok aus Chenin Blanc und der Sauvignon Blanc mit hinreissender Aromatik. Da bleibt nur zu sagen: Willkommen im «VINUM Weinguide», Marcel!
Weingut Milz
Mosel
Von null auf zweieinhalb Sterne – so einen Einstand gab es selten. Sebastian Schmidtke, Geschäftsführer des Weinguts Milz, hat die Verkoster schlichtweg vom Hocker gehauen.
Dieser mit gleich zweieinhalb Sternen fulminante Einstieg in den Guide ist aber absolut verdient und intern keine grosse Überraschung. Denn die Weine tauchten das eine oder andere Mal auf Messen auf, wurden aber noch nicht im neutralen Raum unter die Lupe genommen. Sie sind komplex und werden zum Teil im Holzfass ausgebaut. Deshalb brauchen sie viel Aufmerksamkeit und Luft. Die Stilistik des Betriebs ist geprägt von reifer Intensität und präziser Säure. «Leicht wie eine Feder, fest wie ein Stein», haben die Verkoster begeistert notiert. Hier wird mit Schliff und Transparenz ge-arbeitet, was die Weine in Richtung Burgund verortet.